Sevillas Trainer Julen Lopetegui stellte seine Mannschaft mit Blick auf das am Samstag anstehende Topspiel gegen Real Madrid auf, gönnte dem Großteil seiner Stammkräfte eine Schonpause. Während die gesamte Offensive sowie das komplette Mittelfeld nach dem 1:0-Auswärtssieg bei Schlusslicht SD Huesca umgekrempelt wurden, nahm Lopetegui lediglich eine Anpassung an der Defensive vor.
Das Startaufgebot der Blues sorgte bei zahlreichen Anhängern des Vereins für Verwunderung. Blues-Coach Frank Lampard nahm im Vergleich zur Nullnummer gegen Tottenham Hotspur neun (!) Änderungen vor, wartete folglich ebenfalls nicht mit der Bestbesetzung auf. Lediglich der überragende Schlussmann Mendy (zuvor erst drei Gegentore in elf Spielen für Chelsea) und Kovacic behielten ihren Platz. Timo Werner war einer der zahlreichen Leistungsträger, die in Sevilla angesichts der Terminhatz zunächst eine Pause erhielten. Stattdessen mit dabei: Seine Nationalmannschaftskollegen Kai Havertz, der erstmals nach seiner überstandenen Corona-Infektion wieder in der Startelf stand, und Antonio Rüdiger. Letzterer durfte erst zum dritten Mal in dieser Saison von Beginn an ran.
Giroud reißt Sevilla aus dem Tiefschlaf
Die neuformierten Blues starteten deutlich besser. Startelf-Rückkehrer Havertz testete mit einer verunglückten Flanke gleich einmal die Aufmerksamkeit von Sevilla-Schlussmann Pastor (1.), der unverhofft zu seinem Profidebüt kam, weil Vaclik sich beim Aufwärmen verletzt hatte. Die erste vielversprechende Chance ließ in der Drangphase von Chelsea auch nicht lange auf sich warten: Pulisic feuerte aus dem Strafraum aber knapp am Gehäuse vorbei (6.). Nur zwei Minuten später klappte es dann mit der wohlverdienten Führung, als Giroud das Spielgerät nach schöner Vorarbeit von Havertz im langen Eck unterbrachte.
Die Andalusier waren noch nicht wirklich angekommen im Spiel, fingen sich allerdings mit der Zeit und traten nach knapp einer Viertelstunde erstmals offensiv in Erscheinung. Wirkliche Gefahr ging von Sevilla, das vor allem in der Schlussphase des ersten Durchgangs aufdrehte, jedoch nicht aus. Ein wenig Trubel vor dem Tor von Mendy nach zwei Standards war das höchste der Gefühle (19./21.). Ein ruhender Ball hätte auf der anderen Seite beinahe noch den Halbzeitstand verändert, doch Vazquez verhinderte den Einschlag von Rüdigers wuchtigem Kopfball auf der Linie (28.).
Gruppe E, 5. Spieltag
Sevilla drückt, Chelsea erhöht
Der FC Sevilla schien den Schwung mitgenommen zu haben, war nach dem Seitenwechsel die aktivere Mannschaft und ließ durch Gudelj erstmals aufhorchen (49.). Es waren aber erneut die Gäste von der Insel, die früh jubeln durften. Diesmal waren es zwar neun Minuten, doch der Torschütze war derselbe: Olivier Giroud. Der französische Stürmer wurde im Strafraum von Kovacic bedient, brachte sich mit einem Haken in Position und vollendete mit einem sehenswerten Lupfer über Schlussmann Pastor hinweg.
Französische Koproduktion und eiskalter Strafstoß
Der spanische Europa-League-Sieger von 2020 wurde durch den zweiten Gegentreffer sichtlich aus der Bahn geworfen, der Blues-Express rollte indes munter weiter und erreichte in der 74. Minute das nächste Ziel. Giroud kam am kurzen Pfosten zwischen zwei Verteidigern an eine geniale Flanke von Kanté, der kurz zuvor eingewechselt worden war, und markierte mit dem Kopfball unter die Latte seinen dritten Treffer des Abends. Das sollte es aber noch nicht gewesen sein. Der Franzose hatte noch nicht genug, holte in der 82. Minute gegen Sergi Gomez einen Strafstoß heraus und verwandelte ihn in Eigenverantwortung zum 4:0-Endstand (83.). Sein vierter Torerfolg.
Giroud nutzte die ihm gebotene Bühne in Spanien, um seinen Kontostand in dieser Saison auf fünf Champions-League-Treffer zu erhöhen. Timo Werner, der sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit eingewechselt worden war und gegen Sergi Gomez beinahe noch einen weiteren Elfmeter herausgeholt hätte (87.), steht hingegen weiterhin "nur" bei drei. Mit dem Schlusspfiff stand dann fest, was bereits lange zuvor klar war: Chelsea ist Sieger der Gruppe E und setzte Sevillas Heimserie in Europa ein Ende (zuvor 14 Spiele ungeschlagen).
Für Sevilla geht es am Samstag (16.15 Uhr) im Heimspiel gegen den amtierenden spanischen Meister um Wiedergutmachung - Real Madrid ist zu Gast. Chelsea hat am gleichen Tag (21 Uhr) die unangenehme Aufgabe Leeds United vor der Brust, geht aber mit ordentlich Rückenwind an den Start.