National Hockey League

Filetierte Oilers ausgebuht: Die Gründe für den schwachen Start

0:3 gegen die New York Rangers

Filetierte Oilers ausgebuht: Die Gründe für den schwachen Start

Ratloser Blick: Auch Leon Draisaitl blieb diesmal ohne Scorerpunkt.

Ratloser Blick: Auch Leon Draisaitl blieb diesmal ohne Scorerpunkt. NHLI via Getty Images

Im ersten Drittel hielt Torwart Stuart Skinner die Oilers mit teils spektakulären Paraden noch im Spiel, im Mitteldrittel aber filetierten die Rangers ihren Gegner nach Belieben. Verteidiger Adam Fox (24.) nutzte die chronische Oilers-Schwäche in Unterzahl zur Führung, Braden Schneider (33.) und Alexis Lafreniere (39.) machten früh den Deckel drauf.

Die Suche nach Ursachen für diesen desaströsen Saisonstart mit drei Punkten aus sieben Partien führt zu altbekannten Schwächen: Die Defensive hat diesen Namen nicht verdient, fing sich lediglich beim bislang einzigen Saisonsieg - einem 6:1 bei den Nashville Predators - weniger als drei Gegentore, dafür aber auch schon sieben kürzlich in Minnesota oder gar acht zum Auftakt in Vancouver. Matthias Ekholm und Brett Kulak aus der Abwehr verpassten weite Teile der Vorbereitung verletzt, aber das allein taugt als Erklärung nicht. Der gehypte Evan Bouchard ist ein toller junger Offensivverteidiger, in seinem Hauptbeschäftigungsfeld, der Defensive, jedoch zu oft Ausgangspunkt von Gegentoren. Die oft kritisierten Torhüter Stuart Skinner und Jack Campbell werden regelmäßig allein gelassen, können einem fast leidtun. An ihnen liegt es nicht. Ein Spiel gewonnen haben sie ihrem Team in dieser Saison aber auch noch nicht.

NHL 2023/24

Zu allem Übel fehlt seit zwei Spielen Superstar Connor McDavid verletzt. Er werde ein bis zwei Wochen fehlen, hieß es zunächst. Nach dem Rangers-Spiel wollte Trainer Jay Woodcroft kein genaues Update geben, wann McDavid zurückkehrt. Doch der Kapitän wird es allein ohnehin nicht richten können. Die Stürmer der dritten und vierten Sturmreihe sind nach sieben Partien alle (!) noch ohne Scorerpunkt, ein erschreckendes Zeugnis für die nicht vorhandene Kadertiefe. Auch Connor Brown, der einzige namhafte Neuzugang des Sommers, enttäuscht bislang.

Ohne Titel-Perspektive könnten Draisaitl und McDavid schnell das Weite suchen

Die Frage lautet, wie lange sich der neue CEO Jeff Jackson diese Krise anschaut. Ein Verpassen der Play-offs können sich die Oilers nicht leisten. Leon Draisaitls Vertrag endet 2025, McDavids ein Jahr später. Ohne Perspektive auf den Cup könnten sie schneller das Weite suchen, als es Fans der Franchise wahrhaben wollen. Trainer Jay Woodcroft, im Frühjahr 2021 noch als Rookie mit dem Einzug ins Halbfinale gefeiert, wirkt ratlos, schon in den vergangenen Play-offs traf er manch fragwürdige Personalentscheidung.

Noch mehr in der Verantwortung steht General Manager Ken Holland in seinem letzten Vertragsjahr. Er hat die Mannschaft nach dem Viertelfinal-Aus gegen Las Vegas nicht entscheidend verstärkt. Konnte er nicht wegen des Salary Caps, sagen die einen. Andere GMs finden kreative Lösungen via Trades, entgegnen die anderen. Aktuell sind die Oilers so nah am Cap, dass sie nicht mal auf McDavids Verletzung reagieren können. 18 gesunde Feldspieler, davon sieben Verteidiger, mehr dürfen sie nicht haben, um nicht gegen die Regeln zu verstoßen. Konkurrenzkampf? Findet nicht statt. Stattdessen darf ein Mitläufer wie der kurz nach Saisonstart mit einem Vertrag ausgestattete Adam Erne in jeder Partie mitwirken. Den wollte im Sommer kein anderes der 31 NHL-Teams verpflichten.

Nun wartet der Battle of Alberta unter freiem Himmel

Klar ist: So kann es nicht weitergehen. Schafft das Team nicht schnell die Wende, wird Holland einen Trade machen müssen. Oder er und/oder Woodcroft sind ihren Job los. Die nächste Chance: In der Battle of Alberta gegen die Calgary Flames am Montag um 0 Uhr. Der Rahmen? Besonders: Der sogenannte Heritage Classic findet unter freiem Himmel im Commonwealth Stadium von Edmonton vor 60.000 Zuschauern statt. Vielleicht der richtige Ort und die Atmosphäre für die Wende gegen den ebenfalls nicht gut gestarteten Erzrivalen.

Frank Linkesch

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