Bundesliga (D)

Niko Kovac: "Wir sind nicht gekommen, um Zehnter zu werden"

Wolfsburgs Trainer ist happy: "Die Atmosphäre ist außerordentlich gut"

Kovac tritt aufs Europa-Pedal: "Wir sind nicht gekommen, um Zehnter zu werden"

Hat mit dem VfL einiges vor: Trainer Niko Kovac.

Hat mit dem VfL einiges vor: Trainer Niko Kovac. IMAGO/regios24

Aus dem Wolfsburger Trainingslager in Almancil (Portugal) berichtet Thomas Hiete

Niko Kovac sitzt im Lobbybereich des Mannschaftshotels "Conrad" in Almancil, er präsentiert sich extrem entspannt. Die Arbeit an der Algarveküste ist getan, am Freitag reist das Team zurück nach Deutschland. Dort will der Trainer mit seinem Team an die erfolgreiche Phase vor der WM-Pause anknüpfen. Kovac spricht über …

… die Vorbereitung: Den körperlichen Schwerpunkt hatte Kovac im Dezember gesetzt, nun ging es um den fußballerischen und taktischen Feinschliff. "Ich finde", sagt der Coach, "dass wir die fußballfreie Zeit gut genutzt haben." Die Woche in Portugal konnte der Trainer sein Programm durchziehen, es gab keine schweren Verletzungen, die Mannschaft scheint startklar zu sein. "Die Bedingungen und der Platz waren optimal." Am Samstag testet der VfL ein letztes Mal, jeweils zweimal über 90 Minuten beim FC Augsburg. Eine A- und B-Elf werde es dabei nicht zu sehen geben. "Wir werden es gemixt halten", betont Kovac, der sich noch nicht auf eine Elf für das Freiburg-Spiel festgelegt habe. "Jeder hat noch die Möglichkeit, sich zu empfehlen." Gleichwohl weiß auch der Trainer, dass es eigentlich kaum Gründe gibt, an seinem zum Ende der ersten Saisonphase erfolgreichen Team etwas zu verändern. "Die Jungs haben sicherlich einen kleinen Vorteil, aber die anderen schlafen nicht."

… die Harmonie innerhalb der Mannschaft: "Die Atmosphäre ist wirklich außerordentlich gut, da ist was zusammengewachsen", betont Kovac, der, wie er sagt, nicht laut werden musste in der Woche in Portugal. Trainer und Mannschaft haben sich im vergangenen Halbjahr kennengelernt, die Truppe weiß, wie der Kroate tickt. Er fordert die totale Disziplin und Hingabe zum Beruf, kann bei seinen Spielern aber auch mal ein Auge zudrücken. "Weil sie da sind, wenn’s ans Eingemachte geht."

Er möchte weg, das ist legitim.

Niko Kovac über Josip Brekalo

… den potenziellen Neuzugang Nicolas Cozza: Kovac kennt ihn aus Frankreich, mit Monaco spielte er gegen den Linksverteidiger aus Montpellier. Durch den Abgang von Jerome Roussillon (Union Berlin) steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der 24-Jährige sofort nach Wolfsburg wechselt. Auch wenn sich der Trainer da noch bedeckt hält. "Ich habe gelernt, dass ich mich nicht über Spieler anderer Klubs äußern soll. Aber es gibt viele gute Spieler, die wir im Auge haben…"

… Wechselkandidat Josip Brekalo: Kovacs kroatischer Landsmann meldete sich zum Trainingsstart krank ab, reiste nicht - wie von Sportdirektor Marcel Schäfer ursprünglich geplant - nach Portugal nach und wartet nun mit einem kräftigen Rückstand in Wolfsburg auf die Rückkehr der Mannschaft. Der er, wie Kovac auch noch mal unterstreicht, eigentlich nicht mehr angehören möchte. "Er möchte weg, das ist legitim. Wenn es klappen würde, wäre er der Glücklichste und wir würden es akzeptieren." Und wenn nicht, dann droht Brekalo ein halbes Jahr auf der Tribüne. Schon vor der Pause spielte der 24-Jährige kaum noch, nun "hat er im Vergleich zu den Nachholbedarf. Sollte er hierbleiben, ist er nicht auf demselben Stand wie die anderen. Das müsste alles aufgearbeitet werden, das wird Zeit in Anspruch nehmen." So oder so: Brekalos Zeit in Wolfsburg ist abgelaufen.

… das fußballerische Steigerungspotenzial: Der VfL gehört wohl zu den fittesten und laufstärksten Mannschaften der Liga, spielerisch sah es trotz der Erfolgsserie vor der Pause (vier Siege am Stück, neun Pflichtspiele ohne Pleite) jedoch nicht immer top aus. Kovac stimmt dem zu, "das wissen wir". Das habe aber auch etwas mit dem Alter zu tun, betont er. Wolfsburg stellt hinter Stuttgart die zweitjüngste Mannschaft der Liga, dies mache sich hier und da bemerkbar.

Da werden einige in der Zukunft richtig groß rauskommen.

Niko Kovac über die VfL-Talente

… die VfL-Talente: Wer hat aus Sicht des Trainers den größten Sprung in dieser Saison gemacht? Kovac nennt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, drei Namen: Innenverteidiger Micky van de Ven (21), der noch keine Minute verpasst hat. Mittelfeldmann Felix Nmecha (22), der sich bereits ins Visier von Bundestrainer Hansi Flick gespielt hat. Und Flügelspieler Jakub Kaminski (20), der sich mittlerweile ebenfalls einen Stammplatz erobert hat. "Da werden einige in der Zukunft richtig groß rauskommen", ist Kovac überzeugt.

… das Saisonziel Europapokal: Der VfL veranstaltet kein Versteckspiel, redet offen über den Wunsch, im nächsten Jahr international zu spielen. Davon lassen sich auch die Spieler anstecken, die dieses Ziel klar formulieren. "Wir sind ja nicht nach Wolfsburg gekommen", betont Kovac für sich und sein Trainerteam, "um Zehnter zu werden." Die Chance nach dem Fehlstart (Platz 17 nach sieben Spielen) ist da: Wolfsburg geht als Siebter mit zwei Punkten Rückstand auf die internationalen Ränge in den Rest der Saison. Kovac tritt auf das Europa-Pedal: "Wir müssen uns Ziele setzen, unsere Spieler sehen, dass sie mithalten können. Wir wollen international dabei sein."

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