Leverkusens Trainer Roger Schmidt reagierte auf das verdiente wie dennoch überraschende 2:0 am 1. Spieltag bei Vize-Meister Borussia Dortmund mit einem altbekannten Prinzip: Never change a winning team. Demnach versuchten vorne wieder Son, Calhanoglu, Bellarabi und Kießling ordentlich Druck zu machen, hinten stabilisierte unter anderem Kapitän Rolfes. Warnende Worte hatte vorab noch einmal Sportchef Rudi Völler parat: "Wir müssen aufpassen, dass wir die hervorragende Ausgangsposition nicht leichtfertig verspielen."
Kopenhagens Coach Stale Solbakken veränderte seine Startelf nach dem 2:3 im Hinspiel dagegen auf zwei Positionen: Amartey (Muskelfaserriss) und der Ex-Nürnberger Nilsson (Bank) wurden durch Antonsson und Toutouh vertreten. Der frühere Kölner Übungsleiter hatte vorab nochmals betont, dass sich seine Mannschaft nicht verstecken wird: "Wenn wir das erste Tor schießen, dann könnten wir das glückliche Ende für uns haben."
Kopenhagen hat keinen Auftrag
Dass dies jedoch nur eine Wunschvorstellung war, zeigte sich prompt in der 2. Minute - und damit wieder nach einem Blitzstart von Bayer: Einen langen Ball konnte Jorgensson zunächst kontrollieren, brauchte dann aber für das Abspiel viel zu lange. Son spritzte dazwischen, der Ball prallte zu Kießling. Der Stürmer leitete mit der Hacke zum frei stehenden Südkoreaner weiter, der blank vor Torwart Andersen humorlos ins lange Eck vollendete. Der Schock saß den Dänen folglich tief in den Adern, das Team von Coach Solbakken wirkte über die vollen ersten 45 Minuten überfordert, konnte nahezu kaum Offensivaktionen verbuchen.
Tore am laufenden Band: Bayer-Stürmer Stefan Kießling. Getty Images
Ganz anders dagegen Leverkusen, das zwar nicht viele Hochkaräter fabrizierte, dafür aber haufenweise Strafraumannäherungen kreierte. Für zwei Großchancen reichte es dennoch im ersten Durchgang noch - und damit verbundenen zwei Toren. Minute sieben: Calhanoglu bugsierte einen Freistoß direkt Richtung Tor, Amankwaa fälschte den Abschluss unglücklich mit dem Oberarm ab - Torhüter Andersen hatte keine Reaktionszeit mehr, 2:0. Die 30. Minute bewies schließlich, wie überfordert die Löwen mit den Hausherren waren: Bellarabi und Co. starteten einen aussichtsreichen Konter über die rechte Seite. Der in der Vorsaison an Braunschweig ausgeliehene Offensivdribbler zog nach innen, suchte mit einem Zuspiel in den Strafraum Jedvaj. Der Außenverteidiger nahm an, wurde dabei klar von Amankwaa von hinten angegangen - Elfmeter. Kießling, bislang schon sieben Treffer in drei Pflichtspielen, verwandelte sicher ins rechte unter Eck.
Champions-League-Qualifikation
Weckruf für Bayer
Den zweiten Durchgang ging Bayer etwas zu locker an, zu sicher schien die hochkomfortable Führung. So hätte es beinahe für den Anschlusstreffer gereicht: Toutouh kam nach einem Querpass von rechts komplett freistehend an der Fünfmeterraumkante an das Spielgerät, hämmerte dieses an die Querlatte (49.). Den Dänen war zwar stets anzusehen, dass verständlicherweise nicht mehr an das Wunder geglaubt wurde - dennoch zeigte sich die Elf um Kapitän Delaney willig, hier noch etwas Ergebniskosmetik betreiben zu wollen.
Doppelpacker Stefan Kießling freut sich mit Offensivkollege Karim Bellarabi über das 4:0. Getty Images
Es entwickelte sich fortan ein offenes Spiel, das freilich entschieden war, denn auch die Werkself kam zu Abschlüssen. Während Calhanoglu noch scheiterte (59.), machte es wenig später Kießling in gewohnter Manier und damit deutlich besser: Der lauffreudige Sturmtank schlich sich davon, Castro erkannte das, schlug den Freistoß kurz hinter der Mittellinie präzise über die Defensive hinweg. Der frühere Nürnberger nahm mit der rechten Außenseite an, vollendete knochentrocken mit links ins lange Eck (66.).
Kopenhagen gibt sich auf
Die Schlussphase verlief schlussendlich wieder in gewohnter Manier, denn der Gegentreffer zeigte Wirkung: Der Wille der Löwen, wenigstens einen Ehrentreffer zu erzielen, war weg - dagegen hatte plötzlich wieder Leverkusen Lust auf noch mehr Treffer. Son (78.) und Joker Drmic (83.) probierten es folglich, dann wurde von allen Beteiligten dem Schlusspfiff entgegen gefiebert. Dieser folgte schließlich auch, das Publikum jubelte und die Spieler konnten sich innig über das Erreichen der Champions-League-Gruppenphase freuen. Für Kopenhagen blieb immerhin das Trostpflaster Europa League.
Am Samstag (15.30 Uhr) empfängt Leverkusen am 2. Spieltag der Bundesliga Hertha BSC in der BayArena, Kopenhagen spielt am Sonntag (19 Uhr) bei Odense BK.