Conference League

Falsche Prioritäten? Ilzer kritisiert die Bundesliga

Sturm wirkt gegen Lille müde

Falsche Prioritäten? Ilzer kritisiert die Bundesliga

Sah eine schwache Vorstellung seiner Mannschaft: Christian Ilzer.

Sah eine schwache Vorstellung seiner Mannschaft: Christian Ilzer. GEPA pictures

Die 0:3-Niederlage gegen den OSC Lille, daran ließ Sturm-Cheftrainer Christian Ilzer keinen Zweifel, war auch in dieser Höhe verdient. Die Grazer fanden gegen den aktuellen Tabellenvierten der Ligue 1 nie zu ihrem intensiven Spiel und offenbarten vor allem im Anlaufverhalten gegen den Ball ungewohnte Schwächen. Ein Umstand, den Ilzer auch auf die Anstrengungen in der bisherigen Saison zurückführte.

Europa Conference League - Achtelfinale

"Es ist schon so, dass die Belastung eine sehr hohe ist", erklärte Ilzer nach der Begegnung. Auch Lille-Trainer Paolo Fonseca habe ihm am Rande des Spiels von der Müdigkeit einiger Spieler berichtet. "Ich habe davon nichts bemerkt, aber auch sie haben einige Verletzte. Und unser Programm war noch um zwei Spiele intensiver", spielte der 46-Jährige auf die Conference-League-Zwischenrunden-Duelle gegen Slovan Bratislava an.

Ilzer wünscht sich Entgegenkommen der Liga

Im Vorfeld des Aufeinandertreffens mit Lille hätte sich Ilzer daher über ein Entgegenkommen der Bundesliga gefreut. "Es wird in gewissen Ländern noch mehr auf Teams Rücksicht genommen, die international spielen. Wir hätten ja in der Woche vor dieser englischen Runde durchaus auch am Samstag gegen den WAC spielen können." An den beiden letzten Spieltagen im Grunddurchgang finden sämtliche Partien im Regelfall zeitgleich statt. Ausnahmen sind jedoch möglich, wie die Vorverlegung des Schlagers zwischen dem LASK und Salzburg zeigt.

Sturm VS. Lille

"Mir ist es auch egal, wenn wir hinter Salzburg nachspielen. Ich könnte auch sagen, wenn Salzburg nicht gewinnt gegen den LASK, ist es für uns zu viel Druck", spielte Ilzer auf eine mögliche Übernahme der Tabellenführung an. Dieses Argument sei jedoch "kompletter Blödsinn". Dass im Rennen um die Meistergruppe im Zweifelsfall sportliche Existenzen auf dem Spiel stehen, ist jedoch auch Ilzer bewusst. "Es geht für die anderen Teams natürlich um viel. Aber ob Samstag oder Sonntag ... Ich weiß nicht, was man da dann verändert."

Letztlich sei es eine Frage der Prioritäten, so Ilzer: "Wenn man sagt, man will den Teams, die international spielen, ein bisschen entgegenkommen, dann kann man es so machen, dass man uns diesen einen Tag mehr an Erholung gibt. Wenn man sagt, es hat keine Priorität, dann ist es halt so, wie es jetzt ist." In zahlreichen anderen Ligen würden die Mannschaften mehr "gepusht und unterstützt" werden. Lille hatte vor dem Gastspiel in Graz am Samstag bei Stade Reims gespielt und dadurch 24 Stunden mehr Vorbereitungszeit auf das Conference-League-Hinspiel gehabt.

Rapid als Negativbeispiel

"Ein Tag kann dann schon wirklich entscheidend sein in solchen Dingen. Sie kriegen dann auch immer wieder spielfrei in der Liga", erklärte Ilzer mit Blick auf andere Mannschaften - und führte ein österreichisches Negativbeispiel aus dem Sommer 2022 an, als der SK Rapid ein Heimspiel gegen Hartberg zwischen dem Conference-League-Play-off-Duell gegen Vaduz in Abstimmung mit der Liga verschoben hatte. "Ich kann mich noch erinnern, wie auf Rapid herumgehauen worden ist, weil sie sich dieses Spiel freigenommen haben."

Zum Erfolg führte die Verschiebung der Partie damals bekanntermaßen nicht. Ein Szenario, das angesichts des Klassenunterschieds zwischen Sturm und Lille auch diesmal wahrscheinlich gewesen wäre. "Es wäre trotzdem sehr schwer geworden", meinte Ilzer daher. Aber: "Dieser eine Tag mehr hätte uns vielleicht schon geholfen."

Nikolaus Fink

Die Noten zu Sturms Heimniederlage gegen Lille