kicker

Mikhail Ponomarev: Wie eine Heuschrecke

Neues Projekt für den 49-Jährigen?

Ponomarev: Wie eine Heuschrecke

Seine Wege sind mitunter unergründlich: Mikhail Ponomarev. 

Seine Wege sind mitunter unergründlich: Mikhail Ponomarev.  imago images/Revierfoto

Alle Jahre wieder kommt bekanntlich das Christuskind. Anscheinend trifft dieses alte Weihnachtslied auch irgendwie auf Mikhail Ponomarev zu, wobei das Wiederauftauchen des einstigen Investors des KFC Uerdingen nicht an eine näher definierte Zeitabfolge gebunden ist. Nun also ist Ponomarev nach monatelanger öffentlicher Absenz in den Niederlanden aufgetaucht, konkret beim FC Den Bosch. Dort soll er sich mit Paul Conway getroffen haben, berichtete zuerst die Lokalzeitung "Brabants Dagblad". Die Frage ist: Was will er dort?

Dem kicker mochte er das auf Anfrage nicht verraten. Auch der FC Den Bosch beantwortete eine Anfrage bisher nicht. Da sich Ponomarev allerdings mit Conway traf, liegt die Vermutung nahe: investieren. Oder das, was Ponomarev dafür hält. Conway ist CEO der Pacific Media Group (PMG), die Anteile an mehreren europäischen Klubs hält, auch am deutschen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Im Verbund mit der Firma Partners Path Capital sowie den Privatiers Randy Frankel, Chien Lee und Krishen Sud verfügt PMG über 53 Prozent am FC Den Bosch. Die restlichen 47 Prozent gehören einer Vereinigung regionaler Investoren mit dem Namen BV Forza FC Den Bosch.

Podcast
Podcast
BVB im Finale! Führt an Hummels und Schlotterbeck ein Weg vorbei?
14:34 Minuten
alle Folgen

Als wäre dies nicht unübersichtlich genug, sind sich beide Parteien auch nicht wirklich grün. "Die Amerikaner glänzen vor allem durch ihre Abwesenheit", wurde der ehemalige Klubvorsitzende Jan-Hein Schouten im Frühjahr 2022 vom "Brabants Dagblad" zitiert. "Conway ist der Einzige, der regelmäßig hier ist, aber was wollen er und seine Partner vom Verein? Darüber reden sie nicht", ließ Schouten, dessen Familie zu den Aktionären der Forza zählt, wissen.

Eine schlagzeilenträchtige Reise in Uerdingen

Schon allein die aktuelle Konstellation birgt also Sprengstoff, Ponomarev brächte angesichts seiner Historie im Fußball noch ein Päckchen TNT mit ein in die Gemengelage. Zur Erinnerung: Den KFC Uerdingen brachte er zwar nach der doppelten Übernahme - im e. V. firmierte er als Präsident, an der Lizenzgesellschaft übernahm eine ihm zuzurechnende Firma die Mehrheit - in die 3. Liga. Dies allerdings unter enormen finanziellen Aufwendungen und einer im deutschen Profifußball nur selten da gewesenen Hire-and-fire-Mentalität. Am Ende dieser schlagzeilenträchtigen Reise stand im März 2021 der Insolvenzantrag der Lizenz-GmbH. Ponomarev hatte seine Anteile im Februar 2021 angeblich übertragen lassen an armenische Investoren, die Noah-Gruppe.

Schriftlich erwähnt jedoch ist in Dokumenten des Insolvenzverfahrens, die dem kicker vorliegen, lediglich eine Wiener GmbH als Anteilsübernehmerin, die ganz offenkundig von einer Strohfrau geführt wurde. Der Deal mit den Armeniern platzte, der KFC stürzte ab. Und Ponomarev? Gegen den ermittelt - bei geltender Unschuldsvermutung - die Staatsanwaltschaft. Ein dinglicher Arrest, den das Landgericht Düsseldorf gegen den Russen ausgesprochen hat, hat nach wie vor Bestand. "Der Arrestbeklagte hat den Fußballverein entgegen der zwischen ihm sowie von ihm kontrollierter Unternehmen (Investoren) und dem Fußballverein geschlossenen Vereinbarung nicht mit der erforderlichen Liquidität ausgestattet", hieß es seitens des Oberlandesgerichts Düsseldorf, welches das Einfrieren des Vermögens des vermeintlichen Investors bestätigte.

Ponomarev aber hinderte das nicht, wie eine Heuschrecke weiterzuziehen zum nächsten Chaos-Klub, dem FC Wacker Innsbruck. Dort trat er überraschend als Zwei-Millionen-Euro-Darlehensgeber auf. Nach einem halben Jahr trennten sich die Österreicher von ihm. Ausbezahlen aber konnten sie ihn offenbar nicht, sodass er mit der österreichischen Firma Private Kapital Partners GmbH erfolgreich klagte gegen den mittlerweile in die Tirol-Liga abgestürzten Verein. 1,2 Millionen Euro sprach ihm das Landesgericht Innsbruck zu. Gezahlt worden sein sollen diese nach kicker-Informationen vom Los Angeles FC, der bei den Innsbruckern eingestiegen ist und bekanntlich auch mit dem FC Bayern eine internationale Kooperation unterhält.

Wiedersehen mit Kothny?

Taucht dieses Geld nun in den Niederlanden wieder auf? Vielleicht steckt es aber aktuell auch in Dubai? Denn im März 2023 wechselte plötzlich die Gesellschafterin der Private Kapital Partners GmbH. Statt der Entertainment Sport GmbH, mit der Ponomarev die KFC-Anteile gehalten hatte, stand da nun plötzlich eine Unternehmung namens Shoreline Holdings Ltd. aus Dubai. Welche Rolle diese Firma spielt? Auch das beantwortet Ponomarev nicht, genau wie die Frage, ob er in Den Bosch oder bei der PMG einsteigen möchte.

Täte er das, würde er in 's-Hertogenbosch auf einen alten Bekannten aus deutschen Drittligazeiten treffen: Max Kothny. Der 26-Jährige ist seit geraumer Zeit Mitglied im Aufsichtsrat des FC Den Bosch. Denn Kothny, einst Geschäftsführer von Türkgücü München, arbeitet mittlerweile für PMG, und er gehört dem Vorstand des polnischen Zweitligisten GKS Tychy an, wo die Gruppe ebenfalls investiert hat. Kothny könne sich in Bezug auf den FCDB nur zu Dingen den Aufsichtsrat betreffend äußern, nicht zu Treffen einzelner Personen, erklärt er angesprochen auf das Meeting zwischen Ponomarev und PMG-Boss Conway. Erfahrungen mit Insolvenzen und Investoren hätte Kothny jedenfalls, erlitt doch sein Ex-Klub Türkgücü Schiffbruch, nachdem sich Geldgeber Hasan Kivran bei dem Emporkömmling urplötzlich zurückzog.

Benni Hofmann