Deutlich über 20 Schüsse, deutlich über 500 gespielte Pässe und über 60 Prozent Ballbesitz: Der FC Liverpool um Trainer Jürgen Klopp (zuletzt in der Premier League 3:0 gegen Leeds United) hatte beim Champions-League-Auftakt in Gruppe B beim Duell mit dem italienischen Vizemeister Milan alles im Griff. 87 Minuten plus die jeweiligen Nachspielzeiten dominierten die Reds die Rossoneri schier nach Belieben, pressten überragend, hatten Chancen - und führten bereits in Minute 9 vollkommen verdient mit 1:0. Über Salah und Alexander-Arnold wurde sich hier stark nach vorn kombiniert, am Ende wurde AC-Pechvogel Tomori ein Eigentor zugerechnet.
Doch zugleich führten die Engländer an der laustarken Anfield Road eben nur mit 1:0, weil obendrein noch Salah einen Elfmeter verschoss und Diogo Jota direkt im Anschluss ebenfalls am starken Keeper Maignan scheiterte (14.). Das Ganze führte zu den in der Aufzählung von eben fehlenden drei Minuten, hier rächte sich die Fahrlässigkeit vor dem gegnerischen Kasten. Denn sowohl in Minute 42 als auch in 44 agierte die LFC-Abwehr um den Ex-Schalker Matip zweimal zu fahrlässig, was vor allem Rafael Leao und Rebic aufkommen ließ. Der Ex-Frankfurter traf dabei in der ersten Szene zum 1:0 und leitete dann das höchst überraschende 2:1 von Brahim Diaz gekonnt mit ein.
Liverpool rückt die eigene Welt wieder gerade
So mancher Fan dürfte sich ebenso wie Klopp die Augen gebrieben oder den Kopf geschüttelt haben: Wie konnte der absolut dominante Premier-League-Klub das Spiel aus der Hand geben? Kurz nach Wiederbeginn begann deswegen die druckvolle Mission, das Ganze wieder zurechtzubiegen.
Und das gelang den Reds eindrucksvoll: Der 2017/18 an den VfL Wolfsburg ausgeliehene Origi chippte die Kugel in Minute 49 herrlich auf den nicht im Abseits stehenden Salah, der aus kurzer Distanz vollendete. Und kurz vor Beginn der Schlussphase richtete es dann der Kapitän: Henderson nahm nach einer zu kurz geklärten Ecke allen Mut zusammen und feuerte einen eindrucksvollen Dropkick-Volley unhaltbar links unten ins Eck zum umjubelten 3:2-Führungs- und zugleich Siegtreffer (69.). Maignan hatte keinerlei Abwehrchance.
Am Ende mussten die von Stefano Pioli trainierten Mailänder (in der Serie A mit dem 2:0 gegen Lazio Rom zuletzt mit den vollen neun Punkten aus drei Spielen unterwegs) doch die verdiente Niederlage quittieren, insgesamt kam von der Offensive ohne den fehlenden Ibrahimovic zu wenig. Die Reds erwiesen sich bei der nach langer Zeit wieder erreichten Champions-League-Rückkehr als zu stark.
Am 2. Spieltag der Champions-League-Vorrunde gastiert der FC Liverpool beim FC Porto (28. September, 21 Uhr), Milan empfängt dann zur selben Zeit den nächsten starken Gegner in dieser Gruppe B, Atletico Madrid (0:0 zum Auftakt gegen den FCP).