Was bereits Tage vor dem zweiten Gruppenspiel vermutet worden war, wurde Gewissheit: Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps verzichtete nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen Rumänien auf die Stars Pogba und Griezmann. Die nicht minder talentierten Martial sowie Coman (vom FC Bayern) begannen stattdessen und sollten die Flügelzange um Giroud bilden. Der Münchener avancierte somit zum jüngsten Spieler in einer französischen Startelf in großen Turnieren. Siegtorschütze Payet begann diesmal auf der Zehnerposition.
Albaniens italienischer Coach Giovanni de Biasi wechselte nach dem 0:1 gegen die Schweiz dreimal durch: Kapitän Cana (Gelb-Rot-Sperre) musste für Ajeti weichen. Zudem begannen Memushaj und Lila für Taulant Xhaka und Roshi.
Giroud per Kopf, dann muntere Albaner
Die Franzosen begannen durchaus munter. Eine erste kleinere Chance hatte Giroud, der einen Kopfball nach Freistoß Payet über die Querlatte setzte (4.). Danach geschah zunächst nicht viel Nennenswertes. Die Albaner spielten etwas überraschend forsch auf und setzten Frankreich gelegentlich extrem früh unter Druck. Erste Torannäherung: Lenjanis Fernschuss, der deutlich über das Tor ging (14.). Der EM-Gastgeber verlor nach ordentlichem Beginn die Linie und verschleppte zu oft das Tempo im Spiel nach vorne. Hochkaräter? Fehlanzeige.
Wie schon im Eröffnungsspiel war Payet einer der wenigen Aktivposten im Spiel nach vorne, nach seinem Steilpass war aber Ajeti gegen den einschussbereiten Martial zur Stelle (21.). Generell fehlte es Frankreich aber an Spielwitz und Tempo, der Defensivverbund der Albaner um den Kölner Mavraj lieferte effiziente Arbeit ab.
Die Partie plätscherte vor sich hin, allein bei Payets Freistößen kam hin und wieder so etwas wie Stimmung auf den Rängen auf. Die beste Chance bot sich überraschenderweise Albanien: Nach einer einstudierten Eckballvariante von links kam Lenjani am ersten Pfosten zum Abschluss, traf den Ball aber nicht komplett - Glück für die Elf von Deschamps (39.). Auch den letzten Abschluss verbuchte ein Albaner, Memushaj setzte einen Freistoß aufs Mauereck aber zu hoch an (45.). Dann war Pause.
Gruppe A - 2. Spieltag
Es musste sich was tun im Spiel der Equipe tricolore. Bereits gegen Ende des ersten Durchgangs hatte sich Hoffnungsträger Pogba unter dem Jubel der Zuschauer am Seitenrand aufgewärmt. Beim Wiederanpfiff stand der Juventus-Star auf dem Platz, Martial blieb in der Kabine. Und die Franzosen kamen verändert auf den Rasen zurück. Eine halbe Minute dauerte es, ehe Coman nach Girouds Flanke die Führung verpasste (46.). Doch die Schrecksekunde sollte nicht lange auf sich warten lassen: Kanté bugsierte eine hohe Flanke an den eigenen Pfosten, im Liegen verfehlte Memushaj das Tor per Kopf (52).
Giroud ans Aluminium - Griezmann macht's besser
Die Entscheidung: Antoine Griezmann (M.) köpft zum 1:0 ein.
Die Partie hatte nun Fahrt aufgenommen. Payets sehenswerte Außenristflanke nahm Pogba am zweiten Pfosten im Fallen direkt, die Kugel strich knapp über den Querbalken (54.)! Albanien wurde nun müde, und Frankreich drückte aufs Tempo - allein der Abschluss misslang, wie auch bei Payet aus 20 Metern (59.). Weil die Franzosen nun bereits tief in der albanischen Hälfte Ballgewinne verbuchten, war der Weg zum Tor nicht mehr weit. Giroud köpfte erst rechts vorbei (67.), dann an den linken Pfosten (69.).
Das Tor fiel zunächst nicht, und beide Seiten zollten dem phasenweise sehr hohen Tempo Tribut. So kam es, dass die nächste Torgelegenheit bis zur 79. Minute auf sich warten ließ: Sagna nahm eine Kopfballabwehr von der Strafraumgrenze direkt - drüber. Der Führungstreffer für die Blauen lag nun längst in der Luft, doch Ajeti hatte etwas dagegen und fälschte Kantés Schuss knapp neben den Pfosten ab (84.). Schließlich war es dem eingewechselten Griezmann vorbehalten, seine Landsmänner zu erlösen: Nach Ramis Flanke köpfte der Stürmer von Atletico Madrid das Leder aus sechs Metern in die Maschen (90.). Albanien ging aufs Ganze und fing sich schließlich sogar noch den zweiten Gegentreffer durch Payet ein (90.+6).
Damit waren die tapfer kämpfenden Albaner um ihren Lohn gebracht und stehen nach zwei Spielen mit null Punkten da. Nichtsdestotrotz besteht für die Südeuropäer weiterhin die theoretische Chance, mit einem Sieg über Rumänien (Sonntag, 21 Uhr in Lyon) Platz drei in der Gruppe zu erreichen. Das bereits fürs Achtelfinale qualifizierte Frankreich trifft zeitgleich in Lille auf die Schweiz.