Benfica-Coach Jorge Jesus tauschte seine Startformation im Gegensatz zum 2:0 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Alkmaar auf drei Positionen: Silvio, Salvio und Fejsa wurden durch Maxi Pereira, Perez und Markovic ersetzt. Juves Trainer Antonio Conte brachte im Vergleich zum 1:0-Ligaerfolg gegen Bologna fünf Neue: Caceres, Bonucci, Lichtsteiner, Vucinic und Tevez bekamen den Vorzug vor Barzagli, Ogbonna, Isla, Giovinco und Llorente. Verletzt passen musste hingegen Vidal (Knie).
Garays Blitzstart
In Bezug auf die zwei anstehenden Duelle gegen Benfica hatte sich im Vorfeld nochmals Conte zu Wort gemeldet. "Bei beiden braucht es Schweiß, harte Arbeit und Glück", hatte der Juve-Coach verkündet. Alle drei Attribute präsentierten direkt zu Beginn allerdings nur die Hausherren. So klingelte es bereits in Minute zwei: Eine Sulejmani-Ecke kam auf den hochsteigenden Garay, der den passiven Bonucci spielend leicht überragte und in die rechte untere Ecke köpfte. Torhüter-Routinier Buffon reichte zwar noch heran, konnte das Tor aber nicht mehr verhindern (2.). Der Treffer beflügelte die furios agierenden Iberer regelrecht, während sich die "Alte Dame" selbst erst einmal minutenlang schütteln musste und durch das Pressing der Hausherren teilweise überfordert wirkte. Lang geschlagene Bälle waren oftmals das einzige Mittel.
Sport Lisboa Benfica (SBL) scheiterte allerdings reihenweise im eigenen Angriff am finalen Pass - nach gutem Spielaufbau wie nach Kontern. So konnten zum Beispiel Siqueira und Sulejmani ihren temporeichen Vorstoß über links ebenso wenig in Zählbares ummünzen, wie Letzterer wenig später, als er im Spurt Caceres und Lichtsteiner abhängte (9. und 15.). Der Serbe war der Fixpunkt schlechthin in der Offensive der Portugiesen, einen Schuss setzte der Flügelstürmer unter anderem noch ans Außennetz (11.).
Rustikales
Mit fortschreitender Spielzeit arbeitete sich Juventus dann aber mehr und mehr ins Spiel, ohne dabei allerdings gefährlich zu werden. Die beste Chance auf den Ausgleich wurde allerdings durch einen falschen Abseitspfiff zerstört: Lichtsteiner stieg nach einer Marchisio-Flanke blank hoch und setzte seinen Kopfball haarscharf am linken Pfosten vorbei (33.). Ansonsten sahen die Zuschauer im Stadion Da Luz noch teilweise heftigere Zweikämpfe, die die Bissigkeit beider Teams unterstrichen. André Gomes und auf der anderen Seite Pogba übertrieben den Einsatz dabei etwas - es folgten Gelbe Karten (34. und 45.).
Die Halbfinal-Hinspiele
Juve kommt etwas auf
Die zweiten 45 Minuten begannen mit tonangebenden Turinern, die den Ball nun auch laufen ließen und sich bis an den Strafraum durchkombinieren konnten. Was fehlte, war allerdings weiterhin die zündende Idee. Gerade Pirlo, der im ersten Durchgang schon blass blieb, ließ sich auch hier noch nicht blicken. Doch dann erspielten sich die Piemonteser endlich die erste gute Chance, die auch gezählt hätte: Marchisio ließ sich von Torhüter Artur etwas nach links abdrängen, drehte sich dann um die eigene Achse und schlug die Flanke an den langen Pfosten. Dort rauschte Pogba heran, köpfte gegen die Laufrichtung, doch der Schlussmann bekam die Kurve und konnte mit der ausgefahrenen Hand entschärfen (55.).
Dann wurde es Zeit für den ersten Wechsel: Der stets agile, nun aber deutlich ausgelaugte Sulejmani wurde durch André Almeida ersetzt (61.). Zwei Minuten später kam Lima für den eher blassen Oscar Cardozo. Und auch Juve reagierte: Der pfeilschnelle Giovinco rückte für den unauffälligen Vucinic aufs Feld (65.). Die Wechsel hemmten natürlich den Spielfluss, weswegen erst Lichtsteiner wieder mal eine kleinere Gelegenheit verbuchte (68.). Genauso wie Pogba wenig später (70.).
Tevez hebt den Fluch auf - Lima kontert
Mit dem enormen Ballbesitz schafften es die Turiner irgendwie, Benfica komplett einzuschläfern. Die Iberer wirkten mehr und mehr müde beziehungsweise willenlos. Die Strafe dafür folgte vom Gast auf dem Fuße und durch Tevez, der damit endlich wieder international traf - nach fünf (!) Jahren zuvor ohne Tor zog der ehemalige Premier-League-Akteur endlich die Nadel aus der verfluchten Voodoo-Puppe: Asamoah hatte plötzlich Raum über die linke Bahn, nahm Tempo auf. Dann folgte der Pass in den Rückraum des Strafraums auf Tevez, der bei der Annahme leichte Probleme offenbarte, dann aber nachsetzte und mit einem Haken drei (!) Gegenspieler stehen ließ. Am Ende folgte der humorlose Abschluss ins Netz und durch die Beine von Torwart Artur (73.).
Ein Bild mit Seltenheitswert: Hier wurde Tevez mal wieder nach einem Tor auf internationaler Bühne geknipst. picture alliance
Doch als alle damit rechneten, schalteten plötzlich die Benfica-Akteure einen Gang hoch und drückten die Gäste gewaltig hinten rein - ähnlich der Anfangsphase. Gleich der erste Vorstoß in dieser Phase wurde gekrönt: Perez ackerte sich rechts die Außenbahn entlang, spielte dann ins Zentrum. Dort rauschte von hinten Joker Lima heran, der nicht attackiert wurde und wuchtig unter die Querlatte einnetzte (84.). Marchisio, der offensiv bei den Italiener auffälligste Akteur, vergab die Gelegenheit zum 2:2, als er überrascht vor Torhüter Artur ans Leder kam, diesen allerdings nur anschoss. So blieb es beim 2:1 für Lissabon. Im Rückspiel wird zudem André Gomes fehlen (3. Gelbe Karte).
Am Wochenende haben die Portugiesen spielfrei und dürften somit ausgeruht zum Rückspiel am kommenden Donnerstag (21.05 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in Turin antreten. Juventus hingegen muss am kommenden Montag (20.45 Uhr) bei Sassuolo Calcio ran, ehe aus dem letzten offiziellen Europa-League-Heimspiel in der Juventus Arena in dieser Saison der Einzug ins Finale zu Hause eingetütet werden soll.