Eigentlich hätte Manchester United klar sein dürfen, was im Wembley-Stadium auf sie zukommt, doch irgendwie hatte jemand das Memo verpasst. Ende Januar war es, da brauchte Eriksen im Ligaspiel der beiden gerade mal elf Sekunden , um Tottenham in Führung zu bringen - am Ende gewannen die Spurs 2:0.
Knapp drei Monate später war die Kulisse eine andere, weil United zum einen offiziell das Heimteam war und die Sonnenstrahlen dazu das Fluchtlicht überdeckten; doch das Spiel begann genauso wie beim letzten Mal. Tottenham gab sofort Gas, drängte United tief in die eigene Hälfte und brauchte diesmal elf Minuten, um das 1:0 zu erzielen. Alli flog in Eriksens wuchtige Hereingabe und drückte das Leder über die Linie.
Die Londoner machten in ihrem "Zuhause" erst mal weiter, kamen aber nicht zu zwingenden Abschlüssen, während die "Gastgeber" langsam aufwachten - und dann überraschten. United übernahm das Zepter, Matic und Pogba dirigierten aus dem Zentrum und vorne wirbelten Sanchez, Lukaku und Lingard.
United so gar nicht wie United - Sanchez mit Köpfchen!
Das Team von José Mourinho spielte so gar nicht wie ein Team von José Mourinho und zeigte zugleich, was mit diesen fantastischen Fußballern vielleicht auch in der Champions League möglich gewesen wäre, wenn Mourinho nicht immerzu auf seinem pragmatischen Konzept beharrt hätte. Nach 24 Minuten eroberte Pogba den Ball in der gegnerischen Hälfte von Dembelé, flankte maßgenau ins Zentrum, wo Sanchez gegen die Laufrichtung von Ersatzkeeper Vorm zum Ausgleich einköpfte.
Bis zur Pause gestaltete sich das Geschehen ansehnlich wie ausgeglichen, mit Diers abgefälschtem Pfostenschuss (45.+2) ging es in die Kabinen. Danach dauerte es lange, bis die Partie wieder Fahrt aufnahm, und plötzlich führte United! Sanchez legte vor dem Strafraum quer, dort stoppte Lukaku den Ball noch leicht und ungewollt mit der Sohle, sodass Herrera von hinten anrauschen und wuchtig, flach unter Vorm hindurch abschließen konnte (62.).
Spurs planlos, United clever - Tottenhams Misere hält an
Pochettino reagierte und wechselte offensiv, doch der Premier-League-Vierte wirkte erschöpft. ManUnited dagegen konnte jetzt wieder Mourinho-Fußball spielen, verwalten und ab und zu einen Gang hochschalten. Lukakus (71.) und Pogbas (75.) Distanzschüsse waren kein Problem für Vorm. Den Spurs fiel gar nichts mehr ein, weil die Red Devils wieder mal clever verteidigten und das knappe 2:1 über die Zeit brachten.
So setzte sich das Drama für Tottenham fort, das nun zum achten Mal in Folge im Halbfinale gescheitert ist! United dagegen bestreitet an selber Spielstätte am 19. Mai sein 20. FA-Cup-Finale - gegen Chelsea oder Southampton.