Bundesliga

Didi Kühbauer im Interview: "Im Fußball muss man wissen, was machbar ist"

Der LASK-Trainer über seinen dritten Sabitzer

Didi Kühbauer im Interview: "Im Fußball muss man wissen, was machbar ist"

Erstes Ziel für Didi Kühbauer und seinen LASK ist die Meistergruppe.

Erstes Ziel für Didi Kühbauer und seinen LASK ist die Meistergruppe. GEPA pictures

Herr Kühbauer, Sie sind jetzt seit knapp zwei Monaten LASK-Trainer, wie würden Sie das Leistungsvermögen Ihrer Mannschaft einstufen?

Als ich gekommen bin, musste ich mir einmal eine Übersicht verschaffen. Beim LASK ist in den letzten zwei Jahren ja ein Stilbruch passiert, das heißt, es wurde nicht mehr mit dem intensiven Pressing agiert wie noch vor zwei Jahren. Mein Ziel ist es, die Spieler bestmöglich einzusetzen, um erfolgreich zu sein. Wir haben sehr viele gute Fußballer, deshalb wollen wir auch viel mit dem Ball spielen, aber natürlich gehört das Pressing auch dazu. Wir werden auf jeden Fall eine bessere Rolle spielen als im Vorjahr.

Wird die Spielidee eine ähnliche sein, wie Sie sie bei Rapid praktiziert haben?

Ich bin ein Trainer, der das spielen lässt, was die Mannschaft kann. Man muss im Fußball wissen, was machbar ist. Ohne die damaligen Spieler abwerten zu wollen, aber beim SKN St. Pölten haben wir mit Fünferkette gespielt, weil wir fußballerisch nicht so agieren hätten können wie andere Mannschaften. Beim LASK haben wir eine gute Mannschaft, aber das bedeutet noch nicht, dass sie deshalb erfolgreich sein muss. Wir müssen uns ein System erarbeiten, von dem die Mannschaft überzeugt ist und an dem sie auch nach Niederlagen, die sicher auch kommen werden, nicht gleich zweifelt. Wir werden auch andere Systeme in petto haben, aber ich bin keiner, der erzählt, dass seine Mannschaft 77 Systeme drauf hat, von denen dann bestenfalls zwei funktionieren.

Der LASK ist diesmal nicht im Europacup engagiert, kann das - wie etwa im Vorjahr für die Austria - ein Vorteil sein?

Ich müsste lügen, wenn ich nicht ja sagen würde. Grundsätzlich ist es natürlich ein Vorteil, wenn du von Samstag zu Samstag spielst und dich entsprechend vorbereiten kannst. Man kann besser trainieren, man hat die Belastungen nicht, die Flüge nicht, den ganzen Stress nicht. National ist der Stress auch da, aber nicht so schlimm. Deshalb: Ja, so leid es uns tut, dass wir dieses Jahr nicht international dabei sind, aber das kann schon ein Vorteil für uns sein.

Wo würden Sie den LASK einreihen, bei Sturm und Rapid?

Rapid hat schon aufgerüstet, aber darauf schaue ich jetzt nicht. Wir schauen, auch wenn es ein alter Spruch ist, von Spiel zu Spiel. Unser Ziel ist einmal die Meisterrunde und wir werden alles tun, um dieses Ziel zu erreichen. Mit der Punktehalbierung werden dann die Karten sowieso wieder neu gemischt.

Haben Sie auf den Positionen, auf denen Sie Schwächen ausgemacht haben, die Verstärkungen bekommen, die Sie sich gewünscht haben?

Wir halten natürlich immer die Augen offen und es gibt schon noch die eine oder andere Position, wo wir noch etwas brauchen werden. Aber mit Marin Ljubicic haben wir jetzt einmal einen Stürmer mit sehr gutem Potenzial dazu bekommen. In den ersten Trainingseinheiten hat er mir schon sehr gut gefallen. Noch ist es zu früh, ein Urteil abzugeben, aber es geht schon in die richtige Richtung. Ein Störfaktor sind noch die etlichen Verletzten aus der Vorsaison. Wenn sie zurückkommen, tun wir uns wieder leichter.

Na gut, wenn ich nicht gekommen wäre, wäre er ja nie aufgestiegen.

Didi Kühbauer über seine Zeit mit Herfried Sabitzer bei Mattersburg

Thomas Sabitzer ist jetzt schon der dritte Sabitzer, mit dem Sie zusammenarbeiten. Bis jetzt immer erfolgreich. Mit seinem Onkel Herfried sind Sie in Mattersburg aufgestiegen.

Na gut, wenn ich nicht gekommen wäre, wäre er ja nie aufgestiegen (lacht). Aber das war eine andere Generation. Ohne Internet, ohne Social Media. Es war lockerer und der Herfried war ein lockerer Typ. Beim Laufen konntest du ihn rückwärts überholen, dafür war er einer der besten Kopfballspieler, mit denen ich je gespielt habe. Er hat mit dem Kopf aus einem toten Ball einen gefährlichen Ball machen können.

Letzteres kann man von Marcel, den Sie bei der Admira zum Nationalspieler geformt haben, nicht behaupten?

Eigentlich müsste man ja einen DNA-Test machen! Der Herfried war ein Linker, der Marcel ist ein Rechter. Anders als sein Vater besitzt er Schnelligkeit, ist aber überhaupt kein Kopfballspieler. Als Fußballer sind sie wirklich grundverschieden. Marcel hat eine unglaubliche Karriere hingelegt, dabei war er, als ich damals bei der Admira übernommen habe, schon auf dem Abstellgleis. Aber ich habe ihn schnell wieder in die Spur gebracht und er ist noch bei der Admira zum Nationalspieler geworden. Ich hoffe, dass es für ihn auch jetzt wieder nach oben geht. Weil seine Rolle bei den Bayern kann für ihn nicht zufriedenstellend sein.

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Und Thomas, ist etwas typisch Sabitzer an ihm? Immerhin hat er wie Herfried und Marcel schon einen Hattrick in der Bundesliga erzielt. Das hatte noch keine Familie geschafft.

Er hat auf jeden Fall ein Sabitzer-Gesicht! Aber sonst kann ich über den Thomas noch kein Urteil abgeben, obwohl ich ihn vor längerer Zeit schon einmal auf meiner Liste gehabt habe. Er hat wegen einer Verletzung die erste Trainingswoche verpasst, deshalb kenne ich ihn erst seit ein paar Tagen. Er hat eine sehr gute letzte Saison gespielt. Ich habe ihm gesagt, dass er seine Chance kriegen wird, wenn er gut trainiert. Aber Geschenke gibt es nur zu Weihnachten und zum Geburtstag. Es liegt an ihm.

Noch eine Personalie: Peter Michorl war jahrelang unumstritten. In der Vorsaison ist erstmals Kritik aufgekommen, es war sogar die Rede, dass er abgegeben werden könnte. Was halten Sie von ihm?

Was vor meiner Zeit war, ist mir egal. Ich beurteile das, was ich selbst sehe - und das war bisher sehr gut. Er ist ein sehr intelligenter Spieler mit einem sehr guten Linken. Die Spielweise, die wir jetzt praktizieren, gefällt ihm auch. Deshalb schaue ich nicht in die Vergangenheit, sondern nach vorne. Auch die besten Spieler haben ihre Ups and Downs, vielleicht hat auch der Peter eine Schwächephase gehabt. Aber wenn er am Ball bleibt, gehe ich davon aus, dass er ein sehr wertvoller Spieler für uns sein wird.

Interview: Horst Hötsch