Manuel Ortlechner hat auch schon einige Derby-Siege gefeiert. Als Spieler und als Funktionär der Austria. Auch als Oberösterreicher weiß er, dass der Wiener Schmäh, von dem es nie weit ist zu Schmähungen, Provokationen und ein bisschen Häme, zum Wiener Fußball-Klassiker dazu gehört wie die grünen und violetten Farben. Vom Hütteldorfer "Video-Gate" hatte er aufgrund zahlreicher Meetings erst am Rande mitbekommen, als Steffen Hofmann ihn am frühen Nachmittag anrief, um sich zu entschuldigen.
342. Wiener Derby
Der Austria-Sportdirektor will, wie er im Gespräch mit dem kicker betonte, "kein Öl ins Feuer gießen, der Steff weiß wahrscheinlich selber am besten, dass er da über das Ziel hinausgeschossen hat." Ortlechner nahm die Entschuldigung (was hätte er auch sonst tun können?) an und die Austria beließ es bei einer Aussendung, in der sie die Vorkommnisse bei den Siegesfeierlichkeiten des Stadtrivalen nur indirekt kritisierte: "Beschimpfungen und Herabwürdigungen jeglicher Art widersprechen klar den Verhaltensrichtlinien aller Mitarbeiter:innen und Spieler:innen in unserem Verein und passen auch nicht in das Weltbild von Austria Wien. Wir sind stolz auf Favoriten und sehen uns mit unseren Fans in allen Bezirken der Stadt Wien tief verwurzelt." Die Violetten werden auch nicht den Ethikrat der Bundesliga anrufen. Dieser könnte jedoch von sich aus aktiv werden.
"Wenn nötig in zwölf Spielen"
Mehr Kopfzerbrechen als die Vorgänge nach dem Derby bereitete dem Sportdirektor die Niederlage. "Wir haben in der ersten Hälfte alles vermissen lassen. War es die fehlende Lockerheit oder waren es die Nerven, auf jeden Fall haben wir nichts von unserem Können auf die Straße gebracht", hat er keine Erklärung, warum es nach zehn Spielen ohne Niederlage, in denen die Austria 21 Punkte holte, ausgerechnet im Derby gar nicht lief. Er sagte aber auch: "Wir werden nicht aufgrund von 30 schwachen Minuten alles in Frage stellen. Die Mannschaft kann jetzt auch ein, zwei Tage traurig und enttäuscht sein, aber dann muss sie sich sammeln für die nächsten zwei Aufgaben, in denen wir so viele Punkte wie möglich machen wollen."
Dass bei vier Punkten Rückstand auf Platz 6 selbst das Punktemaximum zu wenig für die Meisterrunde sein könnte, ist Ortlechner bewusst. "Aber soviel hat sich mit der Derby-Niederlage gar nicht verändert. Wir waren schon vorher in der Jägerrolle und haben es nicht mehr ganz in unserer Hand gehabt." Jetzt sei es zwar noch schwieriger, "aber wir haben schon vorher gesagt, dass die Meisterrunde kein Muss ist. Wir wollen das Maximum erreichen, wenn nötig eben in zwölf Spielen mit Qualifikationsgruppe und Playoffs."