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Jovic & Co.: Serbiens Stärken, Serbiens Schwächen

Zweiter deutscher Gruppengegner im Porträt

Jovic & Co.: Serbiens Stärken, Serbiens Schwächen

Spielten am 20. März mit den A-Nationalteams gegeneinander, jetzt in der U 21: Luka Jovic und Jonathan Tah.

Spielten am 20. März mit den A-Nationalteams gegeneinander, jetzt in der U 21: Luka Jovic und Jonathan Tah. Getty Images

Für das aktuelle Turnier qualifizierte sich Serbien sicher und ist eine von fünf Mannschaften, die in der Qualifikation ungeschlagen blieb (8/2/0) - die zwei Remis gab es obendrein am Ende der Quali, als man schon durch war. Sportlich verfügt das Team in nahezu allen Mannschaftsteilen - mit Ausnahme der Torhüterposition - über große Qualität, auch weil sich fünf etatmäßige A-Nationalspieler in der Mannschaft wiederfinden.

Da wäre Nikola Milenkovic (AC Florenz, 15 A-Länderspiele), ein kopfball- und zweikampfstarker Innenverteidiger, der auch rechts in der Viererkette agieren kann und der auch aufgrund seiner Physis mit dem ehemaligen Weltklasse-Verteidiger Nemanja Vidic verglichen wird. Der 21-Jährige könnte in diesem Sommer noch wechseln, steht angeblich bei Atletico Madrid weit oben auf dem Wunschzettel - doch auch Manchester United und Juventus sollen interessiert sein.

Sorgenkind Mittelfeld - Außen sind eine Stärke

Nikola Milenkovic

Hat bereits 15 A-Länderspiele auf dem Buckel: Nikola Milenkovic vom AC Florenz. Getty Images

Das Sorgenkind ist das zentrale Mittelfeld, indem sich zwar mit Sasa Lukic (FC Turin, acht A-Länderspiele) und Uros Racic (CD Teneriffa) durchaus begabte Spieler tummeln - beiden fehlt es jedoch im Spielaufbau an Kreativität, sodass aus dem Zentrum selten wirklich gefährliche Aktionen kreiert werden. Dafür verfügen die Serben über enormes Tempo: Rechtaußen Andrija Zivkovic (Benfica, 17 A-Länderspiele) und Linksaußen Nemanja Radonjic (Olympique Marseille, 11 A-Länderspiele) sind schnell, wendig, trickreich und bei Kontern enorm gefährlich. Beiden haftet jedoch das Manko an, dass sie vor dem Tor - gerade im Eins-gegen-eins - nicht immer nervenstark sind.

Prunkstück Sturm: Jovic, Joveljic und Saponjic

Aus einem ganz anderen Holz geschnitzt ist indes der Star der Mannschaft: Luka Jovic. Der 21-Jährige spielte bei der Frankfurter Eintracht eine phänomenale Saison, markierte wettbewerbsübergreifend 27 Treffer für die Adler und wechselte im Sommer für stolze 60 Millionen Euro zu Real Madrid. Und auch in der U 21 ist der bullige Stürmer eine Bank, trifft statistisch in jedem zweiten Spiel (sieben Tore in 14 Partien).

Jovic ist allerdings nicht der einzige torgefährliche Angreifer von Trainer Goran Dorovic. Besonders auf den Neu-Frankfurter Dejan Joveljic - neben Aleksa Terzic (AC Florenz) und Svetozar Markovic (FK Partizan) einer von drei 19-Jährigen im Kader der Serben - sollte ein Auge geworfen werden. Der Angreifer hatte 2018/19 bei Roter Stern einen Raketenstart, traf wettbewerbsübergreifend 14-mal in 28 Spielen für den serbischen Meister und weckte das Interesse der Eintracht, die den schlaksig wirkenden, aber technisch versierten Angreifer verpflichtete. Joveljic, der übrigens wie Jovic im bosnischen Bjeljina geboren wurde, hat in der U 21 zwar noch nicht getroffen, spielte in der Auswahl bislang aber auch aufgrund seines jungen Alters kaum - dafür stellte er in allen untergeordneten Junioren-Auswahlteams seine Torgefährlichkeit bereits unter Beweis.

Dritter im Bunde ist Ivan Saponjic, der bei Benfica Lissabon bislang zwar nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam (sechs Tore, zwei Vorlagen in 28 Spielen), allerdings auch als großes Talent gilt - die EM könnte er nutzen wollen, um sich ins Schaufenster zu stellen.

Djorovic als wichtiges Puzzlestück

Nicht unbedeutend ist allerdings auch der Trainer, dessen Handschrift gut erkennbar ist. Als Profi galt Goran Djorovic als harter, zugleich aber auch spielerisch starker Innenverteidiger, der sich vor allem in Spanien einen guten Ruf erarbeitete. So brachte er es zwischen 1997 und 2001 auf exakt 100 Spiele für Celta Vigo - kurioserweise hatte er vor seinem Wechsel nach Vigo auch exakt 100 Spiele für Roter Stern Belgrad (1993-1997) bestritten. Wenig verwunderlich also, dass das Hauptaugenmerk von Trainer Djorovic eine stabile Defensive ist. Offensiv sind die Serben bei Kontern brandgefährlich, weil sie im Sturmzentrum Spieler haben, die den Ball abschirmen und verteilen können und auf den Außen über "Pfeile" verfügen.

Serbische Schwächen

Schwächen hat die Mannschaft aber auch: So traten immer wieder Probleme auf, wenn Serbien das Spiel gestalten musste, da macht sich der fehlende Kreativspieler bemerkbar, den die Serben in diesem Jahrgang einfach nicht haben. Ein weiterer Schwachpunkt könnten die Außenverteidiger Milan Gajic und Miroslav Bogosavac (ein A-Länderspiel) sein, die beide noch in der serbischen Liga spielen und es nicht gewohnt sind, von schnellen Gegenspielern Druck zu bekommen. Torhüter Boris Radunovic (von Atalanta Bergamo zuletzt in die Serie B an Cremonese ausgeliehen) fehlt es zudem an Spielpraxis. Außerdem wird es auch darauf ankommen, ob Coach Djorovic aus den vielen Individualisten ein Team formen kann, dass über ein gesamtes Turnier hinweg auch als Mannschaft auftritt. Im ersten Spiel gelang das nicht besonders erfolgreich: Die Serben verloren gegen Österreich mit 0:2.

drm

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