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Zurück zum alten System: Herthas Generalprobe geglückt

1:0 im Test gegen die Glasgow Rangers durch einen Kempf-Kopfball

Zurück zum alten System: Herthas Generalprobe geglückt

Zweikampf im letzten Testspiel: Herthas Andreas Bouchalakis gegen Glasgows Nicolas Raskin.

Zweikampf im letzten Testspiel: Herthas Andreas Bouchalakis gegen Glasgows Nicolas Raskin. IMAGO/Shutterstock

Drei Tage nach dem schwachen Auftritt gegen den belgischen Erstliga-Zehnten KV Mechelen (0:3) kehrte Hertha-Coach Pal Dardai im spanischen La Manga vom zuletzt getesteten 3-5-2 zum bewährten System, dem 4-2-3-1, zurück. Innenverteidiger Marc Kempf, der für den verletzten Toni Leistner (Oberschenkelblessur) die Kapitänsbinde trug, besorgte per Kopf nach einem Eckball von Marten Winkler unmittelbar vor dem Pausenpfiff das entscheidende Tor (45.).

Der Zweitliga-Siebte bot eine stabile Vorstellung, versäumte aber in der zweiten Halbzeit den Ausbau der Führung. Das war auch in Dardais Augen der einzige Makel einer trotz der angespannten Personalsituation geglückten Generalprobe. "Wir sind zufrieden. Das war das System, das wir seit sechs Monaten üben", sagte der Coach nach Spielende.

Dardai fordert "letzte Konsequenz"

"Die ersten zehn Minuten, in denen uns der Gegner gepresst hat, war ein bisschen Hektik. Das haben wir auch von außen gecoacht, die Mannschaft hat sich danach gefunden. Zu Null ist immer gut. Das war ein Top-Gegner, sie haben in der ersten Halbzeit mit der A-Mannschaft gespielt. Trotzdem hatten wir da einen guten Ballbesitz. Jeder hat mitgemacht, keiner war hektisch. Nur bei der letzten Konsequenz müssen wir besser sein."

Das ging vor allem an die Adresse des auffälligen Derry Scherhant, der nach 64 Minuten die Großchance zum 2:0 vergab, als er an Rangers-Keeper Jack Butland scheiterte.

Führungstreffer gibt Berlinern weitere Sicherheit

Zuvor waren hochkarätige Tormöglichkeiten Mangelware. Den ersten Abschluss des Spiels hatte der Ex-Schalker Rabbi Matondo für die Rangers (7.), danach fanden die Berliner mit Taktgeber Andreas Bouchalakis auf der Doppel-Sechs neben Pascal Klemens ihren Rhythmus. Winkler wurde im letzten Moment abgeblockt (11.), bei einem abgefälschten Abschluss von Smail Prevljak war Robby McCrorie, im ersten Durchgang zwischen den Pfosten, zur Stelle (38.).

Auf der Gegenseite entschärfte Linus Gechter einen Schuss von John Lundstram (17.), ein Abschluss von Ridvan geriet zu zentral und war für Herthas Schlussmann Tjark Ernst kein Problem (41.). Die Führung per Standard gab dem Zweitligisten nach der Pause zusätzliche Sicherheit.

Das war ein Top-Gegner, sie haben in der ersten Halbzeit mit der A-Mannschaft gespielt. Trotzdem hatten wir einen guten Ballbesitz

Pal Dardai über das Testspiel gegen die Glasgow Rangers

Dardais Team, im Vergleich zum Mechelen-Spiel deutlich frischer, aggressiver und ballsicherer, setzte nach Balleroberungen mit dem Tempo von Winkler und Scherhant immer wieder gefährliche Nadelstiche, Butland zeichnete sich mehrfach aus. Kurios: Wie drei Tage zuvor Mechelen-Coach Besnik Hasi sah auch Rangers-Coach Philippe Clement Rot wegen heftigen Reklamierens (54.).

Alle Ausgleichsbemühungen der Schotten, bei denen der gebürtige Berliner Leon Balogun in der Startelf stand, verpufften. Ernst parierte reaktionsschnell gegen Cyriel Dessers (66.), Dessers‘ Vorarbeit konnte José Cifuentes in sehr aussichtsreicher Position nicht verwerten (90.).

Erkältungswelle dünnt Personaldecke weiter aus

Die Berliner, die auf etliche Profis verzichten mussten, brachten den knappen Vorsprung ins Ziel. Eine Erkältungswelle hat nach Palko Dardai auch Gustav Christensen und Marton Dardai erfasst, Leistner und Jonjoe Kenny (Oberschenkel) sind verletzt, Deyovaisio Zeefuik blieb nach seiner Gelb-Roten Karte gegen Mechelen gegen die Schotten draußen.

Ohnehin nicht dabei: Jeremy Dudziak, der nach seinem Mittelfußbruch am Freitag erstmals wieder in voller Intensität mit der Mannschaft trainiert hatte, Ibrahim Maza (Rückstand nach Meniskus-OP) sowie die gar nicht mit nach Spanien gereisten Fabian Reese (schlechte Blutwerte nach Coronavirusinfektion), Bence Dardai (Reha nach Sprunggelenksverletzung) und Agustin Rogel (nach Knie-OP).

Dardai zieht positives Fazit zum Wintertrainingslager

Trotz der Ausfälle zog Pal Dardai ein positives Fazit des einwöchigen Camps, das am Sonntag zu Ende geht: "Ich bin eigentlich kein Fan von Wintertrainingslagern, weil sie kurz sind, aber so, wie die Bedingungen in Berlin waren, war das ein guter Schachzug. Wir konnten uns mit Standards beschäftigen. Das wäre in Berlin sehr schwer geworden bei minus zehn Grad."

Die Arbeit mit ruhenden Bällen zahlte sich gegen die Glasgow Rangers aus. Eine schlechte Nachricht hatte Dardai für seine Spieler mit Blick auf den anstehenden Reisetag aber doch: "Sonntag ist noch Auslaufen, da müssen sie früh aufstehen - tut mir leid."

Steffen Rohr