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Sascha Pfeffer: Seine beste Zeit ist jetzt

Lok-Zukunft über das Karriereende hinaus?

Sascha Pfeffer: Seine beste Zeit ist jetzt

Torschütze Sascha Pfeffer: Der 36-Jährige ist bei Lok Leipzig in der Form seines Lebens.

Torschütze Sascha Pfeffer: Der 36-Jährige ist bei Lok Leipzig in der Form seines Lebens. IMAGO/Picture Point

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Als Sascha Pfeffer im Sommer 2017 zum 1. FC Lok Leipzig wechselte, hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass der Mittelfeldspieler im Februar 2023 immer noch für die Blau-Gelben aktiv sein würde. Schließlich war Pfeffer damals bereits 30 Jahre alt und hatte eine ganze Reihe schwerer Verletzungen hinter sich. Seine beste Zeit schien vorbei.

Doch fünfeinhalb Jahre später ist der mittlerweile 36-jährige Pfeffer Kapitän, unumstrittener Anführer sowie Dreh- und Angelpunkt der Offensive. Bereits in der vergangenen Saison war er in Top-Form und erzielte in 35 Partien zwölf Tore. Und auch in der laufenden Spielzeit sind seine Leistungen beeindruckend: Mit zehn Treffern liegt er gemeinsam mit Christian Beck vom BFC Dynamo auf Platz 1 der Torschützenliste der Regionalliga Nordost, erst am Freitagabend sorgte er beim 3:1-Heimsieg gegen den Greifswalder FC für den wichtigen Ausgleich. Im Umfeld von Lok Leipzig herrscht daher die einhellige Meinung: Pfeffers beste Zeit ist jetzt.

"Wollte nie von zu Hause weg"

Ausgebildet wurde Pfeffer in seiner Heimatstadt Halle beim Halleschen FC. Dort fiel sein Talent auch auswärtigen Scouts früh auf. Die Angebote größerer Vereine wurden von Pfeffer damals aber abgelehnt. "Eigentlich wollte ich nie von zu Hause weg", blickt er zurück. Schließlich verließ er Halle aber doch - und wechselte zum kleinen FV Dresden-Nord. "Wir hatten mit dem HFC in der B-Jugend gerade den Aufstieg in die Regionalliga verpasst. Dresden war nicht allzu weit weg, und Nord hatte ein tolles neues Fußballinternat," sagt er.

In Dresden-Nord wurde der fußballerische Rohdiamant Pfeffer dann geschliffen: Zunächst spielte er in der U-19-Bundesliga, später lief er im Männerbereich in der damals noch viertklassigen NOFV-Oberliga auf. Dort dauerte es nicht lange, bis sein Talent dem großen Nachbarn Dynamo auffiel. "Ich hatte ein Probetraining, und besonders Ralf Minge hat sich für mich eingesetzt. Ohne ihn wäre ich wohl nicht Profi geworden. Dafür bin ich ihm auf ewig dankbar", so Pfeffer, der seine Zeit in Dresden als prägend bezeichnet: "Ich bin mit 15 Jahren in die Stadt gekommen und dort erwachsen geworden."

Zweite Liga für Dresden

Bei Dynamo startete Pfeffer ab 2007 als Profi durch und kam in drei Spielzeiten auf insgesamt 69 Einsätze in der 3. Liga. Zudem lief er zehnmal in der 2. Bundesliga für die Schwarz-Gelben auf. 2012 verließ er Dresden und wechselte zum damaligen Drittligisten Chemnitzer FC, ehe er 2014 schließlich nach Halle zurückging. Beim HFC avancierte Pfeffer zum Leistungsträger und Publikumsliebling. Umso härter traf es ihn, als ihm die Verantwortlichen 2017 mitteilten, dass der Verein nicht mehr mit ihm planen würde: "Daran hatte ich lange zu knabbern. Halle ist meine Geburtsstadt, der HFC mein Heimatverein. Die Nichtverlängerung war für mich ein schwerer Schlag", sagt er rückblickend.

Pfeffer entschied sich damals trotz lukrativer Angebote anderer Vereine für einen Wechsel zum 1. FC Lok. "Der Verein hat sich sehr um mich bemüht. Zudem konnte ich so in Halle bei meiner Familie wohnen bleiben", erklärt der mittlerweile dreifache Vater. Doch die Anfangszeit bei den Blau-Gelben war für den Routinier nicht leicht. Immer wieder hatte er mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, kam aber stets auf den Platz zurück.

Drittligaaufstieg verpasst

Den persönlichen Tiefpunkt seiner Zeit in Leipzig erlebte Pfeffer dann aber im Sommer 2020 nach dem knapp verpassten Drittligaaufstieg. "Mental hat mir das sehr zugesetzt, und ich habe mich ernsthaft gefragt, ob ich weitermachen will. Ein alter Weggefährte, den ich zufällig getroffen habe, hat mir aber gesagt: Spiel so lange, wie es geht!", erzählt Pfeffer und ergänzt: "Er hatte recht: Ich liebe und lebe Fußball und bin dankbar für jedes Jahr, in dem ich am Ball sein kann!"

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Pfeffer auch in der kommenden Saison weiter im blau-gelben Dress auflaufen wird. "Die Verantwortlichen haben sich mit mir ausgetauscht - auch über eine Zukunft im Verein, die über das Karriereende hinausgeht", so Pfeffer, der sich ein solches Engagement gut vorstellen kann. "In der Zeit, in der ich hier bin, hat Lok eine tolle Entwicklung genommen. In Sachen Infrastruktur hat sich viel getan, und die Trainingsbedingungen wurden klar verbessert", erklärt er und fügt an: "Die Tendenz geht klar in die Richtung, dass ich am liebsten noch mindestens ein Jahr spielen will."

Carsten Muschalle

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