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Bundesliga Spielbericht
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Handball: Flensburg gewinnt Nordderby in letzter Sekunde

Erste Pflichtspielpleite für Kiel

Chaotische zweite THW-Hälfte: Flensburg gewinnt Nordderby in letzter Sekunde

Er war nach dem Siegtreffer nicht mehr einzufangen: Emil Manfeldt Jakobsen.

Er war nach dem Siegtreffer nicht mehr einzufangen: Emil Manfeldt Jakobsen. imago images

Am Donnerstagabend war alles angerichtet für einen packenden Nordklassiker zwischen Kiel und Flensburg, den die SG am Ende für sich entschied - worauf zur Pause noch nicht viele gewettet hätten. Mit dem Selbstvertrauen aus vier Pflichtspielsiegen am Stück startete der THW ins Prestigeduell, Harald Reinkind verwandelte nach weniger als 60 Sekunden einen Kempa.

Kiel gab den Ton im ersten Abschnitt an, auch mit einer offeneren Deckungsvariante erzwangen die Gäste in der "Hölle Nord" Ballverluste. Domagoj Duvnjak stellte die erste Drei-Tore-Führung nach sieben Minuten her. SG-Sommerneuzugang Simon Pytlick wirkte nervös, der Däne stand schnell bei nur einem Treffer aus sechs Versuchen - kam vor dem Seitenwechsel zumindest noch auf drei Tore.

Das Torwartduell im ersten Durchgang ging klar an THW-Keeper Tomas Mrkva, der nicht nur Pytlick offensichtlich Nerven kostete. Als Duvnjak zum 10:7 traf, hatte Flensburg bereits fünf technische Fehler angesammelt. Momente später erhöhte Elias Ellefsen a Skipagötu, 21-jähriges Top-Talent der Färöer, auf 11:7 und erzwang die erste Auszeit der Hausherren. 

Glandorfs Forderung sofort umgesetzt

Nach 30 Minuten führten die "Zebras" verdient mit 17:14. SG-Geschäftsführer Holger Glandorf monierte bei "Dyn" in der Pause "zu viele technische Fehler", lobte aber die Endphase der erste Hälfte, an die der Herausforderer "anknüpfen" müsse.

Gesagt, getan. Flensburgs Keeper Benjamin Buric lief allmählich heiß, die Fehlerquote beim THW stieg an - wie auch die Temperatur in der Halle. Von 17:18 (36.) ging es auf 21:19 (40.) - Kiels Cheftrainer Filip Jicha war bei seiner anschließend Auszeit schwer geladen. Der Rekordmeister hatte den Faden völlig verloren und teils kopflos die gute Ausgangslage mit beiden Händen weggeworfen.

Die Worte zeigten Wirkung, besonders bei Keeper Mrkva, der die Kieler mit wichtigen Paraden zurück ins Spiel holte. Als Tschechiens Handballer des Jahres 2023 dann auch noch Kay Smits einen Siebenmeter wegnahm, war alles wieder offen (22:22, 49.). Die Partie kippte sogar komplett. Ellefsen a Skipagötu übernahm in seinem allerersten Nordderby immer mehr Verantwortung und stellte fünf Minuten vor dem Ende auf 26:23 für den THW. SG-Coach Nicolej Krickau zog seine letzte Timeout-Karte.

Pytlicks Rakete mit 122 km/h

Genau zur richtigen Zeit, denn Flensburg setzte zum großen Comeback an. 122 Stundenkilometer hatte Pytlicks Ausgleichstreffer zum 27:27, in dessen Folge Petter Överby nach Videobeweis auch noch eine Zwei-Minuten-Strafe ausgesprochen bekam. Den letzten Angriff spielte Flensburg sauber zu Ende, räumte bis auf Linksaußen ab, wo Emil Manfeldt Jakobsen mit seinem Treffer zum 28:27 für eine Stimmungsexplosion in der "Hölle Nord" sorgte.

Durch den zweiten Saisonsieg unterstrichen die Flensburger ihre Ambitionen, Kiel dagegen muss einen ersten Dämpfer bei der Mission Titelverteidigung hinnehmen.

SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel 28:27 (14:17)

Tore für die SG: Golla 7, J. Hansen 6, E. M. Jakobsen 6/2, Pytlick 5, Smits 3/1, Gottfridsson 1
Tore für Kiel: Bilyk 4, Ellefsen a Skipagötu 4, Duvnjak 3, Ekberg 3, Reinkind 3, Wiencek 3, Överby 3, Dahmke 2, Johansson 1, M. Landin 1
Schiedsrichter: Tobias Tönnies (Stendal)/Robert Schulze (Magdeburg)
Zuschauer: 6300
Strafminuten: 2 / 6
Disqualifikation: - / -

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