Bundesliga

Fitz im Interview: "Jetzt kann ich an mein Leistungslimit gehen und zeigen, was ich kann"

Austria-Wien-Leistungsträger in Hochform

Fitz im Interview: "Jetzt kann ich an mein Leistungslimit gehen und zeigen, was ich kann"

Dominik Fitz befindet sich aktuell in Hochform.

Dominik Fitz befindet sich aktuell in Hochform. GEPA pictures

Herr Fitz, Gratulation zum gelungenen Saisonstart. Nach den ersten Spielen sah es ja nicht so gut aus. Hat es irgendwann "Klick" gemacht?

Wir haben doch ein paar neue Spieler dazubekommen. Da haben wir etwas Zeit gebraucht, um reinzukommen. Ich denke, das haben wir aber nach den ersten zwei Partien schnell in den Griff bekommen und seitdem guten Fußball gespielt.

Hat man da die drei Minuspunkte im Hinterkopf?

Nein, das überhaupt nicht. Wir als Mannschaft haben gar nicht daran gedacht. Erstens konnten wir ja nichts dafür und zweitens hat die Situation nichts daran geändert, dass wir Vollgas geben und jedes Spiel gewinnen wollen.

Sie kommen aus der Austria-Jugend, stehen seit 2018 in der Kampfmannschaft. Gefühlt haben Sie schon dreimal den Durchbruch geschafft, wurden aber immer wieder zurückgeworfen. Wie waren die vergangenen vier Jahre für Sie?

Teilweise waren sie sehr schön, teilweise mit meinen Verletzungen auch mühsam. Vor meinem Syndesmosebandriss im Sommer 2020 lief es super für mich, dann bin ich gut fünf Monate ausgefallen. Da habe ich dann doch etwas Zeit gebraucht, um wieder zurückzukommen, weil ich auch immer wieder Probleme mit dem Knöchel hatte. Bei Peter Stöger habe ich dann wieder super hineingefunden, und meine Spiele und Tore gemacht. Dann kamen dieses Jahr die Verbrennungen am Fuß während einer OP. Das hat mir wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil ich eigentlich wieder gut drauf war. Wenn man sich in solchen Phasen, in denen man von einer Verletzung zurückkommt und wieder zu seinem Spiel findet, gleich wieder verletzt, ist das nicht unbedingt vorteilhaft.

Im Vorjahr haben Sie sich, als es nicht so gut lief, selbst dazu entschieden, für die zweite Mannschaft zu spielen. Wie kam es zu dem Entschluss?

Ich habe einfach gemerkt, dass ich nicht genügend Minuten in der Kampfmannschaft bekommen habe. Ich wollte bei den Young Violets Spielminuten sammeln, damit ich wieder auf mein Leistungslimit komme. Das ist mir ganz gut gelungen. Ich wusste, wenn ich Gas gebe, dann werde ich auch wieder auf das Niveau, das ich vor den Verletzungen hatte, kommen. Und so ist es glücklicherweise auch wieder passiert.

Ich habe die letzten Jahre sehr viel an mir gearbeitet.

Dominik Fitz über seine Entwicklung

Aktuell läuft es sehr gut für Sie. Sie sind in der Bundesliga gemeinsam mit Andreas Gruber Top-Scorer der Austria und beim "kicker" notenbester Spieler. Woran liegt das?

Ich denke, ich habe die letzten Jahre sehr viel an mir gearbeitet, sowohl im körperlichen als auch im mentalen Bereich. Das hat ehrlicherweise nicht immer perfekt zusammengespielt, weil ich durch die Verletzungen oft sehr niedergeschlagen war und dann habe ich auch nicht immer Vollgas gegeben. Das war sicherlich auch jugendlicher Leichtsinn damals. Aber ich denke, das sind genau die Punkte, die ich jetzt verbessert habe. Jetzt kann ich an mein Leistungslimit gehen und zeigen, was ich kann.

Man hat schon von mehreren Seiten gehört, dass Sie dahingehend viel an sich gearbeitet und sich weiterentwickelt haben. Gab es dafür einen bestimmten Auslöser?

Vor allem zu Saisonbeginn habe ich mir meine Gedanken gemacht, weil ich mit der letzten Spielzeit überhaupt nicht zufrieden war. Da habe ich einmal bei mir selbst begonnen und geschaut, was ich ändern kann, damit das besser wird. Da bin ich dann auch zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich in den Trainings mehr reinhauen muss. Ich habe zusätzlich einzelne Dinge umgestellt. Dann war ich mir sicher, dass das klappt, weil ich weiß, was ich kann. Sicher kann ich noch besser spielen als in den letzten Wochen - es geht immer besser, aber ich glaube, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

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Man vergisst dabei gerne, dass Sie erst 23 Jahre alt sind. Mit El Sheiwi, Vucic, Koumetio, Wiesinger, Huskovic, Braunöder, Keles, Früchtl und Jukic standen in dieser Saison schon einige Spieler in der Startelf, die sogar noch jünger waren. Warum funktionieren die Jungen bei der Austria so gut?

Was den Nachwuchs und die Akademie betrifft, sind wir ein super Verein. Da werden immer wieder Talente zu Fußballern entwickelt, die dann auch im Profibereich Fuß fassen können. Es kommt nicht von irgendwo, dass wir Spieler hervorbringen, die auch schon in jungen Jahren solche Leistungen bringen. Ich weiß ganz genau wie es in der Akademie ist - da hat man super Betreuer und tolle Trainer. Da ist alles da, was man braucht. Man muss sich nur auf sich selbst konzentrieren. Da gibt es bei der Austria viele, die den Weg gehen wollen und auch das notwendige Talent dafür haben.

Was ist mit der Austria heuer noch möglich?

In der Conference League wird es schwer nach den ersten zwei Spielen, aber wir geben natürlich nicht auf und wollen das bestmögliche Ergebnis rausholen. In der Liga ist alles möglich. Wir haben gesehen, dass wir in jeder Partie mithalten können - in 99 Prozent der Spiele waren wir sogar die bessere Mannschaft. Die Top sechs sind auf jeden Fall unser Ziel und ich bin guter Dinge, dass wir das auch schaffen, wenn wir so weiterspielen. Nach den 22 Spielen wird man dann sehen, welche Ziele man sich setzt.

Wie sehen ihre persönlichen Ziele für die nächsten Jahre aus?

Ich mache mir da überhaupt keinen Stress. Für mich ist wichtig, dass ich so weiterspiele, wie ich es in den letzten Partien gemacht habe und mich weiterentwickle. Dann wird man sehen, was die Zukunft bringt. Ich habe da keinen genauen Plan, denn wenn ich krampfhaft über Dinge nachdenke, die ich erreichen will, dann kann ich nicht zu 100 Prozent meine Leistung abrufen.

Sie wirken in Interviews immer sehr authentisch. Haben Sie keine Medienschule hinter sich?

Ich sage das, was ich mir denke. Ich habe da keinen Genierer. Ich bin immer so, wie ich bin und verstelle mich nicht. Ich glaube, das mache ich am Platz auch so und das werde ich auch beibehalten, weil ich denke, dass mich das auch stark macht.

Interview: Raphael Greiml