Bundesliga

Emegha im Gespräch: "Dann würde ich vermutlich bei Real spielen ..."

Der Sturm-Angreifer traf auch gegen die WSG

Emegha im Gespräch: "Dann würde ich vermutlich bei Real spielen ..."

Durfte auch gegen die WSG jubeln: Emanuel Emegha.

Durfte auch gegen die WSG jubeln: Emanuel Emegha. GEPA pictures

Mit sieben Treffern ist Emanuel Emegha in der laufenden Bundesliga-Saison der erfolgreichste Stürmer des SK Sturm Graz. Alleine in den vergangenen beiden Spielen gegen Austria Wien und die WSG Tirol steuerte der 20-Jährige insgesamt drei Tore bei und sorgte somit dafür, dass die Steirer auch die beiden letzten Partien des Grunddurchgang gewannen. Insbesondere der Doppelpack gegen die "Veilchen" sorgte bei Emegha, der zuvor in sechs aufeinanderfolgenden Pflichtspielen torlos geblieben war, für Erleichterung.

"Es war für mich sehr wichtig, wieder zu treffen. Als Stürmer willst du immer Tore schießen. Das ist das Wichtigste. Ich habe lange darauf gewartet und bin daher sehr froh, dass es endlich geklappt hat", erklärt Emegha im Gespräch mit dem kicker. Warum es zuvor nicht nach Wunsch lief, könne er nicht sagen. "Ich versuche, in jedem Spiel und an jedem Tag zu treffen. Aber wenn ich jede Chance verwerten würde, dann würde ich vermutlich bei Real Madrid spielen."

Emeghas Vorgänger bei Sturm, Rasmus Höjlund, soll Gerüchten zufolge bereits das Interesse der Königlichen geweckt haben. Ist der Däne angesichts seines rasanten Karriereverlaufs ein Vorbild für Emegha? "Vorbilder habe ich keine", stellt der 20-Jährige klar. Er habe aber sehr viel Respekt vor Höjlund: "Er ist ein fantastischer Spieler mit unglaublichen Qualitäten. Er wird die Spitze des Fußballsports erreichen. Ich denke, dass wir das beide schaffen werden. "

Ich folge Gottes Plan. Ich versuche einfach, Tore zu erzielen. Als Stürmer entwickeln sich die Dinge danach von alleine.

Emanuel Emegha

Schenkt man den Worten von Austria-Verteidiger Reinhold Ranftl Glauben ("Man muss nur sehen, was Emanuel Emegha für Wege macht. Wenn man seine Werte kennt, ist das Top-Top-Niveau"), scheint dies für Emegha tatsächlich möglich. Für den niederländischen Angreifer mit nigerianischen Wurzeln ist das überschwängliche Lob des 31-Jährigen Anreiz, weiterhin hart an sich sich zu arbeiten: "Ich bin sehr glücklich darüber, dass jemand so etwas über mich sagt. Wenn ich öfter treffe, werden das noch mehr Leute glauben." Karriereplan habe er indes keinen. "Ich folge Gottes Plan. Ich versuche einfach, Tore zu erzielen. Als Stürmer entwickeln sich die Dinge danach von alleine", meint Emegha, dessen Vertrag bei Sturm bis 2026 läuft. "Ich will mit dem Flow gehen."

Seit seinem Wechsel von Royal Antwerpen zu Sturm im vergangenen Sommer hatte es Emegha nicht immer leicht. Schnell wurde der 20-Jährige als Chancentod abgestempelt, harsche Kritik in sozialen Medien war die Folge. "Ich hatte das noch nie zuvor in meiner Karriere. Ich habe nun auch diesen Aspekt des Sports kennengelernt", erläutert Emegha. "Viele Leute schließen Wetten ab und wenn sie nicht gewinnen, geben sie den Stürmern die Schuld, weil sie nicht getroffen haben. Ich kann jetzt darüber lachen."

Die "Oscars" des Grunddurchgangs

Etwas ernster nimmt Emegha naturgemäß die Kritik des ehemaligen niederländischen Teamspielers Bert Konterman, den er aus gemeinsamen Zeiten in der niederländischen U-19-Nationalmannschaft kennt. Der nunmehrige Coach hatte Emegha im Sommer des vergangenen Jahres in einem SPOX-Interview unter anderem als "stur" bezeichnet. "Vielleicht liegt er damit richtig, andererseits glaube ich das nicht. Ich akzeptiere seine Meinung aber natürlich. Man braucht als Stürmer eine gewisse Sturheit. Weiter möchte ich auf seine Aussage nicht eingehen", so Emegha.

In Graz gibt es mit den Coaches hingegen keinerlei Probleme. "Das Trainerteam glaubt wirklich an mich. Das sagen alle auch laut. Sie geben mir ein gutes Gefühl und arbeiten und rund um die Uhr mit mir", lobt Emegha. "Vor allem mit Dominik (Deutschl; Co-Trainer, Anm.) habe ich sehr viel zu tun. Er hilft mir dabei, mit den negativen Kommentaren umzugehen und ich arbeite mit ihm häufig an meinem Abschluss. Schießen, schießen und schießen, heißt es da."

Schon als ich 17 Jahre alt war, haben die Leute gesagt, dass ich großes Potential habe. Aber ich durfte das nie dauerhaft unter Beweis stellen. Jetzt will ich der Welt zeigen, dass ich ein guter Stürmer bin und Tore erzielen kann.

Emanuel Emegha

Bei seinen beiden ehemaligen Arbeitgebern Sparta Rotterdam und Royal Antwerpen habe er "nicht die gleiche Energie bekommen" wie in der steirischen Landeshauptstadt, erklärt Emegha. "Bei Sturm sieht und respektiert man meine Arbeit. Das ist anders als bei meinen früheren Vereinen." Somit habe er die Chance, sein Können unter Beweis zu stellen: "Schon als ich 17 Jahre alt war, haben die Leute gesagt, dass ich großes Potential habe. Aber ich durfte das nie dauerhaft unter Beweis stellen. Jetzt will ich der Welt zeigen, dass ich ein guter Stürmer bin und Tore erzielen kann. Das ist nicht immer leicht, weil auch die mentale Komponente dazukommt. Aber ich gebe immer mein Bestes. Mehr kann ich nicht machen."

"Ich sage immer, dass Fußball zu 90 Prozent im Kopf stattfindet. Bei Sparta oder Antwerpen war es zum Beispiel so, dass ich nicht gespielt habe. Und wenn man nicht spielt, kann man sich nicht beweisen. Bei Sturm ist es zum ersten Mal so, dass ich fast wöchentlich zum Einsatz komme. Dann kann man natürlich zeigen, was man kann. Wenn man immer nur fünf oder zehn Minuten spielt, ist das nicht möglich", führt Emegha aus. 

Mit Sturm liegt Emegha in der Liga aktuell auf Platz zwei. Nach der Punkteteilung beträgt der Rückstand auf Serienmeister Salzburg nur mehr drei Punkte. "Wir geben alles. Am Ende der Saison wird man sehen, wer Meister, Zweiter und Dritter geworden ist. Es ist nicht unser primäres Ziel, Meister zu werden. Wir wollen einfach so viele Spiele wie möglich gewinnen. Wenn wir alle Spiele gewinnen, kann man den Titel holen", erläutert der 20-Jährige. "Platz eins ist aber nicht in unseren Köpfen drin, sondern einfach nur, in jedem Spiel unsere Topleistung abzurufen. Dann wird man am Ende sehen, was dabei herauskommt."

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Nikolaus Fink