Europameisterschaft

Handball-EM: Halbfinal-Traum von Österreich geplatzt

Island gewinnt erstes Mittwochsspiel knapp

Deutschland jubelt heimlich mit: Österreichs Halbfinal-Traum geplatzt

Kaum zu stoppen: Islands Leitwolf und Antreiber Aron Palmarsson.

Kaum zu stoppen: Islands Leitwolf und Antreiber Aron Palmarsson. imago images

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Weil sich zum Start des letzten Hauptrunden-Spieltags auch Österreich noch Chancen aufs EM-Halbfinale ausrechnen durfte, schaute die deutsche Mannschaft genau hin, wie der Nachbar gegen Island performte. Die ÖHB-Auswahl von Cheftrainer Ales Pajovic konnte für das wichtige Spiel wieder auf den zuletzt erkrankt fehlenden Abwehrchef Lukas Herburger bauen, auch Potsdams nachnominierter Elias Kofler stand im Aufgebot.

Hauptrunde in Köln - 4. Spieltag

Island plagten dagegen Personalsorgen: Magdeburgs Spielmacher Gisli Kristjansson, der sich beim Sieg gegen Kroatien früh verletzte hatte, fehlte genauso wie der nach seiner Roten Karte gesperrte Abwehrchef Ymir Gislason von den Rhein-Neckar Löwen. Der nachnominierte Flensburger Teitur Einarsson stand dafür direkt im Kader.

Möstl sofort wieder voll drin

Und der Linkshänder sah, wie furios seine Kollegen starteten: Maßgeblichen Anteil an der frühen 4:2-Führung hatte der schon gegen Kroatien stark formverbesserte Aron Palmarsson, drei der ersten vier isländischen Treffer gingen auf das Konto des ehemaligen Kielers.

Allerdings nahm in der Folge der im Turnier herausragende Constantin Möstl wieder eine Hauptrolle ein. Österreichs Keeper nahm Linksaußen Bjarki Mar Elisson einen Siebenmeter weg und stand nach elf Minuten bereits bei beeindruckenden sieben Paraden. Möstl war damit Garant dafür, dass die ÖHB-Auswahl kurz darauf erstmals die Führung übernehmen konnte: Österreichs EM-Rekordspieler Robert Weber stellte auf 5:4 (14.).

Weil auf der Gegenseite aber auch Schlussmann Viktor Hallgrimsson (zur Pause zehn Paraden, 56 Prozent Fangquote) aufdrehte, blieb Island dran und nutzte eine Schwächephase des deutschen Nachbarn wenig später eiskalt aus. Durch einen 6:0-Lauf, bei dem Österreich über acht Minuten ohne eigenen Treffer blieb, zog das Team von Trainer Snorri Gudjonsson bis zur Pause auf 14:8 davon. Pajovics taktisches Mittel mit dem siebten Feldspieler ging diesmal schwer nach hinten los.

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In der Kabine hatte Österreichs Nationalcoach allerdings offenbar die richtigen Worte gefunden, mit der tatkräftigen Unterstützung von Möstl stellte Bilyk beim 13:15 den Anschluss wieder her (37.). Als Boris Zivkovic auch noch das 14:15 nachlegte, hatte Gudjonsson genug gesehen und nahm eine folgerichtige Auszeit (41.).

Möstl nach 20. Parade zu Recht ausgezeichnet

Besserung stellte sich zunächst nicht wirklich ein, beim 16:15 krönte Weber einen 7:0-Lauf vom Siebenmeterstrich für Österreichs zweite Führung im Spiel (43.). Doch Island bewies Moral und lieferte dem Gegner nun einen offenen Schlagabtausch. Beim 22:20 von Leipzigs Viggo Kristjansson drohte die Partie erneut zu kippen (53.). 

Aber Österreich hatte ja Möstl, nach dessen 20. (!) Parade - hochverdient "Player of the Match" - war sein Team immer noch voll im Spiel. Im Endspurt gingen Pajovics Team allerdings Kraft und Konzentration aus, Island brachte den nicht unverdienten 26:24-Erfolg nach Hause. Die DHB-Auswahl jubelte heimlich mit, da damit definitiv der Halbfinal-Traum des Nachbarn geplatzt war.

Österreich - Island 24:26 (8:14)

Österreich: Häusle, Möstl (20 Paraden, davon 2 Siebenmeter) - Wagner 7, R. Weber 5/4, Bilyk 4, Zivkovic 3, Hutecek 2, Frimmel 1, Herburger 1, Mahr 1, Belos, J. Bozovic, Damböck, Kofler, Miskovez, Nigg

Island: Gustavsson (1 Parade), Hallgrimsson (13 Paraden) - Gudjonsson 8, Pálmarsson 7, V. Kristjansson 3/1, Thrastarson 3, Smarason 2, Vidarsson 2, O. I. Magnusson 1, Arnarsson, Einarsson, Elisson, E. Jonsson, Olafsson, Rikhardsson, Tobar Valencia

Schiedsrichter: Ivan Pavicevic (Montenegro)/Milos Raznatovic (Montenegro)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 6 / 8
Disqualifikation: - / Vidarsson (54./3. Zeitstrafe)

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