Nordost

Die "Feierabend-Fußballer" aus Eilenburg mischen wieder mit

"Mit dem besten Zusammenhalt zum Klassenerhalt"

Die "Feierabend-Fußballer" aus Eilenburg mischen wieder mit

Trainer Sascha Prüfer baut auf einen großen Kader.

Trainer Sascha Prüfer baut auf einen großen Kader. IMAGO/opokupix

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"Wir haben den Feierabend-Fußball so professionalisiert, dass wir zu den 25 besten Teams des Ostens gehören", sagt der Sportchef des FC Eilenburg, Stephan Hofmann, voller Stolz. Nur ein Jahr nach dem bitteren Abstieg sind die Nordsachsen auf die Regionalliga-Bildfläche zurückgekehrt. 2021/22 musste der FCE als Fünftletzter in den sauren Abstiegsapfel beißen, weil der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) die Liga von 20 auf 18 Teams eindampfte.

Während sich die Mitabsteiger VfB Auerbach, Optik Rathenow, Union Fürstenwalde und Tasmania Berlin nach einem Aderlass durch die Oberliga quälten, fiel der FCE nicht auseinander, thronte in der Rückrunde ausnahmslos auf dem ersten Platz in der Oberliga NOFV-Süd und stieg verdient auf. "Die Grundlage für den diesjährigen Oberliga-Meistertitel wurde in der Regionalliga gelegt", blickt Hofmann zurück.

Der Zusammenhalt soll den Außenseiter nun auch in der Regionalliga tragen. "Wir werden niemals die besten Spieler in der Liga haben. Unser Ziel ist es aber, mit dem besten Mannschaftszusammenhalt die Klasse zu halten", macht Hofmann klar. Der FCE setzt dabei auf ein eingespieltes Team. Nur vier Spieler verabschiedeten sich. Die Routiniers Adam Fiedler und Toni Majetschak gaben frühzeitig ihr Karriereende bekannt, zudem verließen Ergänzungsspieler Alec Nathe (Tapfer Leipzig) und Dong-min Kim (vereinslos) den Klub. Leistungsträger wie Philipp Sauer, Andi Naumann, Alex Vogel oder Tim Bunge spielen seit vielen Jahren bei der "Macht an der Mulde", dazu gehören mit Christoph Bartlog, Anton Rücker, Lennert Möbius, Jordan Loppe, Niklas Rohleder (zuletzt vier Jahre im Nachwuchs von RB Leipzig), Nils Tzeuschner und Benjamin Luis sieben Eigengewächse zum Regionalliga-Kader.

Der ist in der Breite im Vergleich zur ersten Saison in der Regionalliga gewachsen und umfasst 26 Spieler. Den Grund für den XXL-Kader erklärt Trainer Sascha Prüfer: "Wir haben nicht die Möglichkeit, am nächsten Tag zu regenerieren, weil wir einfach wieder arbeiten gehen. Deshalb ist es wichtig, dass wir viele Spieler haben. Jeder wird am Ende gebraucht."

Wir haben den Feierabendfußball so professionalisiert, dass wir zu den 25 besten Teams des Ostens gehören.

Sportchef Stephan Hofmann

Prüfer übernahm den FCE nach dem Abschied von Langzeittrainer Nico Knaubel (private und berufliche Gründe) in der vergangenen Saison und ging prompt als Meistertrainer in die Geschichte des Vereins ein. Prüfer, der bisher nur unterklassige Teams trainierte, gelang in seiner Debüt-Spielzeit ein Punkteschnitt von 2,06. Für den Brandenburger geht mit der Regionalliga ein Traum in Erfüllung. "Ganz ehrlich, wenn man sich in der Tabelle die Wappen anschaut, erschlägt es einen."

Der FC Eilenburg stemmt das Abenteuer Regionalliga ohne einen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter und ist damit ein krasser Gegenentwurf der Konkurrenten. "Die Vorbereitung des Ligaspielbetriebes ist ein Kraftakt", sagt Präsident Uwe Stark und erklärt mit Blick auf die Finanzen: "Große Sprünge sind mit dem Etat nicht möglich, aber uns ist die solide finanzielle Grundlage wichtig."

Auch die Spieler können vom Verdienst nicht leben, stattdessen wurden die acht Neulinge mit Jobs und guten Bedingungen gelockt. Für Tore sollen künftig der französische Weltenbummler Christopher Bibaku (27/zuletzt VFC Plauen) und Ibrahim Al-Dawoud (22/MSV Pampow) sorgen. Beide trafen letzte Saison in der Oberliga zweistellig. Als Ersatz für Abwehrroutinier Toni Majetschak (Karriereende) wurde Quentin Seidel (20/SV Lichtenberg 47), der die meiste Regionalliga-Erfahrung aller Neuzugänge besitzt, verpflichtet. Moritz Kretzer (25/VFC Plauen) und Dervis Erkan (Carl Zeiss Jena) sollen das Mittelfeld bereichern und die blutjungen Arne Rühlemann (18/Hallescher FC U 19), Niklas Rohleder (17/RB Leipzig U 17) und Hugo Jung (19/1. FC Lok Leipzig U 19) mit jugendlicher Frische glänzen.

Große Sprünge sind mit dem Etat nicht möglich, aber uns ist die solide finanzielle Grundlage wichtig.

Präsident Uwe Stark

Gelassenheit werden die Eilenburger brauchen, um sich im Haifischbecken freizuschwimmen und mindestens einen Kontrahenten hinter sich zu lassen. Das reicht möglicherweise zum Klassenerhalt - und genau dieser ist das Ziel des Underdogs, der mit Feierabend-Fußball den Traditionsklubs ein Bein stellen will. "Die Regionalliga ist aber immer noch die höchste Amateurspielklasse. Es muss deshalb auch Ziel von Amateurvereinen sein, dort zu spielen", sagt Hofmann mit einer Portion Selbstbewusstsein.

Regionalligareif ist die Infrastruktur. Das Ilburg-Stadion wurde letzte Saison mit einer topmodernen LED-Flutlichtanlage ausgestattet, im Sparkassen-Nachwuchsleistungszentrum kann auf vier Plätzen - darunter ein neuer Kunstrasen - trainiert werden. Jetzt hofft der Verein auch auf einen größeren Zuschauerzuspruch. In der Oberliga-Saison verirrten sich im Durchschnitt nur 150 Fans in die Hainicher Aue. "Mannschaft und Verein haben viel mehr verdient", weiß Stark.

Sanny Stephan

Die Stadien der Regionalliga Nordost