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Franziskus: "So etwas verstehe ich nicht"

Deutliche Kritik an Emmerling

Emdens "Fast-Sportdirektor" Franziskus: "So etwas verstehe ich nicht"

Wollte bei Kickers Emden etwas aufbauen: Daniel Franziskus, hier als Co-Trainer bei Phönix Lübeck

Wollte bei Kickers Emden etwas aufbauen: Daniel Franziskus, hier als Co-Trainer bei Phönix Lübeck imago images/Lobeca

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Es gab im Sommer viel Wirbel um den möglichen Einstieg von Daniel Franziskus bei Kickers Emden. Jetzt spricht der 31-Jährige über seinen Alltag, Ostfriesland und die Entwicklung bei den Emdern.

Herr Franziskus, wo erreichen wir Sie gerade?

Eben habe ich noch den Rasen gemäht und jetzt fahre ich gerade zur Arbeit. Um halb zwei geht es los und dann bis abends um neun.

Seit dem Sommer arbeiten Sie bei Volkswagen in Emden am Band. Ein deutlich anstrengender Job als der des Fußballers?

Das ist schon ein anderes Arbeitsleben. Als Fußballer musste ich nicht so früh aufstehen (lacht). Bei der Frühschicht geht es um sechs Uhr los, mein Wecker klingelt dann schon um halb fünf. Aber das ist für mich völlig okay.

Der Fußball fehlt mir aktuell schon brutal.

Daniel Franziskus

In der vergangenen Saison haben Sie noch als Co-Trainer bei Phönix Lübeck gearbeitet, sind dann aber zurück zur Familie nach Ostfriesland. Haben Sie die Entscheidung schon einmal bereut, weil Ihnen der Fußball fehlt?

"Was wäre, wenn…?" frage ich mich immer mal wieder. Der Fußball fehlt mir aktuell schon brutal. Und so, wie es bei Kickers Emden gelaufen ist, habe ich es mir sicherlich nicht vorgestellt. Dort hatte ich mir ja jede Menge vorgenommen.

Um Ihren möglichen Einstieg als Sportdirektor in Emden gab es viel Trubel und Stefan Emmerling bezeichnete Sie am Ende als "Selbstdarsteller". Wie blicken Sie mit etwas Abstand auf die Geschichte zurück?

Irgendwann habe ich mich aus diesem Thema ein wenig zurückgezogen, aber ich habe bisher fast jedes Kickers-Spiel in dieser Saison gesehen und analysiere dieses für mich. Stefan hat am Telefon gesagt, er sei "Mister Emden". Dann frage ich mich schon, wer von uns der Selbstdarsteller ist. Er hat ein paar Dinge falsch verstanden und dachte, ich prahle rum. Das stimmte aber nicht. Jeder, der mich kennt und schon einmal mit mir zusammengearbeitet hat, weiß, dass ich ein absoluter Teamplayer bin.

Hätten Sie als Sportdirektor in Emden einen schlagkräftigeren Kader auf die Beine gestellt?

Auf jeden Fall. Die Transfers habe ich nicht verstanden. Den Jabateh hätte ich auch geholt, das war ein guter Transfer. Bis auf Nick Köster wurde kein Spieler mit Regionalliga-Erfahrung verpflichtet. Da hätte ich auch für die kleinen finanziellen Mittel in Emden noch viele in petto gehabt, aber Stefan hat sich auf gar nichts mehr eingelassen. Ein Spieler mit 70 Regionalligapartien, der überall gespielt hat, sollte erst mal zum Probetraining kommen. So etwas verstehe ich nicht. Stattdessen wurden nur Spieler aus der Landesliga und der Oberliga geholt.

Stefan wollte sein eigenes Ding machen und bekommt jetzt die Quittung dafür.

Daniel Franziskus über Stefan Emmerling

Emmerling bringt als Trainer jede Menge höherklassige Erfahrung mit, Sie hingegen wären als Sportdirektor ein totaler Neuling gewesen. Hätte diese Zusammenarbeit wirklich funktionieren können?

Ja, da bin ich mir sicher. Auch wenn ich in dieser Position noch nicht tätig war, weiß ich, wie es im Fußballgeschäft läuft. Wir hätten vieles gemeinsam anpacken, etwas aufbauen können. Stefan wollte aber sein eigenes Ding machen und bekommt jetzt die Quittung dafür. Es läuft ja nicht so, wie sich das alle erhofft hatten.

Der Start ging in der Tat ordentlich daneben.

Ja, und nach jedem Spiel wird es zum Großteil schöngeredet. Aber es gibt nichts schönzureden. Das Torverhältnis spricht doch Bände. Jeder andere Trainer in der Regionalliga wäre schon geflogen. Ein neuer Impuls wäre für den Verein nicht schlecht. Lassen sie es laufen, sehe ich schwarz für den Klassenerhalt.

Bevor Sie als Co-Trainer nach Lübeck gegangen sind, haben Sie den Landesligisten GW Firrel trainiert. Könnten Sie sich vorstellen, als Trainer in Ostfriesland wieder einen Landes- oder Bezirksligisten zu übernehmen?

Da bin ich nicht ganz abgeneigt, wobei ich bei der Professionalität sicherlich Abstriche machen müsste. Mein Ziel ist es aber schon, in Ostfriesland zu bleiben. Ich bin auch froh, hier jetzt den Job bei Volkswagen zu haben.

Mit dem VfB Oldenburg träumten Sie einst von der 3. Liga, nun ist der Klub dort angekommen. Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr?

Hut ab, was Dario Fossi und die neue Geschäftsführung dort aufgebaut haben. Mit Michael Weinberg und Sebastian Schachten haben die gute Leute am Start, die das Team super verstärkt haben. Wenn ich sehe, was in Oldenburg passiert, bekomme ich Gänsehaut. Das ist wirklich genial. Die bleiben drin, da bin ich mir sicher. Jetzt hoffe ich, dass in diesem Jahr mit dem VfB Lübeck ein weiterer Ex-Klub von mir aufsteigt.

Interview: Karsten Lübben