2. Bundesliga (D)

Die ansteckende Verunsicherung beim SV Werder Bremen

Individuelle Fehler statt erhoffter Unbeschwertheit

Selbst Neuzugänge patzen: Die ansteckende Verunsicherung beim SV Werder

Bremens Neuzugang Lars Lukas Mai wurde von der Verunsicherung auch angesteckt.

Bremens Neuzugang Lars Lukas Mai wurde von der Verunsicherung auch angesteckt. imago images/Jan Huebner

Für die Zuschauer wies der Sonntagnachmittag im Hardtwaldstadion einen hohen Unterhaltungswert auf, mit 2:2 endete eine Zweitligapartie, die viele Offensivaktionen hervorbrachte und deren Ausgang zwischen dem SV Sandhausen und dem SV Werder Bremen in beide Richtungen gänzlich offen war. Den Männern an der Seitenlinie jedoch konnte das Ganze nun wirklich nicht gefallen, zumindest ließ Gäste-Coach Markus Anfang gewissermaßen stellvertretend für seinen Sandhäuser Kollegen Alois Schwartz wissen: "Für uns Trainer war es sehr zerfahren." Der Bremer verwies dabei auf "wahnsinnig viele Fehler auf beiden Seiten" und die erst dadurch entstandene Vielzahl an Torchancen.

Anfang: "Das ist absolut frustrierend"

Aus Anfang-Sicht am augenscheinlichsten waren sicherlich jeweils die individuellen Patzer vor den beiden Gegentreffern, auch, wenn es da noch so einige andere Bremer Unzulänglichkeiten gab. Mit einem viel zu laschen Rückpass hatte erst Lars Lukas Mai das Zustandekommen des Elfmeters zum 1:1 zu verantworten, später leitete Marco Friedl mit einem haarsträubenden Fehlpass noch jenen Sandhäuser Angriff ein, der zum 1:2 führte. "Wir bringen uns selbst immer wieder in solche Schwierigkeiten", sagte Trainer Anfang: "Das ist absolut frustrierend, weil wir Spielsituationen drin haben, die wir beherrschen, wir dann aber leider Gottes immer wieder Fehler machen."

Spielersteckbrief L. Mai
L. Mai

Mai Lars Lukas

Spielersteckbrief Rapp
Rapp

Rapp Nicolai

Spielersteckbrief Assalé
Assalé

Assalé Roger

Trainersteckbrief Anfang
Anfang

Anfang Markus

Tatsächlich handelte es sich ja nicht um den ersten folgenschweren Lapsus eines Werder-Profis, der in den vergangenen Spielen aufgetreten war. Nur eine Woche zuvor hatte bereits Nicolai Rapp in Darmstadt (Endergebnis 0:3) mit einem Rückpass den Treffer zum 0:2 "vorbereitet". Davor, in Dresden (ebenfalls 0:3), war Roger Assalé mit einer individuellen Nicht-Leistung negativ aufgefallen, defensiv wie offensiv.

Unbeschwert sollten sie sein, die Neuzugänge

Zumindest bemerkenswert ist da, dass es sich bei Mai, Rapp und Assalé allesamt um Neuzugänge handelte, denen diese Fehler unterliefen. Dabei hatte man sich bei Werder von deren Verpflichtungen doch eigentlich "frisches Blut" erhofft, wie der Werder-Trainer nach Ende der Transferperiode verlauten ließ. Unbeschwert sollten sie sein, und nicht jenen durch den Bundesliga-Abstieg mit Negativerlebnissen prall gefüllten Rucksack mit sich herumschleppen.

Vergangenheit lässt sich nicht leicht abschütteln

Außerdem brachten Mai und Rapp bereits eine gewisse Zweitligaerfahrung mit, die als hilfreich erachtet wurde. Deren jüngste Leistungen legen nun jedoch den Verdacht nahe, sich emotional längst angepasst zu haben - und: Dass die Werder-Verunsicherung ansteckend wirkt. "Wir können leider nicht auf den Knopf drücken", hat auch Coach Anfang festgestellt, dass sich die Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt: "Die vielen individuellen Fehler, die wir gemacht haben, das zieht sich vom ersten Tag durch."

Ein Marvin Ducksch, an dem sich die Mannschaft bereits unmittelbar nach seiner Verpflichtung hochziehen konnte und der dieser mit vier Toren zumindest einigen Halt gab, tauchte zuletzt zweimal ab. Und Mitchell Weiser, ein weiterer Neuzugang, saß gegen Sandhausen 90 Minuten auf der Bank. Nachhaltig entgegenwirken konnten die mit 27 Jahren bereits erfahreneren Profis den schwankenden Bremer Leistungen jedoch auch noch nicht. Was es dafür braucht? Überzeugung, sagt Trainer Anfang: "Wir brauchen Erfolgserlebnisse. Das stärkt das Selbstvertrauen und minimiert die Fehler." Die nächsten Gegner lauten: St. Pauli (1.), Nürnberg (4.), Schalke (2.).

Tim Lüddecke