Letztes und dieses Jahr hatte Inter Mailand die Coppa Italia gewonnen. Doch nun kurz vor Weihnachten, als die Nerazzurri wieder erst in diesen seit Jahren abgeänderten Wettbewerb eingreifen mussten (seit 2007/08 dürfen die besten Acht der Serie-A-Vorsaison erst in der 4. Runde und damit erst im Achtelfinale mit einem Heimspiel einsteigen), gab es das böse Erwachen.
Dabei sah es beim Duell mit dem aktuellen und auf Ligaplatz 4 liegenden Überraschungsklub Bologna, wo beide Teams einige Stammspieler zunächst schonten, lange Zeit gut aus. Die Nerazzurri kontrollierten das Geschehen im heimischen Giuseppe-Meazza-Stadion nach Belieben gegen offensiv kaum stattfindende Rossoblu. Diese meldeten sich lediglich in der 12. Minute mit einem feinen Außenrist von Fabbian mal an. Ansonsten aber schossen nur die Mailänder: Ex-Bremer Klaassen verweifelte an FCB-Keeper Ravaglia (7.) und Carlos Augusto verpasste haarscharf beim anvisierten Einschieben (22.), während Frattesi ebenfalls am Schlussmann der Gäste scheiterte (31.).
Lautaro ist sich zu sicher
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Im zweiten Abschnitt dasselbe Spiel: Der FC Internazionale dominierte schier nach Belieben, ließ mit der abermals felsenfest sicheren Abwehr nichts anbrennen - und Trainer Simone Inzaghi vermisste im Grunde nur oft den finalen Pass beziehungsweise den sauberen Abschluss. So auch in der 53. Minute, als Arnautovic in Top-Position an die Kugel kam - und schwach aus der Drehung feuerte. Das brachte auch seinen Nebenmann Lautaro Martinez auf die Palme.
Doch der argentinische Weltmeister machte es kurz darauf nicht besser. Nach einem klaren Handspiel von Corazza (62.) plus VAR-Eingriff gab es Elfmeter, den Lautaro aber schwach schoss. Nach kurzem Antritt brachte der Kapitän die Kugel nur halbgar auf den Kasten, wo Ravaglia zur Stelle war (65.).
In diesem Duktus ging es weiter: Carlos Augustos noch leicht abgefälschter Versuch ging haarscharf rechts oben vorbei (71.), während vom FC Bologna weiter nichts kam - und es deshalb in die Verlängerung ging.
Zirkzee fein und klug - Thiago Motta rutscht
Das war nichts am Ende: Inter Mailand und Lautaro Martinez schieden als amtierender Coppa-Champion aus. Inter via Getty Images
Und in dieser überschlugen sich die Ereignisse in ganz untypischer Inter-Manier. Denn nachdem Carlos Augusto nach einer Dimarco-Ecke freistehend köpfen und ins rechte Eck treffen konnte (92.), sah alles nach einem verdienten 1:0-Arbeitssieg für den Favoriten aus - zumal sich dieser mit der Führung im Rücken einmal mehr auf die stabile Defensive verließ.
Das zu passive Verhalten sollte sich aber richtig rächen, auch weil die Inter-Abwehr ganz offensichtlich die Rechnung ohne Thiago Mottas Maßnahmen gemacht hatte. Denn der Erfolgstrainer der Rossoblu, die lange nicht wirklich an diesem Achtelfinale teilgenommen hatten, hatte erst in der Schlussphase seine Stammstürmer Zirkzee und Ndoye gebracht, was sich mehr als nur bezahlt machen sollte. Der Ex-Münchner legte zunächst via elegantem Außenristpass das 1:1 von Beukema auf (112.), ehe bei einem 2-gegen-5-Konter der feine Steckpass auf Ndoye folgte. Frei vor Schlussmann Audero hob der Schweizer den Ball elegant drüber ins Netz (116.).
Beim folgenden Jubel hielt es keinen auf der FCB-Auswechselbank mehr, auch Coach Thiago Motta rannte rein und rutschte auf den Knien zu seinem 2:1-Torschützen. Wenig später durfte erst recht gefeiert werden, denn eine Antwort bekam Mailand nicht mehr hin - und schied damit als Titelverteidiger, Sieger von 2022 und insgesamt neunmaliger Coppa-Champion überraschend aus.