Bundesliga

Pirkl nach schwierigem Saisonstart: "Es war eine Riesenumstellung für uns"

Aufsteiger ist in der Liga angekommen

Pirkl nach schwierigem Saisonstart: "Es war eine Riesenumstellung für uns"

Simon Pirkl konnte am letzten Wochenende mit Blau-Weiß Linz erstmals voll anschreiben.

Simon Pirkl konnte am letzten Wochenende mit Blau-Weiß Linz erstmals voll anschreiben. GEPA pictures

Für Blau-Weiß Linz erwies sich der Saisonstart alles andere als einfach. Zwar musste der Aufsteiger schon gegen Top-Klubs wie Sturm, LASK und Rapid ran, doch auch gegen vermeintliche kleinere Teams schaute nicht allzu viel heraus - bis zum letzten Spieltag jedenfalls. Denn da fertigten die Linzer die WSG mit 4:2 ab und schrieben damit erstmals voll an.

Den Schwung möchte Blau-Weiß nun mitnehmen. Der kicker hat sich vor dem anstehenden Spiel gegen Altach mit Simon Pirkl unterhalten und mit dem Linksverteidiger über die defensiven Probleme, die häufige Rotation in der Kette und die Besonderheit, dass er nun erstmals in seiner Karriere Bundesliga-Luft schnuppern darf, gesprochen.

Herr Pirkl, gegen die WSG wurde der erste Sieg gefeiert. Ist Blau-Weiß nun endgültig in der neuen Liga angekommen?

Ja, ich glaube, das kann man schon so sagen. Es hat zu Beginn einfach ein wenig Zeit gebraucht, bis wir uns reinfinden. Es hat ein wenig gedauert, dass wir uns an das höhere Niveau gewöhnen, aber auch, dass wir uns als Mannschaft finden. Ich glaube auch, dass die ersten Spiele sehr schwer waren, aber auch, dass wir unsere Schlüsse gezogen haben und es zuletzt ganz gut gemacht haben gegen die WSG.

Was ist zum Saisonstart schiefgelaufen? War es das schwierige Auftaktprogramm oder hat es einfach Zeit gebraucht, um sich an die neue Liga zu gewöhnen?

Gegen den WAC haben wir die erste Halbzeit einfach nicht gut gespielt. Wir haben in den ersten Spielen leider generell zu einfache Tore bekommen. Aber gegen Hartberg zum Beispiel haben wir trotzdem einen Punkt gemacht, den man vom Spielverlauf her vielleicht nicht machen muss. Da waren wir 1:3 hinten, aber haben trotzdem noch ein Remis geholt. Also es war nicht alles schlecht. Aber dann waren natürlich die Spiele gegen Top-Mannschaften, die meiner Meinung nach ganz klar zu den Top-4 gehören in Österreich. Die haben einfach eine unglaubliche Qualität und bestrafen jeden Fehler. Gegen LASK, gegen Sturm und gegen Rapid, das sind nicht Spiele wie gegen Kapfenberg, wo man davon ausgehen kann, dass man das auf alle Fälle gewinnt. Also nichts gegen Kapfenberg, aber gegen diese Klubs stößt man auch mal auf seine Grenzen. Das sind Spiele, wo man sehr viel lernen kann und lernen muss.

Wir haben viele einfache Fehler gemacht oder Fehler, die für uns eigentlich untypisch sind.

Simon Pirkl über die vielen Gegentreffer in den ersten sechs Spielen.

Ein Faktor ist die Defensive. 18 Gegentreffer in 6 Spielen ist Ligahöchstwert. Was gilt es hier zu verbessern?

Ich glaube, dass das bei uns Kleinigkeiten sind, die es zu beheben gilt. Wir haben viele einfache Fehler gemacht oder Fehler, die für uns eigentlich untypisch sind. Wir haben zwar zuletzt gegen Wattens auch zwei Gegentore bekommen, dennoch kann man sagen, dass wir es jetzt schon viel besser machen. Das hat man auch schon gegen Sturm gesehen. Wenn wir daran weiter arbeiten, weiter unseren Weg gehen und unsere Prinzipien durchziehen, dann wissen wir eben, dass wir aus dem Spiel heraus keine Riesenprobleme bekommen, eben weil wir uns aufeinander verlassen können. Wir als Kollektiv wissen, dass wir es wegverteidigen können. Gegen Wattens hat das auch schon sehr gut ausgesehen.

Sieht man sich die Aufstellungen in der Defensive an, ist es schon so, dass Trainer Gerald Scheiblehner viel rotiert hat. Bis auf die letzten zwei Spiele gab es immer Veränderungen in der Kette. Ist die Formation ein Faktor?

Das sind Dinge, über die ich als Spieler nicht so viel nachdenke. Die Taktik ist die Entscheidung des Trainers. Wir haben eine Mannschaft, wo es fast egal ist, wo man spielt, weil jeder genau weiß, was auf der jeweiligen Position zu tun ist. Jeder der spielt, hat das hundertprozentige Vertrauen des Trainers. Wer jetzt in der Kette spielt, ist bei uns nicht das Entscheidende, weil wir alle Qualität haben.

Der Trainer hat unlängst gemeint, die Mannschaft muss fitter werden. Ist die Fitness ein Problem? Unterschreiben Sie die Aussage des Trainers?

Natürlich ist das ein Punkt. Es war eine Riesenumstellung für uns. Letzte Saison haben wir die Gegner angepresst und die Gegner hatten nicht die Qualität wie jene Mannschaften, gegen die wir jetzt spielen. Ich glaube, dass wir in Spielen wie gegen Sturm oder Rapid sehr viel damit beschäftigt waren, dass wir es wegverteidigen. Da haben wir so viele Meter gemacht, dass uns dann offensiv die Power gefehlt hat. Aber ich finde, dass es dennoch von Woche zu Woche besser wird. Gegen Sturm hatten wir schon viel mehr Offensivaktionen, das Umschaltspiel hat viel besser funktioniert. Das ist eben ein Prozess, dass man damit umgehen lernt, dass man nicht so viel den Ball hat, wie das letzte Saison der Fall war. Aber klar, an der Fitness arbeiten muss man immer. Wir arbeiten jedes Training richtig hart.

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In der Saison 2013/14 waren Sie bei Innsbruck schon einmal in der Bundesliga auf der Bank, zehn Jahre später haben Sie Ihre ersten Einsätze. Ist für Sie damit auch ein Traum in Erfüllung gegangen?

Auf jeden Fall. Jeder von uns hat dafür den Weg im Nachwuchs gewählt und eben damals auf richtig viel verzichte, weil eben genau das das Ziel war, irgendwann einmal ganz oben zu spielen. Es ist natürlich etwas anderes in der Bundesliga zu spielen, es macht einen Stolz und es macht auch mehr Spaß, auch wenn man nicht immer wo hinfahrt, mit dem Wissen, das Spiel zu gewinnen (lacht). Aber es ist richtig cool im Moment. Bei Wacker hat es zwar damals nicht gereicht für einen Einsatz, aber da war ich erst 16 oder 17. Das kann ich mir ein wenig verzeihen (lacht).

Wie verlief der Saisonstart für Sie persönlich? Sie sind eigentlich Dauerbrenner, haben als Linksverteidiger schon einen Treffer und zwei Assists verbuchen können. Läuft oder?

Am Ende zählt natürlich der Mannschaftserfolg. Denn es fühlt sich in Sachen Scorerpunkte immer besser an, wenn man gewinnt. Aber es ist natürlich immer gut für einen selbst, wenn man seine Aktionen hat. Es tut immer gut, ein Tor zu schießen, Assists zu haben, weil es auch Selbstvertrauen gibt. Wir sind eine Mannschaft, bei der einfach jeder versucht, dem anderen zu helfen. Es ist schön, wenn es dann der Mannschaft hilft. Aber bei uns gibt es auch Spieler, die vielleicht nicht so fürs Toreschießen bekannt sind, aber die Mannschaft enorm mitreißen können. Ein Fabio Strauss ist so einer, der das richtig gut macht und immer vorangeht.

Flanken zählen zu Ihren Stärken. Sie führen immer wieder zu Toren. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Spiel, wo sehen Sie noch Potential?

Potential gibt es immer, aber ich glaube schon, dass das Offensive eine Stärke ist von mir. Dennoch hatte ich auch offensiv Aktionen, die es besser auszuspielen gilt. Da kann man immer noch etwas drauflegen. Defensiv habe ich den Fabio hinter mir, der mir auch viel wegverteidigt. Aber natürlich kann man defensiv immer etwas besser machen. Auch aus taktischer Sicht, dass man ab und zu einmal einen Meter genauer steht, das ist vor allem in dieser Liga sehr entscheidend. Denn wenn du einen Meter zu weit weg bist, dann haben die Gegner einfach die Qualität, das auszunutzen. Da muss ich noch genauer werden. Und eben offensiv, weil die Flanken angesprochen wurden. Klar ist das eine Stärke von mir, doch auch da kann ich noch genauer werden.

Es ist eben technisch schon ein Unterschied zur 2. Liga, dass die Gegner den Ball mit einem Kontakt perfekt ablegen oder direkt einen Ball in die Tiefe spielen.

Simon Pirkl über die Unterschiede zwischen der 2. Liga und der Bundesliga.

Ist die Geschwindigkeit ein Thema für Sie? Wie groß war die Umstellung?

Immer schwierig zu sagen. Es ist eben technisch schon ein Unterschied zur 2. Liga, dass die Gegner den Ball mit einem Kontakt perfekt ablegen oder direkt einen Ball in die Tiefe spielen. Du bist dann gefühlt immer einen Schritt zu spät. Man muss schneller sein im Kopf. Von daher ist es oft gar nicht das läuferische Tempo, sondern man muss in jeder Situation hellwach sein. Das kommt aber auch immer auf das Spiel drauf an. Es gibt in jedem Spiel Phasen, wo man nicht rankommt, aber genauso auch Phasen, wo wir den einen Schritt schneller sind.

Mit Altach geht es nun wieder gegen einen Gegner auf Augenhöhe. Worauf liegt der Fokus?

Wir bereiten uns immer relativ gleich auf die Gegner vor. Natürlich war jetzt die Länderspielpause dabei, in der wir - wie der Trainer gesagt hat - versucht haben, fitter zu werden. Auch wenn Altach vielleicht ein Gegner auf Augenhöhe ist, müssen wir trotzdem den Fokus auf die Defensive legen. Dafür haben wir zu Saisonbeginn zu viele Gegentore bekommen, als dass wir in so einem Spiel einfach offensiv drauflosspielen können. Ohne jetzt die Offensive zu vernachlässigen, es wird ohnehin eine gute Mischung aus beiden. Wir werden den Gegner gut analysieren und sind überzeugt, gegen Altach etwas mitnehmen zu können.

Interview: Michael Chudik