Aus Paris berichtet Sebastian Wolff
Nach Plan verlaufen ist der Tag vor dem zweiten Spiel in Paris gegen Nordirland nicht. Zunächst hing der DFB-Tross im ganz normalen Verkehrschaos der französischen Hauptstadt fest und verspätete sich zur obligatorischen Pressekonferenz, dann musste auch noch Joachim Löw diesem Termin fernbleiben, der für die Nationaltrainer eigentlich verpflichtend ist. Der Grund: Eine leichte Erkältung und Halsschmerzen - die UEFA verzichtet auf eine Geldstrafe. Das anschließende Abschlusstraining im Prinzenpark leitete der Bundestrainer gut eingepackt vor dem Dauerregen.
Spielersteckbrief Hummels
Spielersteckbrief Grigg
Europameisterschaft - Vorrunde, 3. Spieltag
Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe C
Warm anziehen sollen sich Dienstag vor allem die Nordiren. "Wir haben unsere Ziele und wollen Erster werden", unterstreicht Löw-Assistent Thomas Schneider und auch Mats Hummels lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass er und sein Team für diese Vorgabe auch ins Risiko gehen würden. "Natürlich spielt es auch eine Rolle, was beim Spiel der Polen passiert. Wenn wir 1:0 führen würden und Polen zum Beispiel 3:0, dann würden wir uns sicher nicht hinten verschanzen."
Volle Kraft voraus also für Platz eins - doch Respekt vor dem Gegner schwingt mit. "Wir hatten mit Irland und Schottland zwei britische Gegner", betont Hummels, "wir wissen um deren physisch starke Spielweise." Der scheidende Dortmunder hat zudem viel Sympathie für einen gegnerischen Stürmer über: Kult-Kicker Will Grigg, der Torschützenkönig aus Englands dritter Liga und meistbesungene Spieler der Nordiren. "Ich bin ein großer Fan von ihm und würde gern mit ihm das Trikot tauschen", verrät Hummels. Doch die Bewunderung hat Grenzen: "Treffen soll er gegen uns natürlich nicht."
Hummels: "Jeder kann Kommandos geben"
Die Mischung aus Konzentration und Anspannung stimmt im deutschen Lager vor dem finalen Auftrag in der Gruppe, auch die in Deutschland geführte Führungsspielerdebatte wird gelassen zur Kenntnis genommen. "Sami Khedira", verweist Schneider auf den kicker vom Montag , "hat ein gutes Interview gegeben, diese Diskussion ist Comedy." Auch Hummels sieht die Chefrolle in seinem Hoheitsgebiet offen und Jerome Boateng nicht in der alleinigen Rolle des Abwehr-Bosses. "Es gibt nicht den einen Boss, jeder kann Kommandos geben. Ich sehe uns als gleichwertige Partner, diese klare Rollenverteilung gibt es nicht."
Klare Worte, denen nur ein klarer Auftrag folgen kann - vor allem ein überzeugender Auftritt in Paris würde die Diskussionen zügig beenden.
