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Napoli und die 3: Eine Stadt im Ausnahmezustand

Hochstimmung am Fuße des Vesuvs im Schatten von D10s

Napoli und die 3: Eine Stadt im Ausnahmezustand

Neapel feiert jetzt schon den Titel.

Neapel feiert jetzt schon den Titel. kicker

Unabhängig davon, ob Lazio Rom bis zum überraschenden 0:1 gegen den FC Turin einen Sieg nach dem anderen eingefahren - auch am 23. Spieltag in Neapel (1:0) - oder ob Juventus Turin nun die 15 abgezogenen Punkte wieder zugesprochen bekommen hat und somit auf Rang drei neu im "Verfolgerfeld" zu finden ist: In Neapel ist der dritte Scudetto sieben Spieltage vor Saisonende schon längst beschlossene Sache.

17 Punkte Vorsprung vor Lazio, 19 (!) Zähler mehr als Juve - und diesbezüglich noch der ganz späte Coup an diesem späten Sonntag in Turin, als SSC-Joker Giacomo Raspadori mit seinem Volley beim Rekordmeister tief in der Nachspielzeit das gefeierte sowie goldene 1:0 erzielte: Was soll da noch schiefgehen? Nichts, geht es nach gesundem, sportlichen Menschenverstand. Und erst recht nichts, geht es nach den Fans in der Stadt am Rande des Vesuvs. Die haben mit den Feierlichkeiten schon lange vor diesem 31. von 38 Spieltagen begonnen.

Die Euphorie rund um die Società Sportiva Calcio Napoli konnte auch das Aus im rein italienischen Viertelfinal-Duell in der Champions League mit der AC Mailand (0:1, 1:1) oder auch das frühe Ausscheiden in der Coppa Italia gegen Abstiegskandidat US Cremonese (4:5 i.E.) nicht bremsen.

Schließlich wacht ja ein gewisser Diego Armando Maradona darüber, dass seine Erben endlich den seit so langer Zeit ersehnten dritten Meistertitel nach 1987 und 1990 einfahren. "Gli Occhi del Leone" (Die Augen des Löwen) ist auf einem Plakat zu lesen, Maradona thront dabei über Osimhen und Co. Die im November 2020 verstorbene Legende ist allgegenwärtig in Napoli, doch nun prägen auch Torjäger Victor Osimhen (21 Tore), der torgefährliche Spielgestalter Khvicha Kvaratskhelia (zwölf Treffer) und deren Mitspieler das Stadtbild in Neapel.

Diego Armando Maradona

Diego Armando Maradona ist omnipräsent in Napoli. kicker

Lichtgestalt Maradona - und alles in hellblau-weiß

Rein rechnerisch fehlen noch wenige Punkte, um aus dem großen Schatten von Lichtgestalt Maradona heraustreten zu können. Die Häuserfassaden in und um Neapel sind schon länger mit Fahnen der Partenopei geschmückt, in den kleinen Gassen rund um die Via Toledo hängen lange Bänder in den Vereinsfarben hellblau und weiß, dazwischen verzieren Spielerporträts der aktuellen Generation das Bild, das sich für Neapolitaner und Touristen ergibt.

Und Botschaften, die keinen Platz für Zweifel lassen. "So, 33 ann che t’stamm aspettann - finalemente stai arrivann!" - "Ich weiß, 33 Jahre habe ich auf dich gewartet - endlich bist du da!" Nicht nur einmal ist dieser Schriftzug in der drittgrößten Stadt Italiens zu lesen. Die Euphorie in Neapel ist greifbar, die Sehnsucht nach der Nummer 3 groß. Und Skepsis, dass die Neapolitaner noch abgefangen werden, existiert schlicht nicht.

Die Nummer "3" - schon am Samstag?

"Napoli 3 Campione d'italia" - eine Stadt ist jetzt schon im Ausnahmezustand. Gegen US Salernitana am Samstag (15 Uhr, LIVE! bei kicker) soll der nächste Schritt Richtung Scudetto erfolgen. Verlieren nicht verboten, aber Gewinnen und der damit verbundene 26. Saisondreier dringend erwünscht. Schließlich soll die "3" schnellstmöglich auch offiziell das Stadtbild zieren dürfen. Dafür reicht schon ein eigener Sieg sowie ein Unentschieden oder eine Niederlage von Lazio am Tag danach bei Inter Mailand. Darauf hat diese fußballverrückte Stadt mit ihren Bewohnern nun schon so lange gewartet.

Andreas Niklaus

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