Bundesliga

Philipp Ziereis im Interview: "Es ist klar, wofür ich hier bin"

Ex-St.-Pauli-Kapitän wechselte nach Österreich

Philipp Ziereis im Interview: "Es ist klar, wofür ich hier bin"

Philipp Ziereis verfolgt mit dem LASK hohe Ziele.

Philipp Ziereis verfolgt mit dem LASK hohe Ziele. GEPA pictures

Der LASK ließ nach einer enttäuschenden Vorjahressaison in der bisherigen Transferphase mit einigen Neuverpflichtungen aufhorchen. Neben Ex-Rapid-Profi Filip Stojkovic und der Rückholaktion von Robert Zulj nach Österreich hat sich auch der bisherige FC-St. Pauli-Kapitän Philipp Ziereis den Linzern angeschlossen und gibt Einblick, warum er sich zum Wechsel nach Oberösterreich entschieden hat. "Mich haben vor allem die internationalen Erfolge der letzten Jahre überzeugt", meint der 29-jährige Abwehrspieler im Gespräch mit dem kicker. "Da wollen wir auch wieder hin und das ist absolut das Ziel. Als Zweitligaspieler in Deutschland ist es sehr schwer, international zu spielen, deswegen ist das hier ein absoluter Pluspunkt und man hat die letzten Jahre bewiesen, dass es möglich ist und welche Erfolge man feiern kann." 

Bundesliga - 1. Spieltag

Mit einer Bilanz von insgesamt 162 Spielen in der 2. Bundesliga bringt Ziereis einiges an Erfahrung in die Stahlstadt mit, wo er als Anführer das Vakuum in der Defensive füllen soll, das Gernot Trauner nach seinem Abgang im vergangenen Sommer hinterlassen hat und welches nie so richtig gefüllt werden konnte. "Ich finde solche Vergleiche immer schwierig", erklärt Ziereis. "Ich kenne den Gernot ja nicht wirklich und es ist besser wenn der Verein und ich uns nicht zu viel mit der Vergangenheit beschäftigen. Wir wollen einfach einen guten Start hinlegen, eine sehr gute Saison spielen und unsere Ziele erreichen. Mit irgendwelchen Erwartungshaltungen habe ich als Spieler sowieso kein Problem, das war die letzten Jahre nicht anders und deswegen muss man damit einfach umgehen."

Mannschaft noch im "Findungsprozess"

Sein Cheftrainer Dietmar Kühbauer ist vom Neuzugang überzeugt, attestiert ihm sowohl hohe menschliche als auch fußballerische Qualitäten. Wie seine Rolle aber genau unter dem neuen Coach aussehen wird, wird sich laut dem Abwehrprofi erst zeigen: "So konkret haben wir noch gar nicht darüber gesprochen, aber es ist klar, wofür ich hier bin. In meinem Alter, mit meiner gesammelten Erfahrung in St. Pauli ist es sowieso mein Anspruch, einfach viel zu kommunizieren und voranzugehen. Das gibt die Position ohnehin her. Ich will einfach meinen Teil dazu beitragen, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen. Dann wird es die Gesamtaufgabe der Mannschaft sein, das defensiv umzusetzen. Das kann ich nicht alleine lösen, sondern das ist eine gesamtheitliche Sache. Da haben wir schon viel gearbeitet und das wird der Fokus sein. Nichtsdestotrotz wollen wir auch Tore schießen, aber auch das sollten wir nicht als Aufgabenverteilung sehen, sondern immer im Kollektiv."

Nach einer intensiven Sommervorbereitung hat der LASK sein erstes Pflichtspiel der neuen Saison im ÖFB-Cup mit 9:1 klar für sich entscheiden können. Auch wenn man nach einer Unaufmerksamkeit bereits nach einer Minute mit 0:1 gegen den Außenseiter zurücklag. "Es ist schwer einzuschätzen, wie weit wir im Findungsprozess sind, aber so geht es allen anderen auch. Wir werden dann am Samstag sehen, wenn der Gegner auch besser ist, wo wir als Mannschaft stehen", meint Ziereis, der sein Team aber auf einem guten Weg sieht: "Wir haben alle gut integriert, sind ein homogener Haufen. Deswegen blicke ich sehr positiv dem Saisonstart entgegen."

Unschönes St.-Pauli-Aus

Die Umstellung von der Millionenstadt Hamburg ins beschaulichere Linz ist dem gebürtigen Bayer nicht schwergefallen: „Von der Sprache verstehe ich das meiste, nur bei den ganz harten Sachen bin ich raus. Österreich und Bayern sind sich dann doch recht ähnlich." Nach neun Jahren im Norden Deutschlands tut ihm ein Tapetenwechsel aber gut: "Einerseits hat die Nähe zu meiner Heimat eine große Rolle gespielt. Ich bin ja jetzt auch Familienvater, komme aus Regensburg und das war noch einmal ein Pluspunkt hier. Andererseits, wenn man so lange bei einem Verein ist, ist man doch in seiner Wohlfühloase, hat seine fixen Abläufe und ich habe einfach schon länger gespürt, dass es mal Zeit wird, etwas Neues zu sehen, raus aus der Komfortzone zu kommen und einfach eine neue Erfahrung zu machen."

Mit etwas Bitterkeit blickt der Defensivspieler auf das unschöne Ende bei seinem langjährigen Klub zurück, wo ihm erst vier Tage vor dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison mittgeteilt wurde, dass seine Zeit bei den "Kiezkickern" vorbei ist und es auch davor keine Verhandlungen zu einer möglichen weiteren Zusammenarbeit gab. "Letztendlich habe ich es erst da erfahren, aber ich habe bereits im Februar/März entschieden, dass es für mich unabhängig von der Entscheidung des Vereins dort nicht weitergeht. Wir wollten auch so oder so etwas Neues sehen. Dass es letztendlich so abgelaufen ist mit St. Pauli war etwas Schade für mich nach der ganzen Zeit, aber das ist der Fußball. Vom Kopf her war ich schon länger bereit für eine neue Aufgabe. Diesen Schritt zu setzen war nicht nur seit drei Wochen erst in meinem Kopf, sondern das war ein längerer Prozess", legt Ziereis dar.

Die Top-Sommertransfers der österreichischen Bundesliga

Der Abwehrspieler macht sich aber trotz des personellen Aderlasses keine Sorgen um seinen Ex-Klub: "Sie haben ja schon mal einen guten Start gegen Nürnberg hingelegt. Das ist immer wichtig, dass man gut in die neue Saison startet, weil man sonst schon direkt etwas hinterherläuft. Ob es für ganz oben reichen wird, weiß ich nicht. Die Liga ist dieses Jahr vielleicht etwas schwächer, da Schalke und Bremen weg sind und mit Bielefeld und Fürth nicht Riesenvereine nach unten gekommen sind, die sich auch erst neu finden müssen. Ich glaube aber, dass der Verein wieder eine gute Rolle spielen kann, ob es allerdings für ganz oben reicht, da bin ich mir unsicher."

Nun ist der Blick aber voll und ganz auf den LASK und die Rückkehr ins europäische Geschäft gerichtet. Mit seinem Ex-Teamkollegen Guido Burgstaller, der sich im Sommer ebenfalls zum Abschied aus St. Pauli und zur Rückkehr nach Wien zum SK Rapid entschieden hat, hat der 29-Jährige auch schon vor seinem Wechsel über den österreichischen Fußball gesprochen: "Da ich gut mit Guido befreundet bin, habe ich mich bei ihm natürlich über den LASK und die österreichische Liga informiert und mir ein paar Infos geholt. Ich freue mich natürlich, dass wir dann auch gegeneinander spielen. Das wird aber nicht leicht für uns, weil er einfach eine große Qualität besitzt."

Zuversicht für Bundesliga-Start

Qualität, die der routinierte Angreifer laut Ziereis auch definitiv bei seinem neuen Klub abrufen wird: "Er ist körperlich auf einem Topniveau. Das hat er im letzten Jahr bewiesen, wo er nur gegen Ende der Saison eine leichtere Verletzung hatte. Ich weiß ja, was für eine Qualität er hat, ich habe das jeden Tag im Training mitbekommen und deswegen bin ich mir fast zu 100 Prozent sicher, dass er seine Quote und seine Erfolge auch in Österreich fortführen wird."

Im Hinblick auf die anstehende Saison gibt sich der 29-Jährige jedenfalls zuversichtlich: "Wir haben richtig Qualität in der Mannschaft und jetzt auch nochmal welche dazubekommen. Es herrscht extrem gute Stimmung hier, wir haben sehr gut gearbeitet in den letzten Wochen und daher glaube ich, dass wir das auf den Platz bringen können. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen, will mit persönlicher Leistung vorangehen und mich vom ersten Spiel einbringen, um gemeinsam mit dem Team eine geile Saison zu erleben."

Maximilian Augustin