kicker

Merkels Botschaften: Vielfalt und Zuversicht

Milliardenpoker um Medienrechte

Merkels Botschaften: Vielfalt und Zuversicht

DFL-Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel am Mittwoch auf dem Spobis-Kongress in Hamburg.

DFL-Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel am Mittwoch auf dem Spobis-Kongress in Hamburg. IMAGO/Steinbrenner

"Es geht nicht, dass wir auf dem status quo stehenbleiben", unterstrich Merkel und erläuterte, dass Liga und Klubs sich ein Stück weit auf neues Terrain begeben müssen: "Uns geht es mit dieser Ausschreibung darum, für alle Generationen die passenden Angebote bereitzuhalten." Also "Bewährtes und Neues. Vielfalt ist das Zauberwort", lautet eine der Botschaften Merkels, der das vom Bundeskartellamt genehmigte Ende der No-single-buyer-rule begrüßte.

Führt die Streichung des Alleinerwerbsverbots zum Ende von Mehrfach-Abos?

Das zumindest ist auch Merkels Annahme, der betonte: "Eine Sublizenzierung ist nun wieder möglich." Sublizenzierung hieße vereinfacht: Zwei Bieter teilen sich die Live-Rechte an der Bundesliga, Bieter A sublizenziert sein Recht an Bieter B, sodass Letzterer alle Live-Spiele ausstrahlen kann und der Fan am Ende lediglich ein Abo benötigt. Die ab der Saison 2017/18 gültige No-single-buyer-role hatte es der DFL verboten, einem Interessenten alle Live-Spiele zuzuschlagen. Ihre Abschaffung heißt laut Merkel nicht, dass wieder alles bei einem landet. Aber es heißt: "Falls es zwei werden, dürfen diese beiden Anbieter viel enger kooperieren als jetzt. Es macht für das Kartellamt keinen Sinn mehr, mögliche Kooperationen zu limitieren." Das Ende des Alleinerwerbsverbotes ist laut Merkel "im Interesse der Fans und kann zu mehr Wettbewerb führen".

Was passiert mit der Sportschau?

Die Liga lässt für die zeitnahen Zusammenfassungen der Partien vom Samstagnachmittag auf zwei Pakete im Free-TV bieten. Eines umfasst Ausstrahlungsrechte ab 18.30 Uhr, das andere ab 19.15 Uhr. Letzteres wäre kaum mehr attraktiv für die Sportschau. Bedeutet das das Ende dieser Institution? Nun, ein wirkliches Interesse daran dürfte die Liga nicht haben, betonte doch auch Merkel die Wichtigkeit gesellschaftlicher Verankerung des Fußballs. Laut dem Manager habe die DFL aber einige Interessenten für ein Fenster ab 19.15 Uhr bekommen, insofern wäre es geradezu sträflich, den Markt nicht zumindest anzutesten. "Es kann für keinen Partner Bestandsschutz geben", erläuterte Merkel, sprach aber auch von "wilden Diskussionen und Spekulationen" und beschrieb die ligaseitigen Notwendigkeiten: "Das Bundeskartellamt verlangt eine offene, transparente und diskriminierungsfreie Ausschreibung." Mit Blick auf die Sportschau lassen sich Merkels Aussagen wohl in diese Richtung deuten: Es wird alles heißer gekocht als gegessen.

Was ändert sich am Spielplan?

Vorerst kaum etwas mit Ausnahme des Sonntags. Die Ausweitung der Klubwettbewerbe - Stichwort UEFA-Conference-League und neues Format der Champions League - sorgen aber dafür, dass die Zahl der späten Sonntagsspiele um 19.30 Uhr von 10 auf maximal 15 steigt als "Überlaufbecken für Europa League und Conference League", wie es Merkel beschreibt. Für die Liga nicht uninteressant, weil das "den Sonntag für einen Sender durchaus auch attraktiver macht, weil man bis zu fünfmal häufiger von 15.30 bis nach 21 Uhr Live-Inhalt zu bieten hat". Die letzte, im Spielplan verbliebene englische Woche hatte man eigentlich streichen wollen im Ursprungskonzept. Aufgrund der Entwicklungen des internationalen Spielkalenders allerdings bleibt diese fürs Erste.

Wieviel wird die Liga erlösen?

Merkel strahlt Zuversicht aus: "Ich teile nicht die Analysen, die in den letzten Monaten zu lesen waren." Nämlich, dass es rapide bergab geht. 1,1 Milliarden Euro erlöst die Liga aktuell aus den nationalen Rechten pro Saison. Experten bewerten einen status quo als Erfolg und auch Merkel hatte jüngst exklusiv im kicker dargelegt, warum er sich dieser Meinung weitgehend anschließt. Konkrete Summen wollte er mit Blick auf den anstehenden Verhandlungspoker nicht nennen, er unterstrich viel lieber: "Alle Partner wissen: Sie können sich auf ein Top-Produkt freuen. Über das Saisonfinale 2022/23 muss ich gar kein Wort mehr verlieren." Als weitere Verkaufsargumente nannte Merkel den aktuellen Titelkampf, den Allzeitrekord an Stadionbesuchern über beide Ligen hinweg, die meisten Tore in Europas Top-Ligen und die Tatsache, dass die Bundesligisten in der aktuellen UEFA-Fünfjahreswertung vor England, Spanien und Frankreich stehen.

Benni Hofmann, Sebastian Wolff