In einem temporeichen Topspiel war der FC Liverpool angesichts der enttäuschenden 1:4-Pleite gegen den auf zehn Punkte davongezogenen Spitzenreiter Manchester City sichtlich um Wiedergutmachung bemüht, lief mit hoher Frequenz an und wollte bereits früh für klare Verhältnisse sorgen. Das funktionierte nur bedingt: In puncto Ballbesitz (63 Prozent), herausgeholte Ecken (8:1) und Zweikampfquote (60 Prozent) dominierten die Reds zwar, wirklich klare Torchancen kamen trotz aller Bemühungen jedoch nicht dabei heraus. Die Foxes-Defensive, die ohne den verletzten Shootingstar Justin (Kreuzbandriss) auskommen musste, stand bombenfest.
Der englische Meister von 2016 verließ sich indes auf sein gefürchtetes Konterspiel - und seine Identifikationsfigur in der Spitze. In der zwölften Minute, nachdem Premier-League-Debütant Kabak von Barnes mit einem hohen Ball überspielt worden war, ließ Vardy erstmals leise aufhorchen. Erst gegen Ende der ersten Hälfte offenbarten sich dem Elf-Tore-Stürmer weitere Möglichkeiten auf den Führungstreffer, doch erst ließ Vardy beim Kopfball die Präzision vermissen (36.), dann scheiterte er - wohl aus dem Abseits gestartet - am Querbalken (43.) und kurz darauf an Alisson, der nach seinen zwei haarsträubenden Fehlern gegen ManCity einen sicheren Eindruck machte (45.+1).
Duell der Top-Stürmer: Vardy kontert Salah
Es war auch Vardy, der Liverpool kurz nach dem Wiederanpfiff beinahe zum 1:0 verhalf, als er einen Freistoß von Alexander-Arnold ans Aluminium abfälschte (57.). Insgesamt gestaltete sich die zweite Hälfte des Topspiels etwas offener. Die Reds ließen nach wie vor die Präzision beim finalen Ball vermissen und kamen deshalb nur zu einigen halbherzigen Abschlüssen. Auf einmal zappelte der Ball dann aber im Netz: Salah verwandelte nach zauberhafter Hackenvorlage von Firmino aus optimaler Position und stellte mit seinem 17. Saisontreffer die LFC-Führung her (67.).
Auch wenn die Reds offensiv unter dem Strich nicht wirklich viel anboten, wirkten sie wie ein souveräner Gewinner, ehe rund eine Viertelstunde vor dem Ende der regulären Spielzeit Unheil über Liverpool hereinbrach. In der 76. Minute zeigte Referee Anthony Taylor nach einem Foulspiel an Barnes auf den Punkt, nach VAR-Check gab es jedoch Freistoß von der linken Strafraumkante. Das war Leicester wohl letztlich egal, denn der als Hereingabe gedachte Ball von Maddison segelte an Freund und Feind vorbei ins Tor - Ausgleich (78.). Das Tor hielt der VAR-Überprüfung stand, auch wenn sich mehrere Spieler der Gastgeber bei der Hereingabe in zumindest abseitsverdächtiger Position befanden.
Déjà-vu für Alisson - Barnes macht alles klar
Wie auch bei der sensiblen Niederlage gegen die Citizens sollte schon wieder ein individueller Fehler den Kontrahenten auf die Siegerstraße bringen - und erneut war Alisson maßgeblich beteiligt. Der LFC-Keeper eilte bei einem hohen Ball von Tielemans aus dem Strafraum heraus, kollidierte dort aufgrund mangelnder Absprache mit Neuzugang Kabak und musste daraufhin dabei zusehen, wie Vardy in Seelenruhe das 2:1 für Leicester markierte (81.). Die Reds waren völlig von der Rolle, der Foxes-Stürmer hatte nur vier Minuten später erneut das weit offen stehende Gehäuse vor sich, scheiterte diesmal aber am glänzend rettenden Alisson.
Es war also nach wie vor noch alles drin für Liverpool, doch nur wenige Augenblicke später leistete sich Salah einen folgenschweren Fehler in der Vorwärtsbewegung, den Barnes mit dem genickbrechenden Treffer zum 3:1-Endstand bestrafte (85.).
So kassierte der FC Liverpool trotz aussichtsreicher Lage in Jürgen Klopps 300. Spiel als LFC-Trainer eine weitere schmerzhafte Niederlage, es war bereits die dritte in Folge, und verpatzte somit die Generalprobe für das am Dienstag anstehende Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen RB Leipzig (LIVE! 21 Uhr bei kicker), das aufgrund von Reisebeschränkungen in Budapest stattfindet.