Im Vergleich zum klaren 6:1-Erfolg über China im letzten Gruppenspiel nahm Erfolgstrainerin Sarina Wiegman eine Änderung vor: Mittelfeld-Dirigentin Walsh kehrte nach ihrer überstandenen Knieverletzung zurück und ersetzte Zelem in der Startformation.
Auf Seiten Nigerias wechselte Coach Randy Waldrum nach dem abschließenden 0:0 gegen Irland ebenfalls nur einmal: Onumonu startete anstelle von Starspielerin Oshoala in der Offensive. Die temporeiche Spielerin des FC Barcelona sollte von der Bank für Furore sorgen.
Nigeria überrascht England mit mutigem Offensivspiel
Die Lionesses waren vor 49.461 Zuschauerinnen und Zuschauern im Brisbane-Stadion von Beginn an darum bemüht, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden, taten sich gegen sehr gut mitspielende Nigerianerinnen aber sichtlich schwer, die ihrerseits sogar gleich zweimal an der frühen Führung schnupperten: Plumptre setzte den Ball zunächst wuchtig an die Latte und zwang Earps Sekunden später mit einem weiteren Distanzschuss zu einer starken Parade (17.).
WM-Achtelfinale
Von dieser Doppelchance geweckt kam dann auch England zu ersten Torabschlüssen. Russo (23.) und Daly (28.) scheiterten aber jeweils an Nnadozie. Einen Elfmeter aufgrund eines Stoßens von Ajibade gegen Daly (31.) nahm Schiedsrichterin Melissa Borjas auf Anraten des VAR nach erneutem Sichten der Bilder zurück. So gehörte die letzte Gelegenheit des ersten Durchgangs trotz englischer Überlegenheit in der Schlussviertelstunde den Nigerianerinnen (36.).
James schwächt ihr Team durch eine Dummheit
Und die machten nach Wiederanpfiff genau da weiter, wo sie aufgehört hatten: Kanu scheiterte zunächst mit ihrem Kopfball an der Querlatte (47.), etwas später verpasste Onumonu ihre scharfe Hereingabe direkt vor das Tor nur knapp (54.). So stand nach rund einer Stunde sogar ein leichtes Chancenplus für Nigeria. Die Lionesses waren zwar die tonangebende Mannschaft, schafften es aber zu selten, sich in die Gefahrenzone zu spielen.
Wenn England mal gefährlich wurde, dann über Russo oder Daly: Bei zwei Kopfballgelegenheiten fehlten der Stürmerin aber entweder Genauigkeit (56.) oder Kraft (78.); die als linke Flügelverteidigerin aufgebotene Daly setzte eine Direktabnahme neben das Tor (60.) und scheiterte später mit einem wuchtigen Kopfball an einer Glanztat von Nnadozie (76.).
Michelle Alozie spürte am Boden liegend den Tritt von Lauren James. AFP via Getty Images
Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit stellte die in der Vorrunde so überragende James ihr Team dann vor eine noch größere Mammutaufgabe: Nach einem Zweikampf mit Alozie entschied die Unparteiische nicht auf Foulspiel Nigeria - zum großen Frust der jungen Engländerin, der dann für einen Moment die Sicherungen durchbrannten. James trat beim Aufstehen absichtlich auf den Rücken ihrer Gegenspielerin und sah dafür zu Recht, nach Anmerken des VAR, die Rote Karte.
England rettet sich ins Elfmeterschießen - und behält die Nerven
So mussten die Engländerinnen zu zehnt in die Verlängerung und agierten, der personellen Unterzahl geschuldet, extrem defensiv. Nigeria übernahm, von der eingewechselten Oshoala angetrieben, die Kontrolle, schaffte es aber abgesehen von Aktionen von Alozie (98.), Ordega (110.) und Oshoala selbst (117.) nicht, sich Torraumszenen zu erspielen. Auf der anderen Seite verpasste Bright die Führung aus dem Nichts nur knapp (119.).
Es ging ins Elfmeterschießen. Dort zeigten die Lionesses all ihre Erfahrung und ließen sich nicht aus dem Konzept bringen. EM-Heldin Kelly verwandelte den neunten Elfmeter eiskalt und schickte ihr Team damit in die nächste Runde. Im Viertelfinale wartet auf England am kommenden Samstag (12.30 Uhr, LIVE! bei kicker) nun der Gewinner des Achtelfinals zwischen Kolumbien und Jamaika.