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Elfmeter ohne Nachschuss? Regel-Sonderfall bei Chelsea-Lyon

Kuriose Szene in dramatischer Schlussphase

Elfmeter ohne Nachschuss? Regel-Sonderfall bei Chelsea-Lyon

Eine Szene in der Verlängerung, die wie im Elfmeterschießen aussieht: Maren Mjelde erzielt für Chelsea das 1:2 gegen Lyon.

Eine Szene in der Verlängerung, die wie im Elfmeterschießen aussieht: Maren Mjelde erzielt für Chelsea das 1:2 gegen Lyon. imago images (2)

Erst vor rund drei Wochen hatten die Umstände eines Elfmeters an der Stamford Bridge für breite Diskussionen gesorgt: Chelsea-Profi Kai Havertz durfte im Champions-League-Achtelfinalrückspiel gegen Borussia Dortmund seinen zunächst verschossenen Elfmeter wiederholen (und verwandeln), weil BVB-Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen waren.

Am Donnerstagabend nun sah die Szenerie im Stadion des FC Chelsea um kurz vor Mitternacht deutscher Zeit vollkommen anders aus, als es erneut Elfmeter für die Blues gab. Deren Frauen-Team schien nach einem 1:0-Auswärtssieg bei Olympique Lyon in der Vorwoche den Halbfinaleinzug in der Frauen-Champions-League schon vor Augen zu haben, musste jedoch im Rückspiel nach Vanessa Gilles' Tor in der 77. Minute in die Verlängerung und kassierte dort durch die eingewechselte deutsche Nationalspielerin Sara Däbritz das 0:2 (110.).

Plötzlich schickt die Schiedsrichterin alle Spielerinnen Richtung Mittellinie

Chelsea stand vor dem Aus, bekam aber in der Nachspielzeit der Verlängerung nach längerem VAR-Einsatz noch unverhofft einen Elfmeter zugesprochen. In der 126. Minute stand Maren Mjelde schon zum Anlauf bereit, ehe die Schiedsrichterin Ivana Martincic aus Kroatien plötzlich alle anderen Spielerinnen Richtung Mittellinie schickte und damit weitere Diskussionen auslöste.

Spielbericht

Als Mjelde in der 128. Minute antrat, sah es aus, als hätte das Elfmeterschießen - das ihrem verwandelten Versuch schließlich folgen sollte -, schon begonnen: Rund um den Strafraum stand niemand mehr, ein Nachschuss einer Teamkollegin wäre entsprechend unmöglich gewesen. Was hatte Martincic zu ihrer ungewöhnlichen Anweisung veranlasst?

Im Regeltext zu Elfmeter heißt es, dass Strafstöße ausgeführt werden müssen, "auch wenn die Spielzeit am Ende jeder Halbzeit (einschließlich der Verlängerung) abgelaufen ist". Und weiter: "Bei einer Verlängerung der Spielzeit ist der Strafstoß abgeschlossen, wenn sich der Ball, nachdem der Schuss ausgeführt wurde, nicht mehr bewegt, aus dem Spiel ist, von irgendeinem Spieler (einschließlich des Schützen) außer dem verteidigenden Torhüter gespielt wird oder der Schiedsrichter das Spiel wegen eines Vergehens des Schützen oder dessen Teams unterbricht."

In der 128. Minute verwandelt Mjelde schließlich nervenstark - und kurz darauf erneut

Es handelt sich also um einen Regel-Sonderfall, der im Klartext bedeutet: Ist die Spielzeit abgelaufen, gibt es bei einem Elfmeter keinen Nachschuss mehr. Deshalb hatte Martincic allen Grund, die Spielerinnen wegzuschicken, auch wenn die ursprünglich auf zwei Minuten festgelegte Nachspielzeit so nur noch weiter verlängert wurde. Ein Regelverstoß wegen zu frühen Einlaufens war - anders als beim Havertz-Elfmeter - damit schon einmal ausgeschlossen.

Mjelde verwandelte schließlich nervenstark, rettete Chelsea ins Elfmeterschießen und versenkte auch dort gleich den ersten Versuch. Und weil Torhüterin Ann-Katrin Berger zwei Elfmeter der Gäste parierte, stehen die Blues im Halbfinale, in dem der FC Barcelona wartet.

jpe