Für beide Mannschaften war es das erste Pflichtspiel der Saison 2011/12. Leipzigs Trainer Peter Pacult setzte in der Startelf des Regionalligisten gleich auf neun Spieler, die schon über Erfahrung in der ersten oder zweiten Bundesliga verfügten. Namentlich handelte es sich dabei um Ernst, Müller, Lagerblom, Rost, Röttger, Rockenbach da Silva, Heidinger, Frahn und Borel. Dazu kam noch Neuzugang Kocin, der mit Kayserispor sowohl in der ersten türkischen Liga als auch in der Europa League aktiv war. Lediglich Rechtsverteidiger Franke konnte keine Einsätze im Profifußball vorweisen.
Wolfsburgs Coach Felix Magath war mit seiner Mannschaft dennoch klar favorisiert. Der 59-Jährige vertraute bei der Saisonpremiere der "Wölfe" auf die Neuzugänge Ochs, Russ, Träsch, Lakic und Salihamidzic, der nach seinem Armbruch mit einer Armmanschette auflief.
Gerade einmal 30 Sekunden waren gespielt, da brannte es schon lichterloh vor dem Kasten von VfL-Keeper Benaglio. Der Schweizer musste innerhalb weniger Sekunden gegen Heidinger und Rockenbach da Silva klären, ehe Frahn aus elf Metern drüber schoss. Die "Roten Bullen" hatten sich etwas vorgenommen und erwiesen sich als ebenbürtiger Gegner, waren in der Anfangsphase sogar klar besser und lagen nach sechs Minuten mit 1:0 in Führung: Nach einem Eckball offenbarten die "Wölfe" Abstimmungsprobleme und wurden prompt durch Rahn bestraft.
DFB-Pokal
Die Niedersachsen waren umgehend um eine Antwort bemüht und erspielten sich in der Folge klare Feldvorteile. Bis auf einige Standards, die kaum Gefahr bargen, sprang für den Bundesligisten aber nichts heraus. Einzige Ausnahme war Kjaers abgefälschter Schuss vom linken Fünfereck, den Borel parierte (14.). Es sollte noch dicker für die Wolfsburger kommen: Rockenbach da Silva leitete während eines Konters direkt in den Lauf von Röttger, der auf rechts davonzog und dann in der Mitte Frahn bediente. Dieser war schneller als Russ und schnürte aus fünf Metern seinen Doppelpack (17.).
Es roch nach einer Sensation, doch die "Wölfe" kämpften und erarbeiteten sich über die Flügel zusehends gute Torchancen: Mandzukic scheiterte noch an Borel (23.), sein Landsmann Lakic machte es dann besser. Plötzlich hatte der Kroate freie Bahn und nutzte das, um gekonnt zu verkürzen (25.). Es ging Schlag auf Schlag, denn nur drei Minuten später stand es 2:2: Nach einer Ecke bekamen die Leipziger das Leder nicht geklärt. Schäfer flankte schließlich von rechts an den ersten Pfosten, wo sich Salihamidzic gegen Rost durchtankte und mit der Fußspitze einnetzte.
Frahn macht's zum dritten Mal - "Wölfe" gehen fahrlässig mit den Chancen um
Zwischenzeitlicher Ausgleich: Kjaer (li.) klatscht mit Torschütze Salihamidzic ab. Getty Images
Trotz des Ausgleichs wechselte Magath bereits nach einer halben Stunde: Josué musste Tuncay weichen. Mittlerweile kamen die Sachsen kaum noch aus ihrer eigenen Hälfte heraus. Dies lag vor allem daran, dass der VfL nun in den Zweikämpfen die Oberhand hatte. Es blieb ein rassiges und flottes Spiel, in dem allerdings der Regionalligist kurz vor der Pause für den nächsten Paukenschlag sorgte: Bei einem der seltenen Konter flankte Rockenbach da Silva von der rechten Grundlinie ans lange Eck. Dort stieg Frahn, der von Kjaer zu viel Platz bekommen hatte, hoch und köpfte gegen die Laufrichtung von Benaglio ins lange Eck zum 3:2 ein (45.).
Zum Seitenwechsel reagierte Magath erneut und brachte Dejagah für den angeschlagenen Salihamidzic. Die Rollenverteilung im zweiten Durchgang war klar verteilt: Während die "Roten Bullen" verteidigten und auf Konter lauerten, drückte der VfL auf die Tube und setzte sich am gegnerischen Strafraum fest. Nur mit der Chancenverwertung wollte es nicht so richtig klappen. Träsch (49., 54.), Mandzukic (56.), Lakic (57.) und Hasebe (62.) ließen teils beste Gelegenheiten aus. Nach einer Stunde zog Felix Magath seinen letzten Trumpf: Helmes kam als dritte Spitze, der zuvor erst eingewechselte Tuncay musste wieder raus. Es blieb ein packendes und spannendes Duell. Gerade die Wolfsburger waren dafür verantwortlich, da sie weiterhin fahrlässig mit ihren Einschussgelegenheiten umgingen (Mandzukic, 65.).
Für die Leipziger wurde die Partie zusehends zu einer echten Abwehrschlacht, in der sie sich aber behaupteten. Wolfsburg blieb zwar tonangebend, kam aber gegen sehr tief stehende Sachsen nicht mehr zu Hochkarätern. Diese hatte die Pacult-Elf in dramatischen Schlussminuten. Wolfsburg ging volles Risiko und wurde einige Male gefällig ausgekontert. Weil aber dem agilen Frahn (83., 87., 89.) der vierte Treffer verwehrt blieb, änderte sich nichts mehr am Endergebnis.
In der kommenden Woche startet für beide Teams dann auch der Liga-Alltag. Die Leipziger müssen am Sonntag, den 7. August, in Meppen antreten. Tags zuvor reist der VfL Wolfsburg zum Bundesligastart nach Köln.