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Kopfnuss inklusive: Die unglaubliche Transferposse um Raul de Tomas

Toptorjäger verpasst WM und nennt Espanyol "feige"

Kopfnuss inklusive: Die unglaubliche Transferposse um Raul de Tomas

In Spanien unter "RdT" bekannt: Raul de Tomas.

In Spanien unter "RdT" bekannt: Raul de Tomas. IMAGO/NurPhoto

Raul Martin Presa hätte sich mehr Fairness gewünscht. "Es war ein völlig unerwarteter Kopfstoß. Es war die Aktion eines Kriminellen, eine sehr feige Aktion", schimpfte der Rayo-Präsident. "Wenn er mir eine Warnung gibt, dann kämpfen wir."

Die Wunde hatte ihm aber nicht irgendein erboster Fan zugefügt, sondern allem Anschein nach Ivan Garcia, der Berater von Espanyol-Stürmer Raul de Tomas. Eben jenem Spieler, den Rayo heute verpflichtet hat - zwei Wochen nach Ende des Transferfensters. De Tomas wird somit erst ab dem 1. Januar für das Team aus Madrids Arbeiterviertel Vallecas auflaufen können. Doch weder Kopfnuss noch die verspätete Registrierung verhinderten letztlich die Rückkehr von "RdT" zu seinem Ex-Klub.

Dabei hätte alles so einfach sein können. Dass Espanyol-Aushängeschild de Tomas wechseln wollte, war ein offenes Geheimnis, doch als die beiden Vereine endlich Einigung erzielt hatten, war das Transferfenster schon geschlossen. Minuten hatten dem Vernehmen nach für einen halbwegs geräuschlosen Wechsel gefehlt. 

Espanyol setzt seinen besten Spieler nicht mehr ein

Stattdessen produzierte er jede Menge Schlagzeilen, nicht zuletzt, da der 27-Jährige wahrlich kein Namenloser in La Liga ist. De Tomas wurde in der vergangenen Saison mit 17 Treffern drittbester Torschütze in Spanien, auch in der Saison davor war er Espanyols bester Goalgetter. Der technisch versierte Angreifer besaß durchaus WM-Chancen, das Ticket wird er sich nun natürlich abschminken können. Bis zum WM-Beginn wird er schließlich kein Pflichtspiel mehr absolvieren.

Doch das hätte er höchstwahrscheinlich ohnehin nicht mehr. Mit dem neuen Espanyol-Trainer Diego Martinez hatte sich de Tomas überworfen, in dieser Saison war er noch nicht zum Einsatz gekommen. Rayo erlöste de Tomas somit vorzeitig und machte mit 12 Millionen Euro den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte perfekt. Immer noch ein beträchtliches Minusgeschäft für die Katalanen, sie hatten de Tomas im Januar 2020 für 22,5 Millionen Euro von Benfica geholt - auch für Espanyol war es der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte gewesen.

De Tomas nennt die Espanyol-Verantwortlichen "feige"

Ist der Spuk damit beendet? Wohl kaum, dafür sorgte wenige Stunden nach der Verkündung des Transfers de Tomas höchstpersönlich. Nachdem er sich in einem langen Statement von Espanyol und den Fans verabschiedet hatte, schrieb er: "Diejenigen, die mein Schweigen ausgenutzt haben, um ihre persönlichen Interessen auf feige Art und Weise durchzusetzen, und die es auch als Deckmantel benutzen, um ein unglückliches Management zu vertuschen, sollten für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden, ohne sich hinter mir zu verstecken." Diese sollten auch den Grund erklären, "mich aus einem Team zu vertreiben, das ich als meine Heimat betrachtet habe, und eine unverhältnismäßige Kampagne persönlicher Angriffe zu starten, die ich niemandem zumuten möchte".

Namentlich nannte er kurz darauf den Sportlichen Leiter Diego Catoira Mosquera und eben Trainer Martinez. "Ihre beruflichen Verdienste und ihre Erfolgsbilanz sprechen meiner Meinung nach mehr als für sie. Sie werden ihre Gründe dafür haben, dass sie mich in die Enge getrieben und unterbewertet haben, obwohl ich sie nicht öffentlich in Frage stellen werde."

Übrigens: Von der Beraterfirma, bei der Ivan Garcia angestellt war, wird sich de Tomas dem Vernehmen nach in Kürze trennen. Rayo-Präsident Presa wird also wohl auf einen Rückkampf verzichten müssen.

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Christoph Laskowski

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