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Jukic: "Wenn wir jetzt nicht zumindest einen Punkt holen, dann war alles für'n Hugo"

Austria-Offensivkraft im Interview

Jukic: "Wenn wir jetzt nicht zumindest einen Punkt holen, dann war alles für'n Hugo"

Aleksandar Jukic hatte zuletzt mit seinem Team genug zu jubeln.

Aleksandar Jukic hatte zuletzt mit seinem Team genug zu jubeln. GEPA pictures

21 Punkte hatte die Wiener Austria nach der Winterpause auf ihrem Punktekonto stehen und belegte damit den siebten Tabellenplatz. Trotz einer schwierigen Vorbereitung mit vielen Verletzungen und erkrankten Spielern legte die Mannschaft von Manfred Schmid mit drei Siegen aus den ersten drei Bundesligaspielen im Frühjahr einen perfekten Start hin und darf weiterhin vom oberen Play-off träumen.

Bundesliga - 22. Spieltag

Obwohl man die 30-Punkte-Grenze erreicht hat, ist das Ticket für die Meisterrunde aufgrund der engen Tabellenlage aber weiterhin nicht fixiert und es kommt am Wochenende beim Auswärtsmatch gegen die Admira zum Entscheidungsspiel für die Violetten aus Wien-Favoriten. Offensivspieler Aleksander Jukic gibt sich vor dem kommenden Duell bereit, will den positiven Lauf mit seinem Team fortsetzen und den Grunddurchgang bestmöglich beenden.

kicker: Herr Jukic, die Austria ist mit drei Siegen höchst erfolgreich in das Frühjahr gestartet. Drei volle Erfolge en suite hatte es in dieser Saison bisher noch nicht gegeben. Wie erklären Sie sich diesen positiven Start in das neue Jahr?

Aleksandar Jukic: Das ist nicht selbstverständlich. Wir haben sehr viel Arbeit investiert, damit wir jetzt eine funktionierende Mannschaft haben. Es war am Anfang der Saison ein sehr schwerer Weg bis dahin, wo wir aktuell stehen. Wir haben sehr viel taktisch an uns gearbeitet, haben uns vor allem in der Defensive weiterentwickelt, damit wir hinten gut stehen. Auch im Trainingslager in der Türkei konnten wir uns gut auf das Frühjahr vorbereiten, das hat sich bezahlt gemacht und jetzt haben wir super Spiele abgeliefert.

Wie viel Selbstbewusstsein herrscht aktuell in der Mannschaft? Wie euphorisch ist man nach diesen starken Vorstellungen zuletzt?

Natürlich stärkt das unser Selbstvertrauen und das ist in der jetzigen Phase extrem wichtig, weil es um jeden Punkt geht. Wir unterstützen uns gegenseitig viel mehr als im Herbst und man merkt, dass wir als Team gewachsen sind. Wir haben die letzten drei Partien alle als Endspiele angesehen und zum Glück haben wir alle drei positiv gestaltet. Aber wenn wir jetzt gegen die Admira nicht zumindest einen Punkt holen, dann war alles für'n Hugo. Deshalb können wir uns von den drei Siegen noch nichts kaufen, sollten wir gegen die Admira verlieren. Jetzt steht noch ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Spiel an, und hoffentlich schaffen wir es in die oberen Play-offs.

Trotz dreier Siege ohne Gegentor zuletzt und bereits 30 gesammelten Zählern muss man weiterhin um einen Platz in der Meistergruppe zittern. Eigentlich eine absurde Situation. Wie gehen Sie als Team damit um?

Das ist schon ein Wahnsinn! Eigentlich haben wir geglaubt, dass wir mit drei Siegen fix durch sind, aber wie man sieht, brauchen wir noch einen Punkt und hoffentlich holen wir den. Die Situation ist aber schon arg. Wenn du von vier Spielen drei gewinnst, bist du normalerweise qualifiziert, aber leider ist es nicht so. Ich kann das zwar auch nicht wirklich glauben, aber so ist das im Fußball nunmal. Wir denken von Spiel zu Spiel und das ist das Wichtigste.

Zu Beginn der Saison hat man im Verein den Ball flachgehalten, nun hat man die große Chance, sich nach dem Umbruch für die Meistergruppe zu qualifizieren. Wie wichtig wäre diese Teilnahme für die Spieler, aber auch für den Klub allgemein?

Es gibt nichts Besseres und Austria Wien sollte sowieso in den oberen Play-offs dabei sein. Für uns alle wäre das ein unglaublicher Erfolg, weil niemand damit gerechnet hätte bzw. keiner an uns geglaubt hat, dass wir so etwas in dieser Saison erreichen würden. Jetzt haben wir kurz vor Ende des Grunddurchgangs die große Chance und die wollen wir ergreifen. Dafür geben wir 100 Prozent.

Das Tempo der positiven Entwicklung Ihres jungen Teams hat selbst Cheftrainer Manfred Schmid überrascht. Wie haben Sie es mit Ihrer Mannschaft geschafft, seinen vorgegebenen Weg so schnell zu verinnerlichen und auf dem Platz umzusetzen?

Das wichtigste ist, dass er uns viel Vertrauen schenkt. Wenn du das Vertrauen vom Trainer und dem ganzen Staff besitzt, geht alles viel einfacher. Er respektiert uns sehr, gibt uns Zeit und daher sind wir umso glücklicher, dass wir das so schnell umsetzen konnten, wie er sich das vorstellt. Das ist unser Weg und den wollen wir beibehalten.

Wie viel Sicherheit hat auch der Deal mit der Viola Investment GmbH gegeben? Konnte man im Frühjahr einfach befreiter aufspielen, weil alle Nebengeräusche vorerst abgestellt wurden?

Jeder Spieler hat natürlich die Nebengeräusche mitbekommen und was mit dem Verein passiert ist, aber für uns war das Wichtigste, dass wir einen klaren Kopf bewahren und uns aufs Fußballspielen konzentrieren. Jetzt sind wir einfach sehr froh, dass die Situation so ist und dass wir eine Zukunftsplanung haben.

Von der positiven Phase profitieren auch Sie. In den letzten sechs Spielen gelangen Ihnen drei Tore, dazu noch ein Assist. Wie erklären Sie sich Ihren eigenen Leistungsanstieg in den vergangenen Wochen?

Ich bin natürlich froh, dass ich Spielminuten sammeln und der Mannschaft mit meiner Qualität helfen kann. Ich hatte im Herbst meine Ups and Downs, aber in der Wintervorbereitung habe ich einfach versucht, mich zu zeigen, mich in die Startelf reinzuspielen und das habe ich geschafft. Jetzt kriege ich das Vertrauen vom Trainer und das ist für mein eigenes Selbstbewusstsein sehr wichtig.

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Wie zufrieden sind Sie generell mit Ihrer eigenen Entwicklung? Als Eigengewächs macht es doch doppelt stolz, wenn man den Durchbruch bei seinem Verein schafft?

Das ist einfach geil. Ich bin seit drei Jahren im Profikader, durfte schon unter Thomas Letsch ein wenig hineinschnuppern mit 17, 18 Jahren und habe dann unter Christian Ilzer mein Debüt gefeiert. Das war ein unglaubliches Gefühl, wenn auch wegen Corona ohne Fans, aber als Bundesligaprofi bei einem Verein wie Austria Wien spielen zu können, ist eine große Ehre und macht sehr viel Spaß. Allein die Atmosphäre im letzten Spiel war unglaublich. Ich fühle mich sehr wohl hier, das ist das Wichtigste und so lässt es sich leichter Fußballspielen.

Dass Sie zu Ihrem Klub stehen, haben Sie mit Ihrer Vertragsverlängerung im vergangenen Jahr bewiesen, als die Zukunft des Vereins noch sehr unsicher war. Was hat Sie damals überzeugt, sich bis 2024 längerfristig zu binden und diesen Weg mitzugehen?

Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken. Ich bin den ganzen Akademieweg durchgegangen und habe hier von der U 15 bis jetzt zu den Profis wirklich viel Vertrauen bekommen. Da kann ich nur Ja sagen, wenn ich ein gutes Vertragsangebot bekomme. Und welcher Spieler sagt Nein zu Austria Wien? Das war für mich absolut klar, dass ich hier weiter dabei sein will.

Sie haben bereits die Unterstützung durch die Fans angesprochen. Wie sehr ist man als Spieler dafür dankbar, dass die Anhänger diesen Weg von Beginn an mitgegangen sind und es auch zu Saisonstart, als man sogar kurz Tabellenletzter war, nicht zu großen Unruhen gekommen ist?

Man ist natürlich sehr dankbar. Wenn man 100 Prozent für dieses Logo, das man auf der Brust trägt, gibt, dann vertrauen die Fans uns und haben auch vollstes Verständnis, wenn es mal nicht so gut läuft. Das Wichtigste für sie ist, dass man einfach alles gibt, was möglich ist. Das war zwar in den letzten zwei, drei Jahren nicht so der Fall, aber jetzt spüren sie den Spirit und ziehen da voll mit. Das stärkt uns natürlich und motiviert uns umso mehr, wenn so viele wie möglich im Stadion sind. Das gibt uns einen zusätzlichen Schub und dadurch können wir über 100 Prozent Leistung zeigen. Es ist einfach ein geiles Gefühl im Stadion aufzulaufen, wenn man das komplette Vertrauen der Fans besitzt. Dafür lebt man als Fußballer.

Mein größter Traum wäre es, irgendwann für Barcelona aufzulaufen.

Aleksandar Jukic

Die Leistungen in den vergangenen Spielen lassen definitiv durchblicken, dass Sie mit Ihrem Team sehr leidenschaftlich auf dem Platz agieren. Befindet sich die Mannschaft aktuell am höchsten Leistungspensum der Saison?

Wenn man den Herbst mit den Spielen jetzt vergleicht, haben wir uns natürlich gesteigert, weil wir geschlossener als Team agieren. Man merkt, dass ein stärkerer Teamgeist da ist, alles einfacher abläuft, weil jeder weiß, wo er hinrennen muss und so lässt es sich leichter Fußballspielen. Wir haben komplettes Vertrauen ineinander. Ich glaube aber, dass da noch mehr geht. Man kann sich immer verbessern. Wir sind jetzt froh, dass es so gut gelaufen ist, aber wir müssen bescheiden bleiben. Wir dürfen uns da nicht hochjubeln, es steht noch das wohl wichtigste Spiel der Saison an und wenn wir das vermasseln, heißt es Abstiegs-Play-off und das will niemand von uns.

Im ersten Aufeinandertreffen gab es ein 2:2-Unentschieden im eigenen Stadion gegen die Admira. Was will man dieses Mal besser machen, um den wichtigen Sieg zu holen?

Wir fahren sicher nicht ängstlich in die Südstadt, sondern um dort die nächsten drei Punkte zu machen. Es ist das Endspiel und da werden wir mit Leib und Seele alles geben, damit wir es in die Meistergruppe schaffen. Wir werden uns gut vorbereiten, einen kühlen Kopf bewahren und dann wird das schon.

Eine Abschlussfrage zu Ihnen persönlich: Sportdirektor Manuel Ortlechner meinte zuletzt, dass die Austria ein gutes Sprungbrett für die Top-fünf-Ligen in Europa sein kann. Gibt es eine Liga bzw. eine Mannschaft, von der Sie in Ihrer Profikarriere noch träumen?

Spanien gefällt mir extrem, ich mag den Fußball dort sehr und ich verfolge "LaLiga" auch intensiv. Italien wäre auch eine Option, aber mein größter Traum wäre es, irgendwann für Barcelona aufzulaufen. Das wäre das Größte, was mir je passieren könnte, dort irgendwann zu spielen. Mir gefällt der spanische Fußball, weil einfach sehr viel Wert auf das Fußballspielen an sich und den Spielaufbau gelegt wird. Ich bin ein Spielertyp, der einfach Fußball spielen will und den Ball in den eigenen Reihen besitzen möchte, das habe ich am liebsten. Ich schaue fast jedes Spiel von Barcelona und das wäre natürlich ein Traum.

Darüber können Sie sich ja mit Yusuf Demir beim nächsten Wiener Derby oder einem U-21-Nationalteamlehrgang unterhalten.

(lacht) Mit Yussi habe ich eh guten Kontakt über das Nationalteam, das ist ein geiler Typ und wir tauschen uns da manchmal ohnehin aus. Ich muss ihn aber noch fragen, wie es dort war, weil es seit seiner Rückkehr noch keine Länderspiele gab. Jetzt stehen eh bald wieder welche an, da werden wir ein wenig darüber quatschen, wie es war, mit den ganzen Stars zu trainieren.

Er kann ja mal eine Empfehlung für Sie dort abgeben.

(lacht) Klar, aber der Weg ist noch weit. Es ist mein größter Traum, das zu schaffen, aber alles Schritt für Schritt. Ich bin froh, wo ich aktuell bin, fühle mich wohl und alles andere kommt dann hoffentlich von selbst.

Interview: Maximilian Augustin