Bundesliga

Meisl im Interview: "Ich will mich in Österreich wieder beweisen"

Nach Belgien-Schlussstrich beim Bundesliga-Schlusslicht

Meisl im Interview: "Ich will mich in Österreich wieder beweisen"

Luca Meisl will in Lustenau wieder zu alter Stärke zurückfinden.

Luca Meisl will in Lustenau wieder zu alter Stärke zurückfinden. IMAGO/Isosport

Nach eineinhalb Jahren in Belgien zog Luca Meisl einen Schlussstrich unter sein erstes Auslandsabenteuer und heuerte Anfang Jänner bei Austria Lustenau an. Beim Tabellenletzten der Bundesliga hofft der ehemalige Nachwuchsspieler von Red Bull Salzburg wieder auf mehr Spielpraxis, die ihm im vergangenen Halbjahr bei Ex-Klub Beerschot verwehrt geblieben war.

Im kicker-Interview spricht Meisl über die anspruchsvolle Aufgabe in Lustenau, seine Erfahrungen im Ausland und wie ihn Andreas Heraf von einer Rückkehr nach Österreich überzeugen konnte.

Herr Meisl, seit etwas mehr als einer Woche sind Sie zurück in Österreich. Was sind die ersten Eindrücke von Ihrem neuen Klub?

Die Mannschaft macht es einem sehr einfach, sich schnell zu integrieren. Ich fühle mich sehr wohl und gut aufgehoben. Infrastrukturell habe ich eh gewusst, worauf ich mich einlasse und dass es mit dem Stadionumbau aktuell nicht ganz so einfach ist. Aber mich hat die Aufgabe hier gereizt. Die erste Woche verlief sehr intensiv, wir hatten bereits ein Testspiel, das wir gut bestritten haben und absolvierten ein paar Einheiten, wo das Mannschaftsgefüge gestärkt wurde. Es wartet viel Arbeit auf uns, aber ich freue mich darauf.

Welchen Eindruck haben Sie von der Qualität der Mannschaft nach den ersten Trainingssessions und dem ersten Testspiel?

Die ist auf jeden Fall vorhanden. Ich denke, dass sich die Mannschaft mit den drei Punkten nach den ersten 17 Spielen definitiv unter Wert geschlagen hat. Jeder einzelne Spieler hier hat schon gezeigt, dass er das Niveau für die Bundesliga hat und ich glaube, dass es im Herbst schon auch ein Zusammenlauf unglücklicher Faktoren war. Wenn man allerdings nach 17 Runden mit nur drei Punkten dasteht, ist das wahrscheinlich auch nicht zu unrecht. Es gilt jetzt einfach, aus diesen Dingen zu lernen und es in den nächsten 15 Spielen besser zu machen. Da sind wir jetzt gut dabei, es zieht jeder Spieler voll mit und will sich rehabilitieren. Man spürt im Training auf jeden Fall diesen Drang, zu zeigen, dass man es besser kann als in den vergangenen 17 Spielen.

Jetzt gilt es, möglichst viele Punkte zu sammeln, um den Abstieg zu verhindern. Ich hätte den Schritt hierher auch nicht gemacht, wenn ich nicht glauben würde, dass das auch machbar ist.

Luca Meisl

Mit nur drei Punkten liegt Ihr neuer Klub abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Der Abstiegskampf wird zu einer zähen Prüfung. Warum haben Sie sich für diese schwierige Aufgabe entschieden?

Zum einen ist mir der Trainer (Andreas Heraf, Anm.) sehr vertraut und hat sehr großes Interesse an mir gezeigt. Das hat mir für die ganze Sache hier schon ein sehr gutes Gefühl gegeben. Dann habe ich auch vom Verein viel Vertrauen in mich gespürt und ich bin einfach jemand, der gerne solche Herausforderungen annimmt. Natürlich ist es, wenn man die nackten Tatsachen betrachtet, eine ziemlich schwere Aufgabe, aber ich finde, dass im Leben nichts unlösbar ist. Es kommt noch die Punkteteilung und wir haben noch Duelle gegen die direkten Konkurrenten gegen den Abstieg. Von dem her ist noch nichts verloren. Natürlich gibt es bessere Ausgangssituationen und acht Punkte Rückstand auf den Vorletzten ist schon ein Brocken. Abgestiegen sind wir aber noch nicht und jetzt gilt es, möglichst viele Punkte zu sammeln, um den Abstieg zu verhindern. Ich hätte den Schritt hierher nicht gemacht, wenn ich nicht glauben würde, dass das auch machbar ist.

In Lustenau treffen Sie auf ihren ehemaligen Trainer Andreas Heraf, der sie bereits in diversen U-Nationalmannschaften Österreichs sowie in Ried betreut hat. Wie wie wichtig war er für Ihren Wechselentscheid?

Er war eigentlich die treibende Kraft hinter meinem Wechsel. Er hat mir in einem persönlichen Gespräch, welches sehr vertrauensvoll war und wo ich gemerkt habe, dass er mich gerne dabei hätte, klar gemacht, dass er mich unbedingt haben will, um diese Aufgabe zu schaffen. Das hat mich überzeugt und mir das Gefühl gegeben, dass ich das gerne machen würde. Es hat nach den anschließenden Gesprächen mit dem Klub alles stimmig gewirkt und ich hatte nach dem nicht so einfachen Halbjahr in Belgien zuletzt einfach wieder Lust zu spielen und Gas zu geben. Ich will mich auch in Österreich wieder beweisen und versuchen, dem Verein zu helfen, aus dieser schwierigen Situation herauszukommen.

Unter Andreas Heraf waren Sie als damaliger Spieler der SV Ried im Frühjahr 2021 in einer ähnlichen Situation und haben schlussendlich den Klassenerhalt geschafft. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass man dieses Kunststück auch in Lustenau wiederholen kann?

Dass noch 15 Spiele zu absolvieren und dabei 45 Punkte zu vergeben sind. Gerade in der österreichischen Bundesliga kann es doch immer wieder passieren, dass jeder gegen jeden gewinnt und deshalb bin ich da recht positiv gestimmt. Wir haben jetzt noch gut vier Wochen Zeit, um unseren Matchplan zu verfestigen. Wir werden auch wieder Rückschläge erleiden und es wird nicht alles super laufen, aber dessen müssen wir uns bewusst sein. Auch mit solchen Rückschlägen müssen wir gut umgehen und dürfen nicht die Nerven wegschmeißen. Du wirst nicht im ersten Spiel den Klassenerhalt fixieren und auch nicht fix absteigen, also heißt es, ruhig zu bleiben und in jedem Spiel Gas zu geben. Da bin ich zuversichtlich, dass wir das Blatt wenden werden.

In Belgien sammelten Sie in den vergangenen eineinhalb Jahren erstmals Auslandserfahrung. Was können Sie der Mannschaft geben, was ihr im Herbst gefehlt hat?

Ich bin jemand, der gerne Verantwortung übernimmt, sich als Führungsspieler sieht und ich will am Ende der Saison sagen können, dass ich meinen Teil zum Klassenerhalt - wenn wir ihn schaffen - beigetragen habe. Ich will einfach mit gutem Beispiel und guten Leistungen vorangehen und bin jemand, der im Spiel viel redet und mit Präsenz dafür sorgt, dass die Abwehr dichthält. Zusätzlich kann ich für einen Innenverteidiger recht gut mit dem Ball umgehen, aber es geht jetzt ohnehin rein um die Basics. Ich kenn' den Trainer, ich kenn' seinen Plan und von dem her passt das ganz gut.

Bei Beerschot erlebten Sie einen guten Start, gerieten in der vergangenen Herbstsaison aber auf das Abstellgleis. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Die Erfahrung im Ausland war schon wertvoll aus verschiedensten Gründen und ich konnte persönlich und sportlich viel lernen. Es hat nicht immer was mit Leistung zu tun gehabt, warum ich das letzte halbe Jahr nicht viel gespielt habe. Da hatte es schon im Sommer Überlegungen gegeben, sich zu trennen, weil schon klar war, dass ich in dieser Saison nicht auf viel Spielzeit kommen würde. Ich wollte damals aber auch nicht irgendetwas machen, sondern es war für mich schon wichtig, sportlich wieder aufzeigen zu können und den Spaß am Fußball zurückzuerlangen.

Obwohl es damals in Belgien für Sie gar nicht so schlecht begonnen hat.

Die 24 Spiele in der vergangenen Saison waren schon wirklich in Ordnung, auch wenn es von meinen persönlichen Leistungen her nicht so war, wie ich mir das vorgestellt habe. Es war solide, aber ich habe von mir schon mehr erwartet. Es hat dann einfach nicht so sein sollen, wie ich mir das gedacht habe und das ist auch okay im Leben. Jetzt freue ich mich auf die neue Aufgabe und kann die kommenden Pflichtspiele kaum erwarten.

War für Sie ein weiteres Auslandsengagement im Bereich des Möglichen oder haben Sie die Österreich-Rückkehr klar angepeilt?

Es war von mir schon der klare Gedanke da, wieder nach Österreich zurückzukehren. Ich will einfach nur am Platz stehen, weil mir das die größte Freude bereitet. Das kann ich hier in Lustenau.

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Defensiv hat Lustenau definitiv jegliche Verstärkung nötig. 40 Gegentore nach 17 Spielen ist schon eine Wucht. Wie will man hier für Verbesserung sorgen?

Da geht es um die klassischen Dinge wie kompakt und geschlossen zu verteidigen und gemeinsam anzugreifen. Der Trainer weiß ganz genau, wie er das anlegen wird, damit wir in den nächsten 15 Spielen nicht wieder 40 Gegentore bekommen. Denn wenn du Richtung 20 weiterer Gegentore gehst, wird es schon sehr schwierig, die Klasse zu halten. Das ist uns allen bewusst, vor allem, weil Lustenau auch nicht viele Tore geschossen hat. Wenn du im Schnitt zwei Komma irgendwas Tore pro Spiel bekommst, wird das schwer. Das sehe ich schon in meiner Aufgabe, dass man da den Schnitt so niedrig wie möglich hält und im besten Fall jedes Spiel zu Null spielt. Das ist meine oberste Aufgabe als Verteidiger und da werden wir uns alle gemeinsam reinhauen, damit das am Ende des Tages auch gelingt.

Bereits das erste Pflichtspiel nach der Winterpause ist mit dem Duell gegen den Vorletzten WSG Tirol sehr wichtig. Sehen Sie es positiv, direkt zum Start so ein Sechs-Punkte-Spiel zu haben?

Wichtig ist, zu wissen, dass es kein Entscheidungsspiel ist. Es gilt, mit einem kühlen Kopf in dieses Spiel zu gehen, sich wieder Selbstvertrauen zu holen und den anderen zu zeigen, dass Lustenau doch noch gewinnen kann. Wir wollen uns auch ein gutes Gefühl für die weiteren Aufgaben erarbeiten und wenn du mit drei Punkten in das erste Spiel startest, ist das ganz etwas anderes, als wenn du mit einem anderen Ergebnis loslegst.

Bundesliga - 18. Spieltag

Vor allem mit Blick auf die weiteren Aufgaben gegen Klagenfurt, Salzburg und Rapid wäre ein guter Start ins Frühjahr natürlich einiges wert.

Definitiv, denn da stehen uns noch einige schwierige Prüfungen bevor. Wir dürfen aber auch nicht mit Angst in diese Spiele gehen und vor Beginn schon sagen, dass sie uns bitte keine vier Tore einschenken. Wir gehen schon auch in diese Spiele mit dem Ziel, drei Punkte zu holen, auch wenn wir wissen, dass uns diese Mannschaften qualitativ überlegen sind. Das hat aber im Fußball ja nicht immer gleich zu bedeuten, dass es auch so ausgeht.

Wie froh muss man dieses Jahr über die Punkteteilung sein?

Die kommt uns wirklich sehr entgegen. Ich habe das ja schon in Ried erlebt, dass wir um einen Punkt an der Qualifikation für das obere Play-off gescheitert sind, 14 Punkte Vorsprung auf den letzten Platz hatten und nach der Teilung waren es nur mehr sieben. Dann haben wir direkt die ersten beiden Spiele verloren und dann war es nur mehr ein Punkt. Daher kann es auch schnell in die andere Richtung gehen, was für uns jetzt gut ist. Also wären die Siege im unteren Play-off fast noch wichtiger als vor der Teilung, aber das heißt natürlich nicht, dass wir die Punkte herschenken wollen. Es geht um jeden Punkt und dafür werden wir alles investieren.

Interview: Maximilian Augustin