Bundesliga

Imhof: "Da brauche ich keine Schiedsrichterausbildung, um zu sehen, dass das Handspiel war"

Klagenfurts Geschäftsführer im kicker-Gespräch

Imhof: "Da brauche ich keine Schiedsrichterausbildung, um zu sehen, dass das Handspiel war"

Für Klagenfurt und Geschäftsführer Matthias Imhof geht es in den letzten zwei Bundesligarunden um die Teilnahme am internationalen Geschäft.

Für Klagenfurt und Geschäftsführer Matthias Imhof geht es in den letzten zwei Bundesligarunden um die Teilnahme am internationalen Geschäft. imago images/MIS

Austria Klagenfurts Geschäftsführer Matthias Imhof erlebt aktuell turbulente Wochen. Da war das Spiel gegen den LASK, bei dem er nach einem nicht gegebenen Elfmeter für seine Mannschaft und folgender Kritik am Schiedsrichter mit der Roten Karte und anschließender Funktionssperre sowie mit 2.000 Euro bestraft wurde.

Meistergruppe - 31. Spieltag

Da war auch das Spiel gegen Sturm Graz, bei dem erneut ein vermeintlicher Elfmeterpfiff für Klagenfurt ausblieb. Schiedsrichter Manuel Schüttengruber reichte nach dem Spiel Anzeige gegen Imhof wegen "Kritik an den Entscheidungen des Schiedsrichters“ ein, der Strafsenat der Bundesliga belegte Klagenfurts Geschäftsführer mit einer 6.000-Euro-Geldstrafe. Imhof legte Berufung ein.

Außerdem wird der 54-Jährige seit Wochen mit einem Wechsel zum SV Sandhausen in Verbindung gebracht. Der Zweitliga-Absteiger bestätigte bereits, einen neuen Sportdirektor gefunden zu haben. Angesprochen auf Imhof meinte Präsident Jürgen Machmeier gegenüber der "Rhein-Neckar-Zeitung": "Das kann ich nicht dementieren. Sonst würde ich ja lügen". Imhof selbst lässt sich noch nicht in die Karten blicken, dementiert aber ebenso wenig.

Und dann ist da noch die sportliche Situation bei Klagenfurt. Im Kampf um die internationalen Plätze hat die Mannschaft zwei Spieltage vor Schluss die schlechtesten Karten, liegt man doch auf dem letzten Platz der Meistergruppe. Auf das fünfplatzierte Rapid fehlen aber nur zwei, auf den Tabellenvierten Austria Wien nur drei Punkte. Damit dürfen sich die Klagenfurter durchaus noch Hoffnung auf eine Teilnahme am Europacup machen.

Mit dem kicker sprach Imhof unter anderem über die aktuelle Situation bei Klagenfurt, den VAR und den nach China abgewanderten Ex-Klagenfurt-Kapitän Markus Pink.

Herr Imhof, Sie wurden nach dem 1:1 gegen den LASK vor drei Wochen mit einer einmonatigen Funktionssperre bestraft. Wie kann man sich das vorstellen - was dürfen Sie aktuell und was nicht?

Ich darf bis zu einer halben Stunde vor dem Spiel bei der Mannschaft in der Kabine sein, danach muss ich bis zum Abpfiff auf die Tribüne.

Auslöser war ein vermeintliches Handspiel der Linzer, das trotz VAR-Checks keinen Elfmeter nach sich zog. Haben Sie sich noch einmal erkundigt, wie das Schiedsrichterteam zu dieser Entscheidung kam?

Am Mittwoch gibt es ja immer den Rückblick mit dem VAR, wo alle Entscheidungen vom Wochenende noch einmal durchgecheckt werden. Da wurde dann ja bestätigt, dass das eine Fehlentscheidung war. Es hat - glaube ich - auch jeder, der sich das Spiel angeschaut hat, gesehen, dass es eine Fehlentscheidung war. Nur der Herr im Keller leider nicht. Da brauche ich keine Schiedsrichterausbildung, um zu sehen, dass das Handspiel war.

Die kicker-Elf des 30. Spieltags

Auch beim Spiel gegen Sturm kam es wieder zu einer brenzligen Situation im gegnerischen Strafraum, bei der Ihrer Mannschaft kein Elfmeter zugesprochen wurde. Nach dem Spiel meinten Sie, dass Austria Klagenfurt einfach nicht das "Standing" habe. Mit ein bisschen Abstand: Glauben Sie, dass in der Bundesliga bei knappen Entscheidungen die großen Vereine einen Vorteil haben?

Ja, das fühlt sich so an. Ich spreche ja nicht nur von mir allein. Wir alle, also auch die Spieler, wir fühlen uns schon ein bisschen benachteiligt, das muss man sagen.

Wie stehen Sie generell zum VAR?

Eigentlich hat es geheißen, dass er einen Vorteil bringen sollte. Was ich mir wünschen würde, wäre, dass ehemalige Profis mit im Keller sitzen, weil die einfach diese Situationen viel besser einschätzen können. Die haben das in ihrer Karriere zig-mal erlebt. Die Schiedsrichter sind ja mehr die Theoretiker, aber wenn du diese Situationen selbst einmal am eigenen Leib erfahren hast, dann kannst du das viel besser einschätzen. Deshalb wäre es wirklich vorteilhaft, wenn neben dem VAR - und der soll schon der VAR bleiben - zusätzlich noch daneben ein ehemaliger Profi sitzen würde.

Im zweiten Jahr in der Bundesliga schaffte Klagenfurt zum zweiten Mal den Einzug in die Meistergruppe. War das vor der Saison das ausgegebene Ziel oder hatte man mit dem Klassenerhalt schon das Soll erfüllt?

Wir haben ganz klar gesagt, wir müssen wieder die Klasse halten, das ist unser vorgegebenes Ziel, weil wir einfach wussten, dass letztes Jahr noch der LASK geschwächelt hat und dass das dieses Jahr nicht wieder passieren wird. Dann wussten wir, dass es drei, vier Mannschaften gibt, die um diesen sechsten Platz mitspielen und den erreichen wollen. Da haben wir uns dieses Jahr wieder super durchgesetzt.

Als Sie 2019 zu Klagenfurt kamen, haben Sie selbst daran geglaubt, dass der Verein schon zwei Jahre später in der Bundesliga spielen würde?

Nein, wir hatten damals einen Dreijahresplan. Ich war im März 2019 das erste Mal unten. Da hatte ich wenig Einfluss, denn da stand der Kader schon, da haben wir die Klasse gehalten. Dann ging es im ersten Jahr darum, dass wir uns etablieren und nichts mit dem Abstieg aus der 2. Liga zu tun haben wollten. Da sind wir gleich Zweiter geworden und nur durch die Tordifferenz nicht aufgestiegen, wie wir alle noch wissen (lacht). Im zweiten Jahr haben wir es gleich geschafft. Und dass wir es dann zwei Mal so sensationell in der Bundesliga machen, damit konnte natürlich auch keiner rechnen.

Wir hätten ihn ja nicht gehen lassen, wenn wir im unteren Play-off gewesen wären.

Imhof zum Wechsel von Markus Pink

Ihr größter Leistungsträger ist Ihnen vor knapp zwei Monaten abhandengekommen. Top-Torschütze Markus Pink wechselte nach China. Wie schmerzlich war der Abgang?

Natürlich sehr schmerzlich. Er war unser Kapitän und Torjäger. Jetzt haben wir noch das Pech gehabt, dass Jonas Arweiler nicht so schnell fit geworden ist, wie wir uns das erhofft hatten und dass Nici Binder sich noch einmal verletzt hat. In dem Moment war es natürlich blöd. Aber der "Pinki" hätte bei uns nicht verlängert im Sommer. Wir haben noch einmal Geld gekriegt, das war gut für uns und von dem her hat es für alle Seiten gepasst. Wir hätten ihn ja nicht gehen lassen, wenn wir im unteren Play-off gewesen wären.

Können Sie die Ablösesumme von 200.000 Euro bestätigen?

Das kann ich nicht bestätigen.

Im Winter gab es ja schon Interesse vom italienischen Serie B-Klub Reggina. Warum kam dieser Transfer damals nicht zustande?

Der Transfer wäre auch zustande gekommen, wir haben da auch zugestimmt, dann gab es aber ein zeitliches Problem. Wir haben am letzten Tag um 13 Uhr dem Wechsel zugestimmt, weil wir dann auch einen anderen Stürmer hatten, den wir verpflichtet hätten. Aber aus irgendeinem Grund ist es dann nichts geworden.

Sie wurden in letzter Zeit immer wieder mit einem Wechsel nach Sandhausen in Verbindung gebracht und haben auch bestätigt, dass es Gespräche gab. Sind Sie nächstes Jahr noch Geschäftsführer bei Austria Klagenfurt?

Wir müssen zuerst einmal ins internationale Geschäft kommen und dann sehen wir weiter, was passiert.

Interview: Raphael Greiml