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"Ich liebe das": Viel Zuspruch für Southgates Beförderung

Frust bei den Schotten nach dem Prestige-Duell groß

"Ich liebe das": Viel Zuspruch für Southgates Beförderung

Sammelte beim 3:0 weitere Argumente für eine Festanstellung: Englands Interimscoach Gareth Southgate.

Sammelte beim 3:0 weitere Argumente für eine Festanstellung: Englands Interimscoach Gareth Southgate. Getty Images

Nach dem 3:0 gegen Schottland war die Erleichterung im englischen Lager groß. Das Ergebnis trog ein wenig über den Spielverlauf hinweg, denn die "Three Lions" hatten einmal mehr eine harte Nuss zu knacken. Nach 24 Minuten erlöste Angreifer Daniel Sturridge die Hausherren, die hinten durchaus Schwächen offenbarten. Die Schotten aber ließen zwei sehr gute Möglichkeiten liegen, sodass Adam Lallana (wie Sturridge beim formstarken FC Liverpool unter Vertrag) nach 50 Minuten auf 2:0 erhöhen durfte. Gary Cahill vom FC Chelsea setzte wenig später den Gnadenstoß (61.) und besorgte den 3:0-Endstand.

Für Englands Kapitän Wayne Rooney war hinterher klar, dass Interimscoach Southgate vor einem langfristigen Engagement als Trainer der englischen Nationalmannschaft steht. "Er hat alles dafür getan, und ich bin mir sicher, dass er der Topkandidat ist", so der 31-Jährige nach dem Prestigeduell in der WM-Qualifikation. Der unerwartet deutliche Erfolg am Freitagabend im Londoner Wembley Stadion gegen den alten Rivalen lieferte weitere gute Argumente für Southgate. Die Spieler hatten sich ohnehin schon im Vorfeld für den 46-Jährigen ausgesprochen. Und taten alles dafür, ihm beste Karten zu besorgen.

Spielersteckbrief Rooney
Rooney

Rooney Wayne

Spielersteckbrief Sturridge
Sturridge

Sturridge Daniel

Spielersteckbrief Lallana
Lallana

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Cahill

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"Ich habe die Rolle wirklich genossen"

Southgate reagierte trotz des 3:0 demütig. "Ich möchte erst mal in Ruhe nachdenken", sagte er, machte aber deutlich, dass er den Job nicht ablehnen würde. "Ich liebe das. Ich habe die Rolle wirklich genossen, die Verantwortung, die Herausforderung. Jetzt müssen andere entscheiden." Dass der englische Fußballverband Southgate behalten will, gilt nach dem höchsten Sieg gegen die Nachbarn seit 41 Jahren (1975 gewann England mit 5:1) als sicher.

Applaus für Fans - und den neuen Trainer? Kapitän Wayne Rooney.

Applaus für Fans - und den neuen Trainer? Kapitän Wayne Rooney. Getty Images

"Es ist garantiert nur eine Frage der Zeit, bevor seine Verpflichtung bestätigt wird", vermutet "BBC Sport". "Mit diesem rauschenden Sieg gegen Schottland hat er gezeigt, dass er ein Team auch unter hohem Druck vorbereiten kann", schrieb die Zeitung "The Telegraph". Die Fußball-Experten des "Guardian" warnen ob der teilweise durchwachsenen Leistung allerdings zurecht vor zu viel Euphorie. "England hat gegen Schottland gut abgeschnitten, aber die üblichen Defizite bleiben."

Du hast den Glauben, hast die Chancen, triffst aber nicht, und dann gewinnen die.

Schottlands Trainer Gordon Strachan über das 0:3

Southgate räumte selbst ein, dass nicht alles perfekt war. "Anfangs hatten wir nicht die Kontrolle", erklärte der ehemalige englische U-21-Coach: "Manches im Spiel war großartig, manches aber auch fahrlässig. Wir haben zu viele Chancen vertan." Es schwang schon eine Portion Glück für die "Three Lions" mit, die ambitionierten Schotten waren vorne schlichtweg zu ungefährlich. Deren Trainer Gordon Strachan reagierte entsprechend frustriert: "Du hast den Glauben, hast die Chancen, triffst aber nicht, und dann gewinnen die. Danach wird es ein langer Abend."

"Beschämend. Demütigend. Herzzerreißend."

Den Stellenwert des britischen Prestige-Duells machte am Samstag die schottische Tageszeitung "Daily Record" deutlich. Sie ließ die Titelseite ihrer Sportbeilage schwarz und schrieb: "Es war beschämend. Es war demütigend. Es war herzzerreißend. Und wir ertragen es nicht, Ihnen Bilder davon zu zeigen." Im Innenteil gab es dann doch eine Berichterstattung und die Forderung nach dem Rücktritt des Trainers. "Schottland bewegt sich rückwärts", hieß es. "Es ist Zeit für Gordon Strachan zu gehen."

Gruppen-Erster England (zehn Punkte, sechs Zähler vor den Schotten) befindet sich hingegen im Stimmungshoch. Das Boulevard-Blatt "The Sun" brachte die Gefühlslage auf den Punkt: "Wenigstens für einen Abend trumpft England endlich mal auf." Jetzt muss Southgate sein Team auf das Freundschaftsspiel am Dienstag gegen Spanien vorbereiten. "Das wird ein gewaltiger Test, eine vollkommen andere Herausforderung." Ob er sich bald als englischer Cheftrainer vor solchen Aufgaben den Kopf zerbricht?

msc