2. Bundesliga (D)

Fiel warnt: "Es zählt nicht, was war oder sein wird"

Der FCN reist mit zwei Auswärtssiegen in Folge nach Karlsruhe

Fiel warnt: "Es zählt nicht, was war oder sein wird"

Hat er auch nach dem Spiel in Karlsruhe gut lachen? FCN-Trainer Cristian Fiel.

Hat er auch nach dem Spiel in Karlsruhe gut lachen? FCN-Trainer Cristian Fiel. IMAGO/Zink

Hier die zuletzt stark aufspielenden Franken, dort die bislang nicht die hohen Erwartungen erfüllenden Karlsruher, die auf Rang 15 stehend derzeit der Abstiegszone ins Auge blicken müssen - eine auf dem Papier lösbare Aufgabe. Weil das einige Spieler im Unterbewusstsein ebenso sehen könnten, schlüpft Fiel ins Kostüm des eindringlichen Mahners: "Wer meint, das wird eine einfache Aufgabe, wird sich umsehen", sagt er mit Verweis auf die Qualität der Badener a la Lars Stindl und schiebt nach: "Wir tun daran, die Sache hochkonzentriert anzugehen."

Fiel: "Müssen hellwach sein"

Will heißen: Sich der Spielweise des KSC bewusstwerden, sich auf diese einstellen und entsprechend unterbinden. Die Elf von Christian Eichner agiert einerseits mit vielen langen Bällen, die schwer zu verteidigen seien, anderseits sucht sie den Weg über die Flügel mit vielen Flanken in die Box, nicht zu vergessen ihre viele gefährlichen Standard-Varianten. "Da müssen wir hellwach sein", so Fiel.

2. Bundesliga, 14. Spieltag

Wobei das Sich-Konzentrieren auf den Gegner beim FCN eher zweitrangig ist. Das Durchbringen der eigenen auf Ballbesitz basierenden Spielphilosophie ist es, was an oberster Stelle auf der Agenda steht. "Wir werden sicher nicht an der Mittellinie stehen und auf sie warten", so Fiel, was im Klartext frühes, hohes Stören und schnelle Balleroberungen bedeutet. So wie zuletzt beim 3:1 in Paderborn, als seine Elf eine nahezu perfekte erst Hälfte hinlegte.

Die Automatismen greifen

Dass den Spielern die gewünschten und einstudierten Automatismen immer mehr in Fleisch und Blut übergehen, will der Spanier auch gar nicht leugnen: "Wir positionieren uns immer besser in den Räumen, bespielen sie auch entsprechend gut. Und die wichtigen Tiefenläufe laufen mehr und mehr automatisch ab." Ruft der FCN all dies so ab wie zuletzt in besagter erster Hälfte in Paderborn, dann "sind wir schwer zu bespielen".

Und doch tue sein Team gut daran zu vergessen, was in den vergangenen Wochen war. "Es zählt nicht, was war oder was sein wird, der Fokus muss ausschließlich auf den Sonntag ausgerichtet sein", fordert der 43-Jährige. Ebenso hält er es übrigens in Sachen Serie. "Die habe ich ganz ehrlich überhaupt nicht im Kopf, es geht darum, in Karlsruhe unsere Leistung abzurufen, und um sonst nichts."

Okunuki fit - Wer ersetzt Castrop?

So gesehen trifft es sich gut, dass Flügelflitzer Kanji Okunuki seinen angestammten Platz auf rechts einnehmen wird können. Den Mittelhandbruch am linken Arm, den er sich in Paderborn zugezogen hatte, wird mit einer Schiene gestützt und gestützt. Und die beeinträchtig oder hemmt den 24-Jährigen null-komma-null, so die Erkenntnis dieser Trainingstage.

Gut so für den FCN, der so mit dem Rot-gesperrten Jens Castrop nur einen wichtigen Leistungsträger der vergangenen Wochen ersetzen muss. Fiel lässt sich dabei nicht in die Karten schauen, wer den aggressiven Balljäger und torgefährlichen Antreiber in einer Person ersetzen wird. "Ich habe zwei im Blick, für einen von ihnen werde ich mich entscheiden", bescheidet er grinsend. Wenn es sich dabei nicht um Mats Möller Daehli und Taylan Duman handeln würde, wäre dies eine große Überraschung.

Jeltsch-Erfolg freut gebürtigen Spanier nur bedingt

Seinem jüngsten Schützling hat er unterdessen am Freitagmorgen mit einem lachenden und einem weinenden Auge beim Verteidigen zugesehen: Finn Jeltsch, die 17-jährige Zukunft auf der Innenverteidiger-Position beim FCN, hat bei der U-17-Weltmeisterschaft in Indonesien mit der deutschen Equipe den Einzug ins Halbfinale geschafft. Mit einem 1:0 über Spanien, dem Heimatland Fiels. "Ich freue mich für den Jungen, aber nur bedingt über den Sieg. Wir hatten den Ball, am Ende gewinnt Deutschland", fügt er scherzend an - nach dem Verdauen der Niederlage will er sich am Samstag bei Jeltsch zum Gratulieren melden.

Eine ihm unangenehme Aufgabe konnte Fiel tags zuvor bereits mit Bravour lösen. Bei der Jahreshauptversammlung forderte ihn ein Mitglied auf, etwas zu tun, was er eigentlich im Vorfeld rigoros abgelehnt hatte - und zwar eine Rede halten. Ging ihm wenig überraschend locker sympathisch über die Lippen. Wenn sein Team am Sonntag ihre schwere Aufgabe ebenso zu lösen vermag, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dann beim Club am Sonntag aller guten Dinge wirklich drei sein werden.

Chris Biechele

Das sind die Zweitliga-Trainer der Saison 2023/24