Bundesliga

Scherzer im Gespräch: "War nicht meine Absicht, irgendjemanden wachzurütteln"

WAC-Profi hofft auf Trendumkehr

Scherzer im Gespräch: "War nicht meine Absicht, irgendjemanden wachzurütteln"

Jonathan Scherzer ist der Dauerbrenner des Wolfsberger AC.

Jonathan Scherzer ist der Dauerbrenner des Wolfsberger AC. GEPA pictures

Als "bodenlosen Auftritt" bezeichnete Jonathan Scherzer nach dem Spiel gegen die WSG Tirol die Leistung der eigenen Mannschaft zum Auftakt der Qualifikationsgruppe. "Etwas bezwecken" wollte der Linksverteidiger des Wolfsberger AC zwar nichts konkret damit, wie er im Gespräch mit dem kicker erklärte. Vielmehr wollte der Abwehrspieler nur Klartext sprechen: "Ich bin ein ehrlicher Mensch und sage, was ich mir denke. Ich habe einfach das kundgetan, was ich mir nach dem Spiel gedacht habe und es war ja wirklich nicht gut. Ob das der Mannschaft hilft, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass es vielleicht etwas bewirkt, aber es war nicht meine Absicht, irgendjemanden wachzurütteln. Das muss eh jeder individuell entscheiden, wie viel er da investieren will."

QUalifikationsgruppe - 23. Spieltag

Nach dem Verpassen der Meistergruppe merkte man den Wolfsbergern einen gewissen Spannungsabfall an, die Enttäuschung über das Nicht-Erreichen des oberen Play-offs war zu spüren. "Es war nicht so der Wille da, wie in den Spielen davor", beobachtete Scherzer, ist aber davon überzeugt, dass man die richtigen Lehren daraus zieht: "Es haben jetzt alle verstanden, dass wenn wir so spielen, es nicht für einen der ersten beiden Plätze reichen wird. Aber wenn wir so spielen wie davor gegen Rapid, den LASK oder auch großteils gegen Sturm, dann sehe ich da keine Probleme, dass wir zumindest ins Play-off kommen."

"Sachen gefragt, wo wir noch etwas Nachholbedarf haben"

Scherzer ist es jedenfalls sehr recht, dass so ein Spiel "besser zum Start passiert, als irgendwo in der Mitte. Denn dadurch tut sich sofort etwas innerhalb der Mannschaft und der Schalter wird rechtzeitig umgelegt. Wenn man etwas Positives aus so einem Spiel ziehen kann, dann dass wir das jetzt auf dem Schirm haben, damit uns so etwas nicht mehr passiert."

Denn laut dem Defensivspieler muss jeglicher Frust über die Nicht-Teilnahme an der Meistergruppe nun abgearbeitet sein: "Daran nagt natürlich jeder, aber das muss man jetzt abschließen und es geht weiter. Man muss in jedes Spiel mit 100 Prozent gehen, egal ob das oben oder unten ist. Du kannst über das untere Play-off trotzdem relativ viel erreichen, das ist ja das Positive an dem Modus. Da versuchen wir auch als gestandene Spieler die Jüngeren im Training zu motivieren und ich hoffe, dass wir das die nächsten zwei Monate gut schaffen."

Dass ein paar junge Kollegen den Kampf in der Qualifikationsgruppe unterschätzt haben, glaubt Scherzer zwar nicht („Ich denke, dass alle gescheid genug sind, zu wissen, um was es geht“), weist aber darauf hin, dass sich die Mannschaft durch den jungen Altersschnitt noch im Entwicklungsprozess befindet: "Wir sind schon eine sehr, sehr junge Mannschaft. In den letzten Spielen war ich mit 28 Jahren der Älteste am Feld, was eigentlich noch nicht so ein Alter ist. Da sind aber im unteren Play-off eh jetzt Sachen gefragt, wo wir noch etwas Nachholbedarf haben. Das kann sich nur positiv auf die Entwicklung der Mannschaft auswirken."

In den kommenden Spielen will man auch die zuletzt vom Cheftrainer vermisste Dominanz wieder zurückerlangen. Denn die Qualität dazu hat man laut dem 28-Jährigen allemal: "Wir brauchen wieder mehr Kontrolle über das Spiel und müssen mit mehr Ballbesitz agieren. Das Kombinationsspiel, das wir eigentlich beherrschen und das uns zum Teil ausmacht, muss wieder zum Vorschein kommen. Wir müssen uns einfach wieder mehr zutrauen, die Qualität im Kader ist definitiv da. Fußballerisch ist das für mich keine Frage, dass wir eine super Mannschaft haben."

Dauerbrenner im Team

Die Länderspielpause sieht der WAC-Profi daher als idealen Zeitpunkt an, um ein wenig Abstand zu gewinnen und rechtzeitig Energie für den Saison-Endspurt zu tanken: "Für die Mannschaft ist es sicher nicht schlecht, jetzt zwei Wochen zu haben, um sich auf das nächste Spiel vorzubereiten."

Speziell auch Scherzer selbst tut die Pause gut, der als einziger WAC-Profi in allen bisherigen Saisonspielen auf dem Platz stand und nur einer von sechs Profis in der gesamten Liga ist, der im Grunddurchgang in jeder Partie zur Stammformation gehörte. "Ich habe eine gewisse Konstanz in meinem Spiel gefunden, die mir zuvor gefehlt hat. Da bin ich schon stolz, jedes Spiel gemacht zu haben und das Vertrauen vom Trainerteam zu haben. Das gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich im letzten Jahr viel richtig gemacht habe", so der 28-Jährige.

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Mit frischen Batterien will man nun schleunigst das gewohnte Leistungspensum auf den Platz bringen, um den Zweikampf mit der Wiener Austria weiter spannend zu halten. Da auch die Violetten beim Auftakt nicht über ein Remis hinauskamen, beträgt der Rückstand auf die Wimmer-Elf weiterhin nur einen Punkt. "Es ist daher noch alles möglich", betont Scherzer, auf den mit seiner Mannschaft nun ein Heimspiel gegen Altach wartet. Dort wird der Linksverteidiger aber erstmals nicht mit von der Partie sein, er fehlt aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt. "Da bin ich schon etwas sauer, weil es mein Ziel war, jedes Spiel von Anfang an zu machen. Aber als Abwehrspieler passiert das dann doch irgendwann."

Zuversicht im Zweikampf mit Austria

Gegen die Vorarlberger blieben die Kärntner in der aktuellen Saison noch ohne Sieg, teilten sich zweimal die Punkte und warten generell schon seit drei Spielen auf einen vollen Erfolg gegen sie. Scherzer hofft, dass sein Team in seiner Abwesenheit für eine Trendumkehr sorgen kann: "Wir haben uns die letzten zwei Spiele gegen sie nicht so leicht getan, wissen jetzt aber auch, was sie vorhaben und wie sie spielen. Wir müssen da dominanter im Spiel auftreten, es ist ein Heimspiel und da wird es darauf ankommen, dass wir die Partie an uns reißen. Das wird ein großer Faktor sein."

Qualifikationsgruppe - 24. Spieltag

Denn damit will man auch ein Signal in die Bundeshauptstadt senden, um den Kampf um ein mögliches Europacup-Ticket letztendlich für sich zu entscheiden. Scherzer gibt sich zuversichtlich: "Wir waren im direkten Duell in den beiden bisherigen Spielen gegen sie die bessere Mannschaft. Da haben wir zwei wirklich gute Spiele abgeliefert und darauf können wir aufbauen, dass wir am Ende der lachende Sieger sind."

Maximilian Augustin

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