Manchester United hatte zuletzt bei West Ham United 0:2 verloren - und musste daher mit einer vier Spiele währenden Sieglos-Serie die Feiertage begehen. Am Boxing Day ging es nun gegen Aston Villa, das Überraschungsteam der Saison, das die Liga auch wegen des ungewöhnlichen Parallelogramm-Ansatzes von Coach Unai Emery aufmischt.
Personell konnte United-Trainer Erik ten Hag wieder auf Diogo Dalot (nach Gelb-Sperre) und den genesenen Varane bauen, außerdem fanden sich Eriksen und Rashford neu in der Startelf wieder. Kambwala, der angeschlagene Shaw, McTominay und Antony rotierten raus.
Und Villa? Das hatte zuletzt beim 1:1 gegen Sheffield United Federn gelassen, trat aber dennoch im Old Trafford mit dem Wissen an, seit zehn Pflichtspielen nicht mehr verloren zu haben (7/3/0). Emery brachte zwei Neue: Diego Carlos und Dendoncker spielten für Cash (Gelb-Sperre) und Ex-Leverkusener Diaby (Bank).
Premier League, 19. Spieltag
Frecher Bailey irritiert Onana
Mit gerade einmal 18 erzielten Toren zählte die Offensive der Red Devils zu den ligaweit schlechtesten - lediglich Schlusslicht Sheffield hat weniger Treffer erzielt (15), während Crystal Palace und Burnley gleichauf waren. Diese Schwäche zeigte sich dann auch im Duell gegen Villa. Manchester war zwar durchaus bemüht, entwickelte aber so gut wie keinerlei Torgefahr. Das traf lange Zeit aber auch auf die Gäste zu, die zwar mehr Ballbesitz hatten, aber eben auch nicht zu nennenswerten Abschlüssen kamen. So dauerte es eine Weile, ehe es aufregend wurde.
Vor allem nach Standards, mit denen sich die Villans besonders auszeichneten: Beim 1:0 von McGinn, dessen Freistoßflanke von rechts im langen Eck einschlug, hatte Bailey ManUniteds Schlussmann Onana frech irritiert - der Jamaikaner hatte sich direkt im Rücken des Keepers positioniert, wohlwissend, dass er klar im Abseits stand.
Als der Freistoß aber ausgeführt wurde, machte sich Bailey ganz schnell vom Acker, sodass es in seinem Fall bei passivem Abseits blieb (21.). Wie groß Baileys Anteil am 1:0 war, darüber darf debattiert werden. Weitaus klarer dürfte jedoch die Sache beim 0:2 gewesen sein, denn das ging auf die Kappe der United-Defensive, die Lenglet bei einer Ecke komplett vergessen hatte. Der Franzose dankte und bediente Dendoncker, der wiederum aus zentraler Lage per Hacke vollstreckte (26.).
Erst danach wachte der englische Rekordmeister auf, erhöhte Druck und Schlagzahl, so wirklich geprüft wurde Gäste-Keeper Martinez dennoch nicht. Ergo ging es mit 0:2 und einigen gut hörbaren Pfiffen gegen das Heim-Team in die Kabinen.
Garnacho läutet Aufholjagd ein
Doppelpacker: Alejandro Garnacho beim Torjubel. IMAGO/Offside Sports Photography
Nach Wiederanpfiff brandete rasch Jubel auf, nachdem Garnacho das vermeintliche 1:2 erzielt hatte. Der VAR-Check zeigte jedoch, dass der Argentinier in der Entstehung im Abseits gestanden hatte, weshalb der Treffer nicht zählte (48.). In dieser Szene verletzte sich allerdings Digne derart, dass er umgehend ausgewechselt werden musste (Alex Moreno, 50.).
In dieser Phase war durchaus Pfeffer im Spiel, was auch daran lag, dass sich die Gäste mehr und mehr zurückzogen und Manchester so einluden. Martinez riskierte Kopf und Kragen, als er bei einem langen Ball außerhalb des eigenen Sechzehners mit höchstem Risiko gegen Rashford klärte (54.). Etwas später war der Weltmeister dann aber geschlagen: Bruno Fernandes eroberte den Ball, schickte Rashford auf links, der wiederum Garnacho am zweiten Pfosten bediente - 1:2 (59.).
Die Red Devils marschierten nun, drängten mit aller Macht auf den Ausgleich. Ein klarer Elfmeter von Diego Carlos an Höjlund wurde nicht gepfiffen, weil der Däne zuvor ganz knapp im Abseits war und die Szene folglich irrelevant (66.). Ein Strafstoß war aber auch nicht nötig, denn kurz darauf schnürte Garnacho seinen Doppelpack - er hatte dabei aber auch Glück, dass Diego Carlos unhaltbar für Martinez abfälschte (71.).
Höjlunds Debüt-Tor in der Premier League
Doch damit nicht genug, denn Aston Villa war stehend K.-o. - und ging dann auch noch zu Boden: Bei einer Ecke kam der Ball mit ein wenig Glück zu Höjlund, der ins Risiko ging und den Ball per Seitfallzieher unter Mithilfe des Innenpfostens in die Maschen jagte - das Spiel war gedreht und Höjlund erlöst, denn es war sein Debüt-Tor in der Premier League (82.). Anschließend ließen sich die Gastgeber den Sieg trotz neunminütiger Nachspielzeit nicht mehr aus der Hand nehmen und beendeten damit ihren Negativlauf von zuletzt vier sieglosen Spielen in Serie.
Viel Zeit bis zum nächsten Spiel haben beide Klubs nicht, denn bereits am Samstag geht es weiter: ManUnited muss dann zu Nottingham Forest (18.30 Uhr). Aston Villa, das nach zuvor sieben ungeschlagenen Ligaspielen mal wieder verlor, hat zuvor ein Heimspiel gegen den FC Burnley vor der Brust (16 Uhr).