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Kommentar zur deutschen U-21-Nationalmannschaft: Mehr ist weniger

Kommentar

Mehr ist weniger

Torschütze Stiller war ratlos: Die deutsche U-21-Nationalmannschaft steht bei der EM vor dem Aus.

Torschütze Stiller war ratlos: Die deutsche U-21-Nationalmannschaft steht bei der EM vor dem Aus. IMAGO/Beautiful Sports

Ein Sieg gegen die Tschechen sollte und musste her, am Ende steht die deutsche U 21 wenige Tage nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Israel mit fast leeren Händen da - und somit vor dem Aus in der Gruppenphase bei dieser Europameisterschaft. Auf dem Papier ist die DFB-Elf als Titelverteidiger nach Georgien gereist, ein Titelkandidat ist dieses Team allerdings bei weitem nicht.

Die vielen Ausfälle im Vorfeld des Turniers spielen dabei unzweifelhaft eine nicht unwesentliche Rolle. Dies kann auch der tagtäglich propagierte Teamgeist, der erzwungener wirkt, je öfter er betont wird, nicht kompensieren. Die Probleme der Mannschaft aber allein auf Verletzungspech hier und fehlendes Spielglück da zu schieben, wäre zu einfach.

Es war gewiss nicht schön, wie Israel und Tschechien tief in der eigenen Hälfte dem deutschen Team das Leben schwer machten, es war aber verdammt erfolgreich. Und deckte die über weite Strecken vorherrschende deutsche Ideenlosigkeit auf. Über die Flügel sollte die Mannschaft zum Erfolg kommen, 35 Flanken - gegen Israel waren es 31 - blieben ohne Ertrag. Führungsspieler Yannik Keitel regt an, sich einen Plan B oder C für die Torerzielung zu überlegen. Sollten diese wirklich noch fehlen, kämen sie nun womöglich zu spät.

Stillers Geständnis wirft Fragen auf

Obendrein lässt die Mannschaft von Antonio Di Salvo elementare Dinge vermissen, die den Trainer, wie er sagt, bisweilen zur Verzweiflung bringen. Gleichwohl fällt es auch in seine Verantwortung, wenn er etwa Konsequenz einfordert, die Spieler diese aber in den entscheidenden Situationen schlicht nicht liefern. Weder im gegnerischen noch im eigenen Strafraum. Während Tschechiens Verteidiger Martin Vitik geblockte Schüsse beinahe so feierte wie seinen Siegtreffer kurz vor Schluss, musste Angelo Stiller auf der Gegenseite eingestehen, dass er und seine Kollegen vor allem in den ersten 45 Minuten zu behäbig gespielt hatten. Und das in einem vorentscheidenden Gruppenspiel!

#mehrvonuns, so lautet einer der Slogans, mit denen der DFB-Tross diese EM angegangenen ist. Und ja, in den ersten beiden Spielen hatte das Team deutlich mehr Ballbesitz als seine Gegner, mehr Torschüsse, mehr Chancen, mehr Flanken, so ziemlich mehr von allem. Weniger ist mehr, heißt es im Volksmund. Im aktuellen Fall ist es andersherum: Mehr ist weniger.