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Schwedens Leiden geht weiter: "So satt, bei großen Turnieren Tränen zu vergießen"

Wieder das Aus im Halbfinale

Schwedens Leiden geht weiter: "So satt, bei großen Turnieren Tränen zu vergießen"

Ein Sinnbild für alle Schwedinnen und Schweden: Fridolina Rolfö ist am Boden zerstört.

Ein Sinnbild für alle Schwedinnen und Schweden: Fridolina Rolfö ist am Boden zerstört. IMAGO/Bildbyran

Zum vierten Mal standen die Schwedinnen bei einer Weltmeisterschaft im Halbfinale. Und zum vierten Mal zerplatzte der große Titeltraum kurz vorm Ziel: In China war 1991 im Semifinale gegen Norwegen Schluss (1:4), 2011 scheiterte man in Deutschland am späteren Weltmeister aus Japan (1:3) und bei der WM vor vier Jahren in Frankreich unterlag man den Niederlanden (0:1 n.V.). Einmal schaffte es Schweden bislang in ein WM-Finale. Dort beendete dann allerdings eine gewisse Nia Künzer mit ihrem "Golden Goal" alle schwedischen Hoffnungen.

Asllani und Ilestedt auf der Suche nach Worten

Das Scheitern auf den letzten Metern sind die Skandinavierinnen also leider schon gewohnt, weniger schmerzhaft ist es dadurch aber natürlich nicht - das war allen Spielerinnen nach Schlusspfiff im neuseeländischen Auckland mehr als deutlich anzusehen. "Ich habe es so satt, bei großen Turnieren Tränen zu vergießen", zeigte sich Kapitänin Kosovare Asllani aufgelöst in einem Interview mit der FIFA. "Leider hat es nicht ganz gereicht. Ich bin einfach nur traurig."

Die so knappe Niederlage gegen Spanien in Worte zu fassen, fiel nach dem späten Schock schwer. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll", sagte eine sichtlich enttäuschte Amanda Ilestedt im ZDF. "Ich finde wir haben gut verteidigt. In der ersten Halbzeit hatten wir den Ball auch etwas mehr, konnten aber nicht so viele Chancen kreieren. Zweite Halbzeit haben wir, finde ich, etwas besser angefangen, aber ja." Auch wenn die Spanierinnen über weite Teile der Partie insgesamt die tonangebende Mannschaft gewesen waren, hatte das Team um die treffsichere Innenverteidigerin (4 Tore) lange Zeit kaum etwas zugelassen und sich auch selbst Möglichkeiten herausgespielt. 

"Wir hatten in einigen Phasen des Spiels viel Schwung, hatten das Gefühl, dass wir Druck auf sie ausüben können", fand auch Asllani. Gerade um die Halbzeitpause war den Schwedinnen das wirklich gut gelungen: Die klareren Torraumszenen gehörten ihnen, Spanien tat sich schwer, offensive Akzente zu setzen, und offenbarte hinten zugleich Lücken. Fridolina Rolfö und Stina Blackstenius scheiterten mit ihren Abschlüssen aber jeweils zweimal an Cata Coll

Eriksson: "Wir haben heute alles gegeben, was wir hatten" 

Dann kam die 57. Minute und mit ihr die Einwechslung von Salma. Spaniens 19-jähriges Juwel stellte die schwedische Hintermannschaft mit ihrer Schnelligkeit immer wieder vor Probleme, kreierte eifrig Offensivaktionen und brachte ihr Team zehn Minuten vor dem Ende selbst in Führung. Ein Nackenschlag für die Schwedinnen, die sich danach aber keinesfalls aufgaben, weiterkämpfen und tatsächlich zurückkamen: Wolfsburgs eingewechselte Rebecka Blomqvist schlenzte den Ball nach Verlängerung der ebenfalls reingebrachten Hurtig gefühlvoll zum 1:1 in den Knick. 

Ein "großartiger Moment", nicht nur für Coach Peter Gerhardsson."Wir haben heute alles gegeben, was wir hatten", erklärte Magdalena Eriksson, die ab der kommenden Saison für den FC Bayern verteidigen wird. "Dass wir es sogar geschafft haben, den Ausgleich zu erzielen, war unglaublich stark."

Umso bitterer, dass Spanien keine Minute später durch einen wuchtigen Lattenknaller von Olga wieder vorne lag. Eine unglaublich enttäuschende Art, einen Gegentreffer zu kassieren, fand Eriksson und zeigte sich selbstkritisch: "Wir sind nicht schnell genug aufgewacht und haben uns nicht an der kurzen Ecke beteiligt, sodass sie völlig unbedrängt von außerhalb des Strafraums schießen konnte. Daran müssen wir arbeiten, aber es ist auch ein sehr guter Treffer, den sie erzielt."

Gerhardsson will kleinen Erfolg und Bronze holen

Schwedens Jagd nach dem lang ersehnten Titel ist also wieder einmal um mindestens zwei Jahre vertagt. Die Zeit für diese eigentlich goldene Generation der Skandinavierinnen läuft allerdings davon: Mit durchschnittlich 28,3 Jahren stellte man das drittälteste Team bei dieser Weltmeisterschaft, viele Leistungsträgerinnen nähern sich also so langsam ihrem Karriereende an.

Auch wenn die Enttäuschung gerade groß ist, will sich Gerhardsson mit seinem Team zumindest noch mit einem kleinen Erfolg aus Down Under verabschieden. Am Samstag steht schließlich das Spiel um Platz 3 (10 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den Verlierer des anderen Halbfinals an. "Es geht darum, nach vorne zu schauen", erklärte der 63-Jährige. "Wir werden am Samstag dort stehen und bereit sein, um eine Bronzemedaille zu spielen."

Die Vorzeichen stehen gut: Stand Schweden in der Vergangenheit im "kleinen Finale", gingen sie immer als Siegerinnen vom Platz. So zuletzt auch 2019, als es gegen England ging. Der amtierende Europameister könnte auch in diesem Jahr wieder warten - vorausgesetzt Co-Gastgeber Australien kann sich morgen (12 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen die Lionesses durchsetzen.

kon