Leicesters Trainer Craig Shakespeare musste gegenüber dem 2:2 bei Crystal Palace auf Abwehrmann Huth (Gelbsperre) verzichten, dafür kehrte Kapitän Morgan nach überstandenen Rückenbeschwerden in die Startelf zurück. Außerdem starteten Drinkwater und Okazaki für King und Ulloa (beide Bank).
Atleticos Coach Diego Simeone rotierte nach dem 3:0-Heimerfolg gegen Osasuna zurück und brachte ein frisches Quartett: Savic, Saul, Koke und Griezmann begannen für Lucas, Thomas, Correa und Torres (alle Bank). Gameiro zählte nach fünf Spielen Pause (Sehnenverletzung im linken Oberschenkel) wieder zum Aufgebot.
Beide Teams investierten in den Anfangsminuten viel Kraft in ein konsequentes Gegenpressing nach eigenen Ballverlusten, ohne dabei spielerische Elemente einzustreuen und geradlinig nach vorne zu kombinieren. Nach jeder Menge Leerlauf zum Start schlug das Pendel nach einer Viertelstunde zu Gunsten der Foxes aus, die vermehrt den Vorwärtsgang einlegten und neben einigen Standardsituationen in der 21. Minute die erste Gelegenheit überhaupt im Champions-League-Viertelfinale herausspielten: Okazaki wurde bei Vardys Querpass von links aber dermaßen von Godin bedrängt, dass der Japaner den Ball nicht entscheidend drücken konnte (21.).
Saul erzielt das wichtige Auswärtstor
Mitten in einer dominanten Phase der Hausherren brachte Atletico das stimmungsvolle King Power Stadium zum Schweigen, indem es Anschauungsunterricht in Sachen Umschaltspiel gab. Morgan grätschte einen Steilpass aus dem Mittelfeldzentrum noch in höchster Not ab, Atletico aber blieb am Drücker und hatte zweimal zu viel Platz: Erst flankte Filipe Luis von links unbedrängt, dann nickte Saul das Leder aus zwölf Metern freistehend und punktgenau in die linke Ecke ein (26.).
Leicester wirkte nach dem Gegentreffer gehemmt und musste angesichts der Tatsache, drei Tore für ein Weiterkommen erzielen zu müssen, etwas Leidenschaft einbüßen. Abgeklärte Colchoneros leisteten sich im Spiel gegen den Ball weiterhin keine gravierenden Fehler, standen eng am Mann, führten die Zweikämpfe konsequent und trugen wohl dosiert Gegenangriffe vor. Gefährlich wurde es bei Ferreira-Carrascos Solo, das Schmeichel im letzten Moment wohl fair beendete (40.). Für Leicester versuchte Mahrez nach einer Ecke per Dropkick sein Glück, Oblak war zur Stelle (34.).
Viertelfinal-Rückspiele (18./19. April)
Leicesters Sturm- und Drangphase
Nach Wiederbeginn nahmen die Foxes jeglichen Mut zusammen und spielten wild entschlossen nach vorne, Shakespeare setzte mit den Jokern Chilwell und Ulloa (46., für Benalouane und Okazaki) zudem neue Impulse. Besonders die Hereinnahme Chilwells machte sich bezahlt, der Engländer lief die linke Seite rauf und runter - und kam zweimal in gute Abschlusspositionen (51., 52.). Auch sein dritter Versuch war nicht von Erfolg gekrönt, Savic warf sich in den Schuss. Der Ball fiel Vardy am Fünfmetereck vor die Füße, von wo der Angreifer die Kugel im rechten Eck versenkte (61.).
Der Start einer Aufholjagd war geglückt, Leicester benötigte trotzdem noch zwei weitere Tore. Daran arbeiteten die Gastgeber auch hartnäckig, plötzlich schwamm eine der besten Abwehrreihen Europas: Ulloa (65.), Vardy (68.) und Ndidi (69.) boten sich jeweils Gelegenheiten aus aussichtsreicher Position, stets warf sich ein Colchonero in höchster Not dazwischen.
Atletico bemühte sich kaum noch um Entlastung und verzichtete auf ein gepflegtes Aufbauspiel. Trotzdem hatte die Simeone-Elf gegen Ende keine große Mühe, das 1:1 mit nach Hause zu nehmen. Bei Leicester reichte die Kraft schlichtweg nicht, das zwischenzeitlich atemberaubende Tempo durchzuziehen.
Leicester hat am Wochenende spielfrei und tritt erst am nächsten Mittwoch, den 26. April (20.45 Uhr), beim FC Arsenal an. Atletico Madrid spielt bereits am Samstag (20.45 Uhr) in der Liga auswärts bei Espanyol Barcelona.