Es war die Klimax eines intensiven Endspurts in der Oberliga NOFV-Nord: Am allerletzten Spieltag kam es in Berlin-Lankwitz zum Spitzentreffen der beiden Top-Teams BFC Preussen (2.) und Eintracht Mahlsdorf (1.). Der gastgebende Berliner Fußballclub benötigte einen Sieg für den Regionalliga-Aufstieg.
Lange stand es 0:0, die fünfminütige Nachspielzeit lief bereits; nach einem weiten Ball stand plötzlich Preussens Lenny Stein parat, zimmerte das Leder an die Unterkante der Latte ... Und dann? Das Gespann entschied auf Tor, ein Platzsturm der Anhänger folgte, es kam zu Scharmützeln und Konfrontationen, Pfefferspray zischte durch die Luft, die Polizei griff ein. Wegen Körperverletzung und dem Verstoß gegen das Waffengesetz wurden insgesamt vier Strafanzeigen aufgenommen.
Fake-Video aufgetaucht
Abgesehen von den juristischen Folgen beschäftigte vor allem dieses "Wembley-Tor" die Mahlsdorfer, die damit in der allerletzten Spielminute der Saison den Aufstieg verpassten. Schiedsrichter-Assistent Gerstenberg, der den Treffer anzeigte, war sich im Anschluss sicher: "Der Ball ging gegen die Unterkante der Latte, sprang dann gut fünf bis zehn Zentimeter hinter die Linie und dann wieder raus. Ich stand auf Höhe der Eckfahne, ungefähr einen Meter weiter links, um das besser zu sehen und habe sofort die Fahne gehoben und per Headset kommuniziert, dass der Ball im Tor war."
Es folgte der Sturm der Handybilder, und zumindest ein perspektivisch vielversprechendes Video schien dem Assistenten auch recht zu geben: Auf der pixeligen Aufnahme ist zu sehen, dass der Ball von der Unterkante der Latte deutlich hinter die Linie sprang. Zahlreiche lokale Medien griffen dieses Video auf, sprachen nun, nachdem sie zuvor noch ihre Zweifel bekundet hatten, von einem korrekten Treffer.
Klar auf der Linie
Doch einen Tag später tauchen nun die von der automatischen Sportkamera Veo aufgezeichnete Originalaufnahmen auf, auf dem der vermeintliche Beweis eines regulären Treffers beruht: Und auf diesen ist zu sehen, dass der Ball im Preussenstadion von der Latte klar auf die Linie sprang - und nicht dahinter. Ändert nichts an der Tatsachenentscheidung, die die Eintracht nach dem verlorenen Landespokalfinale gegen den BFC Dynamo (0:2) auch das zweite Endspiel innerhalb einer Woche kostete - und die sportrechtlich nicht anfechtbar ist.
Die Bewertung der Mahlsdorfer zumindest fällt deutlich aus: "Unsere Mannschaft wurde durch eine Fehlentscheidung des Schiedsrichterteams um die Meisterschaft gebracht."



