Bundesliga

Mühl: "Hier sieht man mehr diese Straßenfußballermentalität"

Ex-Nürnberger startet in Wien durch

Mühl: "Hier sieht man mehr diese Straßenfußballermentalität"

Lukas Mühl ist der neue Abwehrchef der Wiener Austria

Lukas Mühl ist der neue Abwehrchef der Wiener Austria GEPA Pictures

Auf der Suche nach Verstärkungen für die dünn-besetzte Abwehrzentrale überraschte die Wiener Austria Ende Juli mit der Verpflichtung des ehemaligen U-20-Teamspieler Deutschlands Lukas Mühl. Der aus der Jugend des 1. FC Nürnberg stammende Abwehrprofi stieß mit einer Erfahrung von rund 31 Spielen in der deutschen Bundesliga sowie 92 Einsätzen in der zweithöchsten Klasse zum Team von Manfred Schmid und konnte sich auf Anhieb als Stammkraft in der Defensive des Wiener Bundesligisten etablieren. In den erst sechs Runden der neuen Saison stand der 24- Jährige stets in der Startelf und konnte zuletzt bei seinem ersten Derby gegen den SK Rapid sogar seinen Premierentreffer erzielen.

7. Spieltag

Dennoch wartet der Neuzugang mit dem Verein aus Wien-Favoriten nach den ersten Runden mit vier Remis und zwei Niederlagen noch auf den ersten Sieg und belegt mit der Mannschaft aktuell nur den letzten Tabellenplatz. Auch wenn der Beginn seiner neuen Profistation sportlich misslungen ist, zeigt sich Mühl von seinem neuen Umfeld angetan: "Grundsätzlich bin ich von den Leuten und vom Verein super aufgenommen worden. Die Bedingungen, ob das jetzt Kraftkammer, Kabine oder die Plätze sind, sind einfach top und man fühlt sich dadurch richtig wohl hier."

Junge Mannschaft benötigt Zeit

Seinen ersten Einsatz absolvierte der 1,89-Meter große Abwehrspieler bei der Auftaktniederlage gegen die SV Ried, vier Tage später musste er bei der 1:2-Niederlage auf Island gegen Breidablik und dem folgenden Aus im Europacup bereits den ersten herben Dämpfer mit seiner neuen Mannschaft hinnehmen. "Natürlich hat sich da jeder geärgert und wir würden auch gerne in der Liga mit mehr Punkten dastehen, aber es gibt niemanden in der Mannschaft, der nervös ist oder sagt: Alles ist Scheiße. Die Mannschaft ist auf jeden Fall in Takt, jeder haut sich für den anderen rein, das geht auch nur zusammen und von dem her sind wir eine gute Truppe", macht sich der Abwehrchef keine Sorgen, dass die "Veilchen" nach dem enttäuschenden Start in ein mentales Loch fallen.

Auf dem Platz präsentiert sich die Austria in dieser Saison jedenfalls nicht wie der klassische Abstiegskandidat. Gegen Meister Red Bull Salzburg konnte man mit einer geschlossenen Leistung lange mithalten und musste sich nur knapp mit 0:1 auswärts geschlagen geben, gegen die Meistergruppen-Fix-Kandidaten Sturm Graz und zuletzt im Derby gegen den SK Rapid nahm die Mannschaft von Manfred Schmid jeweils einen Punkt mit. Warum es dennoch zu keinem Dreier bisher gereicht hat? "Ich glaub’, die Mannschaft ist sehr fleißig, so wie ich das wahrnehme. Man muss aber beachten, wir sind eine sehr junge Mannschaft. Dementsprechend geht es einfach darum, dass wir uns stetig weiterentwickeln, die jungen Spieler ihre Erfahrungen machen und wir jetzt auch mal den Bock umstoßen", hofft Mühl mit seinen Kollegen auf ein baldiges Erfolgserlebnis. "Wir haben bisher zwei Spiele verloren, das eine gegen Salzburg war ziemlich knapp, die anderen vier haben mit einem Unentschieden geendet. Wenn du da einen oder zwei Siege einfährst, schaut das schon wieder ganz anders aus. Es geht jetzt um die Entwicklung von Training zu Training und von Spiel zu Spiel, dass wir die Dinge besser machen und dann bin ich auch überzeugt, dass wir Siege einfahren."

Dabei muss die Austria vor allem an ihrer Offensivleistung arbeiten. Sechs Tore nach sechs Spielen bedeuten die zweitwenigsten aller Teams in der Bundesliga, drei davon erzielte man alleine in den letzten beiden Partien. Nach den Abgängen von Benedikt Pichler und Patrick Wimmer macht Marco Djuricin mit drei Toren aktuell den Alleinunterhalter in der Offensive der "Veilchen". Defensiv präsentiert man sich mit sieben Gegentoren im Bundesliga-Mittelfeld, hat aber zumindest weniger kassiert als Sturm Graz (9), der WAC (11), die SV Ried (13) und Austria Klagenfurt (13), die momentan allesamt vor der Wiener Austria platziert sind.

Die Spieler gehen mehr in das eins gegen eins, da geht es schneller hin und her.

Lukas Mühl

Mit 23,6 Jahren bietet die Austria zudem aktuell gemeinsam mit Sturm Graz den drittjüngsten Kader der gesamten Liga auf. Lukas Mühl zählt da mit gerade einmal 24 Jahren bereits zu den routinierteren Profis, kann in seiner Vita auf rund 31 Spiele in der ersten sowie 92 Partien in der zweiten deutschen Bundesliga verweisen. Die Rolle des Mentors kommt dem ehemaligen Kapitän der U-20-Nationalmannschaft Deutschlands bei seinem neuen Verein entgegen: "Ich mag das sehr, ich war ja U-20-Kapitän bei der deutschen Nationalmannschaft, war U19-Kapitän bei Nürnberg. Also ich hab diese Position bereits inne gehabt und weiß daher, wie ich damit umgehe. Mich freut es, wenn man helfen und vorangehen kann, von dem her war das für mich der richtige Schritt. Weil in Nürnberg kommst du du doch aus der eigenen Jugend und wirst immer ein bisschen als der Prophet im eigenen Land wahrgenommen. Dementsprechend war der Schritt jetzt raus für mich wichtig und da hab’ ich mit der der Austria einen super Verein gefunden."

Während viele Profifußballer aus der österreichischen Bundesliga in die zweite deutsche Bundesliga wechseln, hat Mühl den umgekehrten Weg eingeschlagen und sich als Stammkraft bei Nürnberg nach zehn Jahren in Bayern für einen Tapetenwechsel entschieden. Sportlich gesehen für den 24-jährigen Abwehrspieler definitiv kein Abstieg, sondern viel mehr eine neue Herausforderung: "Mein Papa sagt immer: 'Wenn man von draußen zuschaut, ist es spannender als die 2. Liga Deutschlands.' Ich glaube, dass liegt daran, dass hier mehr offener Schlagabtausch herrscht. Die Spieler gehen mehr in das eins gegen eins, da geht es schneller hin und her. Da gibt es zwar auch mehr Ballverluste, weil die Liga vom technischen Standpunkt her einen Tick schwächer ist, dafür wird aber brutal gekämpft und es ist eine hohe Intensität im Spiel."

Mühl für die kommenden Wochen "positiv gestimmt"

Das körperlich anstrengendere Spiel in Österreich taugt dem jahrelangen Deutschland-Profi aber durchaus: "In Deutschland war das Spiel taktischer geprägt. Auf dem taktisch-technischen Niveau würde ich den Fußball dort auch etwas höher ansiedeln, aber hier macht es einfach Spaß, weil der deutsche Fußball dieses ins eins gegen eins gehen, diese Straßenfußballermentalität etwas vermissen lässt. Das siehst du hier doch wesentlich mehr und deshalb macht das Riesenspaß in Österreich zu kicken." Seit seinem Wechsel aus Nürnberg stand Mühl in allen Pflichtspielen bisher in der Startelf, bringt es auf 618 Spielminuten und musste nur zuletzt beim Derby nach 78 Minuten frühzeitig vom Platz.

Der 24-Jährige hat seinen Job als Abwehrchef angenommen und hofft mit der Mannschaft in den kommenden Wochen den Befreiungsschlag zu schaffen, um positive Energie für die anstehenden Spiele zu tanken: "Was mich positiv stimmt ist die Art und Weise der bisherigen Spiele. Da war keines dabei, wo ich sage, das war richtig schlecht. Am Ende des Tages geht es um Kleinigkeiten und diese Kleinigkeiten kann man auf jeden Fall herausholen und verbessern. Das ist kein Hexenwerk. In der Mannschaft will jeder besser werden, jeder packt sich an die eigene Nase und dementsprechend bin ich positiv, wenn man das Woche für Woche und Tag für Tag umsetzt, dass wir dann auch erfolgreich sind."

Maximilian Augustin