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Krahn zum Re-Start: "Es lässt sich nicht alles eins zu eins übertragen"

Ex-Nationalspielerin im kicker-Interview

Krahn zum Re-Start: "Es lässt sich nicht alles eins zu eins übertragen"

Annike Krahn wünscht sich mehr Ex-Spielerinnen in Führungspositionen im Frauenfußball.

Annike Krahn wünscht sich mehr Ex-Spielerinnen in Führungspositionen im Frauenfußball. picture alliance

Hallo Frau Krahn, sind Sie froh, in diesen schwierigen Zeiten froh, nicht mehr Fußball zu spielen?

Ja, schon ein bisschen. Heimtraining und keine Spiele sind auf Dauer für alle Mannschaftssportler eine psychische Herausforderung.

Die Frauen-Bundesliga soll nun an diesem letzten Mai-Wochenende wieder beginnen. Wie sehen Sie dem Re-Start entgegen?

Das ist schwierig zu beurteilen. Es geht ja schon damit los, dass man Frauenmannschaften nicht eine Woche vor dem ersten Spiel in Quarantäne schicken kann. Einige Bundesligaspielerinnen müssen nebenbei noch arbeiten. Es lässt sich nicht alles eins zu eins vom Männer- auf den Frauenfußball übertragen.

Sie sind mit dem Fußball ja auch noch eng verbunden.

Ja, ich arbeite seit zweieinhalb Jahren beim Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen in der Projektkoordination, deshalb kriege ich auch viel mit von den aktuellen Problemen der Klubs.

Ende vergangenen Jahres haben Sie Ihr Masterstudium bei der UEFA abgeschlossen. Warum haben Sie an diesem Studiengang teilgenommen?

Ich habe es als Weiterbildung und persönliche Herausforderung gesehen. Der englischsprachige Studiengang ist sehr praxisorientiert. Ich hatte während meiner Fußballkarriere schon ein Sportstudium an der Uni Bochum abgeschlossen. Das UEFA-Masterstudium läuft quasi wie an einer Fern-Uni mit Online-Kursen ab. Ich habe es neben meinem Job absolviert und wurde für die Präsenzphasen freigestellt oder habe mir Urlaub genommen.

Annike Krahn

Annike Krahn als Absolventin des UEFA-Studiengangs. UEFA

Wo fanden die Präsenzphasen statt?

In London, Dortmund, Barcelona, Paris, New York und bei der UEFA. Insgesamt waren es sieben Sessions plus die Abschlussprüfungen in Madrid. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, daran teilzunehmen, und konnte viel lernen.

Wie hoch waren denn die Hürden, um angenommen zu werden?

Unter anderem mussten alle Teilnehmer Nationalspielerinnen oder Nationalspieler gewesen sein. Die UEFA achtet auch sehr auf die Gruppenzusammenstellung. Die Vielfalt der Gruppe ist sehr wichtig, bei uns war auch ein Teilnehmer aus Nepal dabei. Jeder bringt viel ein.

Auf der UEFA-Homepage steht "Fußballlegenden schließen Masterstudium ab". Sind sie eine Fußballlegende?

Wenn es da steht, dann bin ich es wohl. (lacht)

Sie haben gesagt, dass jede Fußballspielerin, die gerne im Sportbereich bleiben möchte, schauen sollte, dass sie vor allem im Bereich Frauenfußball in verantwortungsvolle Positionen kommt.

Ich glaube, dass es dem Frauenfußball guttun würde, wenn ehemalige Spielerinnen an Führungspositionen herangeführt würden und ihnen Verantwortung übertragen würde, immer begleitet von einer entsprechenden Ausbildung. Ehemalige Spielerinnen können von ihren zahlreichen Erfahrungen profitieren und haben ein gutes Verständnis für Situationen.

Gilt das auch für Sie?

Ich kann mir schon vorstellen, so etwas mal zu machen. Aber es muss auch passen.

Ist Nadine Kessler, die Leiterin der UEFA-Abteilung für Frauenfußball ein Vorbild?

Kessi macht einen super Job! Sie war auch Referentin in unserem Studiengang und hat über den Frauenfußball berichtet. So eine Chance wie sie bekommen hat, kriegt nicht jeder. Aber sie hat diese Chance sehr gut genutzt - zumindest soweit ich das beurteilen kann.

Interview: Gunnar Meggers