Bundesliga

Manfred Schmid: "Braunöder ist ein Paradebeispiel für einen Austria-Spieler"

Bundesheer besser als Barcelona?

Manfred Schmid: "Braunöder ist ein Paradebeispiel für einen Austria-Spieler"

Viel Lob für Austria-Youngster Matthias Braunöder.

Viel Lob für Austria-Youngster Matthias Braunöder. GEPA pictures

Es war nicht erste Mal und wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Austria-Trainer Manfred Schmid nach dem 2:0-Sieg gegen den TSV Hartberg auf seinen Sager bei seiner Antrittspressekonferenz angesprochen wurde. "Das können ein, zwei Scheiß-Jahre werden", hatte er damals prognostiziert. Nach dem Sprung auf Platz fünf sprach er von einer "beeindruckenden Leistung meiner Mannschaft". Und davon, dass er "ein Hellseher" hätte "sein müssen, wenn ich gewusst hätte, dass es so schnell klappt."

20. Spieltag

Hellsehen kann Schmid, der am Sonntag seinen 51. Geburtstag feierte, noch immer nicht. Aber nach allem, was er in den vergangenen Monaten von seiner jungen Mannschaft gesehen hat, kann er zumindest optimistisch auf die letzten beiden Spiele des Grunddurchgangs gegen den WAC und die Admira blicken. "Wir werden's wieder wie ein Endspiel angehen, alles tun, dass wir unser Spiel gewinnen, im Optimalfall beide. Dann sind wir oben dabei, und dann hat sich's die Mannschaft auch verdient."

Schmids Lobeshymne auf Braunöder

Eine Mannschaft, die er im Sommer in höchster finanzieller Not aus einigen Restbeständen, ein paar Leihspielern und einer Handvoll Young Violets geformt hat. "Wir hatten nicht wirklich ein Team", blickt der Trainer auf die holprigen Anfänge zurück, "aber wir haben eine klare Spielidee entwickelt. Sie haben den Stil, den wir in den letzten Monaten gespielt haben, nie aufgegeben, sind unangenehm und aggressiv geblieben." Und haben in der Wintervorbereitung wieder einen Schritt nach vorne gemacht.

Am auffälligsten Matthias Braunöder, der selbst im dichtesten Verkehr geschickt die Bälle behauptete. Nicht einmal Youba Diarra, an dessen Wucht Rapid im Cup-Viertelfinale noch zerschellt war, machte einen Stich gegen den 19-Jährigen. Bis zur 75. Minute hat es gedauert, bis die Hartberger dem blonden Burgenländer erstmals einen Ball abjagen konnten. Davor und danach wusste er die Kugel geschickt zu verteilen und bereitete auch das Tor zum 1:0 vor. Dazu läuft er noch wie aufgezogen.

Die kicker-Elf des 20. Spieltags

"Dabei ist er im Jänner zum Bundesheer eingerückt", zeigt sich selbst Manfred Schmid erstaunt, ehe er zu einer Lobeshymne ausholt: "Wenn man den Jungen ansieht, ist er ein Paradebeispiel für einen Spieler, den ich gerne bei der Austria sehen möchte. Wie der alles reinlegt! Er hat drei Wochen kein Training mitgemacht, durfte dann mit ins Trainingslager und musste danach wieder eine Woche zum Heer. Aber er hat während der Grundausbildung angerufen, ob er am Abend noch kommen kann, um extra zu trainieren! Man merkt schon, dass ihm etwas fehlt, aber er macht alles wett mit Herz und Leidenschaft." Und offenbar wird beim österreichischen Bundesheer besser trainiert als beim FC Barcelona! "Ja, ich werde ihn öfter zum Bundesheer schicken", lacht Schmid.

Azos Waffe

Seinen Platz gefunden hat auch Aleksandar "Azo" Jukic. Der 21-Jährige hatte schon vor eineinhalb Jahren in der Bundesliga debütiert, ohne sich nachhaltig in die Stammelf spielen zu können. Im Herbst ist ihm der Knopf aufgegangen, gegen Hartberg bewies er mit dem herrlichen Führungstor einmal mehr seine Schussqualitäten.

"Das ist meine Waffe", grinste er nach seinem dritten Tor in den letzten fünf Spielen in die "Sky"-Kameras. Mit Dario Kreiker gab ein weiterer 19-Jähriger ("nach einer herausragenden Vorbereitung") sein (nervöses) Bundesligadebüt. In den 1990er-Jahren hatte schon sein Vater Mario 40 Bundesligaspiele für den VfB Mödling bestritten.

Lucas Galvãos Mehrwert

"Wir haben mit Mühl, Suttner, Djuricin, Grünwald und wie sei alle heißen aber auch richtig gute Führungsspieler", wollte Manfred Schmid jedoch nicht nur die Jungen hervorgehoben wissen. Nicht nur Führungsqualitäten zeigte einmal mehr "Allrounder" Manfred Fischer, der nach seinem Tor in Altach auch gegen Hartberg traf. Und auch der 30-jährige, kurz vor Transferschluss geholte, Lucas Galvão soll die ohnehin stabile Austria, die zuletzt zwei Mal zu Null gespielt hat, noch besser machen.

"Was ich in den ersten Trainings gesehen habe, bin ich hundertprozentig davon überzeugt, dass er uns taktisch noch flexibler macht", so Schmid. "Es werden auch wieder Gegner kommen, gegen die wir mit Dreierkette spielen werden. Mit ihm haben wir dann nicht nur noch mehr Erfahrung, sondern auch wieder einen Linksfuß in der Kette, der ganz andere Pässe spielen kann." Aber dabei denkt Manfred Schmid wohl schon an die Meisterrunde.

Horst Hötsch