Nobody Maribor
Als große Unbekannte überhaupt in der Champions League gilt NK Maribor. Der amtierende slowenische Meister, der erstmals seit 15 Jahren wieder in die Champions-League-Gruppenphase vorgedrungen war, kegelte in der entscheidenden letzten Qualifikationsrunde Celtic Glasgow aus dem Wettbewerb und feierte nach 15 Jahren wieder den Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse. Alles andere als ein Dauergast im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb ist auch Sporting Lissabon, die Portugiesen feierten nach fünfjähriger Abstinenz ihr Comeback.
Der Kader von Trainer Ante Simundza besteht vorwiegend aus slowenischen Akteuren - mit Ausnahme weniger Legionäre im Offensivbereich. Echte Stars sucht man jedoch vergebens. Auf der Gegenseite ist der verlorene Sohn Nani allgegenwärtig, der Tempodribbler kehrte nach sieben Jahren bei Manchester United zurück zu seinem Ausbildungsbildungsverein. Portugals Nationalkeeper Rui Patricio und der algerische Mittelstürmer Islam Slimani machten bei der WM Bekanntschaft mit der deutschen Mannschaft und zählen zu den weiteren Leistungsträgern der Mannschaft. Wie erwartet vertraute Coach Marco Silva, der sein Team im 4-3-3-System ausrichtete, dem Trio direkt von Beginn an.
Die elf Champions-League-Debütanten der Hausherren mussten sich anfangs erst einmal in der Königsklasse zurechtfinden, standen demnach tief und überließen den Portugiesen das Leder. Diese wirkten gefällig im Kombinationsspiel und agierten in der Offensive zudem sehr variabel. Oft verstrickten sich Nani & Co. aber bei ihren zahlreichen Sololäufen im Mittelfeld - bis in die gefährliche Zone konnte Sporting vorerst nicht vordringen.
Spielbericht
Rajcevic macht's wie Carrillo
Erst nach gut 25 Minuten entwickelten die Portugiesen mehr Durchschlagskraft, weil die Gäste nun vermehrt den Weg in die Tiefe suchten: Carrillo startete nach einem Doppelpass mit Slimani in den freien Raum und tauchte frei vor Handanovic auf, der per Fußabwehr parierte. Die Situation war noch nicht bereinigt, der Flügelstürmer wagte direkt im Anschluss einen weiteren Versuch - diesmal per Kunstschuss. Handanovic sah zu, wie die Kugel noch den Querbalken touchierte (27.).
Der Auftakt einer Sturm- und Drangphase der Gäste, die die Slowenen einige Minuten hinten einkesselten. Flanken von der Außenbahn flatterten nur so in den Strafraum, doch immer wieder stand ein Slowene im Weg. Daraufhin setzte Maribors Stürmer Ibraimi gleich mehrere Zeichen - und zeigte seinen Mitspielern, dass die Gäste-Abwehr durchaus verwundbar war. Erst forderte der Offensivmann Keeper Patricio einen ersten Arbeitsnachweis ab (34.), eine Minute später hatte der Nationalkeeeper Portugals schon mehr Mühe. Sporting konnte sich kaum noch befreien und stellte sich außerdem nicht sonderlich geschickt in den Zweikämpfen an: Ibraimi tanzte an drei Gegenspielern vorbei und visierte von der rechten Strafraumgrenze das linke Kreuzeck an - die Kugel strich hauchzart am Pfosten vorbei (38.). Noch näher dran war dann Rajcevic, der eine Freistoß-Hereingabe freistehend aus fünf Metern an den linken Pfosten setzte (43.) und damit die Pausenführung "vergeigte".
Nanis individuelle Klasse
Während im ersten Durchgang beide Mannschaften jeweils ihre Höhen und Tiefen durchlebten, lieferten sie sich nach dem Seitenwechsel einen offenen Schlagabtausch. Auf Seiten der Hausherren vergab Kapitän Tavares doppelt aus bester Abschlussposition (51., 60.), bei Lissabon scheiterten sowohl Slimani per Kopf (47.) als auch Nani per Volleyschuss (63.) am gut aufgelegten Schlussmann Handanovic.
Das Tempo konnten die Akteure aber nicht auf Dauer hochhalten, sodass schon bald Leerlauf folgte. Vor allem den Hausherren war anzumerken, dass die Kraftreserven allmählich ausgingen.
Zahovics Schlusspunkt
Eine Einzelleistung musste her, um die Partie noch in eine entscheidende Richtung zu lenken. Nani nahm sich der Sache an: Drei Gegenspieler schauten an der Strafraumgrenze nur zu, wie sich der Flügelspieler die Kugel zurecht legte und dann per strammem Linksschuss in die linke Eck traf (80.). Das Motto der Slowenen lautete daraufhin nur noch: Brechstange! In der Nachspielzeit servierte Sporting den Hausherren den Ausgleich noch auf dem Silbertablett: Sowohl Sarr als auch Mauricio brachten die Kugel unbedrängt nicht weg, Letzterer legte sie sogar direkt in den Lauf vom eingewechselten Zahovic, der frei vor Rui Patricio die Nerven behielt und dem Außenseiter einen Zähler bescherte.
Die nächsten Champions-League-Auftritte der beiden Kontrahenten haben es in sich: Maribor gastiert auf Schalke (30. September, 20.45 Uhr), Sporting erwartet zeitgleich den Gruppenfavoriten FC Chelsea.