Wroclaws Trainer Orest Lenczyk durfte nach der 1:2-Niederlage zum Ligaauftakt gegen Widzew Lodz im Europapokal wieder auf seinen Regisseur Mila zurückgreifen, der sich nach Schmähgesängen bei der Meisterfeier im letzten Jahr eine Sperre eingefangen hatte.
96-Coach Mirko Slomka beließ seine Startelf nach dem 6:1-Sieg im Pokal beim FC Nöttingen unverändert.
Das Spiel nahm von Beginn an ohne großes Abtasten Tempo auf. Slask griff fast schon wütend an, zeigte sich dabei aber mitunter ungestüm und unpräzise. Elsner reagierte nach einer ersten feinen Flanke zu hastig und verzog aus kurzer Distanz einen gefährlichen Torschuss für die Gastgeber (5.). Quasi im Gegenzug zeigte 96, wie man es besser macht. Cherundulo rückte mit auf, schaffte es mit dem Ball an die Grundlinie und hatte dabei noch das Auge für Andreasen. Der Däne wirkte wie schon im Hinspiel gegen die Iren von St. Patricks als erfolgreicher Türöffner (7.).
Der polnische Meister zeigte sich keineswegs geschockt, probierte es nun mit einem tückischen Freistoß durch Regisseur Mila. 96-Keeper Zieler war jedoch hellwach und fischte das Leder aus der Torecke. Gegen den Nachschuss von Sobota wäre er aber wohl machtlos gewesen (9.).
Es folgte Hannovers stärkste Phase im ersten Durchgang. Die Slomka-Elf hielt nun körperlich gut dagegen, ließ den Ball gut laufen und erhöhte durch einen einfachen, aber wirkungsvollen Konter. Pander wurde links mit einem weiten Ball freigespielt, passte auf den freistehenden Schlaudraff, der trocken verwandelte (25.).
Europa-League-Qualifikation
Slask drückte und näherte sich Stück für Stück dem Anschlusstreffer. Milas Tor zählte wegen einer Abseitsstellung nicht (29.), Gikiewicz verpasste knapp (30.) und dann war es passiert. Jodlowiecz bestrafte nach einer Ecke einen der häufigen Wackler in der 96-Abwehr und es stand nur noch 1:2 (34.). Doch mit beinahe unwirklich scheinender Effizienz schlug Hannover wieder zurück. Dritter Schuss aufs Tor, dritter Treffer! Diesmal leistete Schlaudraff die Vorarbeit, Stindl zeigte halbrechts vor dem Tor keine Nerven (40.).
96 verspielt eine 3:1-Führung - Breslau startet nach der Pause durch
Nach der Pause setzte Breslau alles auf die offensive Karte. Mit Patejuk und Voskampkamen zwei Angreifer und beide setzten sofort Duftmarken. Patejuk traf wenige Minuten nach Wiederanpfiff regulär zum 2:3, doch auch dieser Treffer zählte wegen angeblichen Abseits nicht (48.). Und dass Ya Konan kurz darauf aus bester Position das 4:1 vergab (50.) rächte sich umgehend. Patejuk und Voskamp spielten Doppelpass, entblößten Hannovers linke Abwehrseite und bei Patejuks sehenswertem Abschluss war Zieler ohne Chance (54.).
Damit nicht genug. Hannover war nun regelrecht indisponiert und leistete sich sogleich den nächsten kapitalen Fehler. Bei einer Ecke ging Felipe nicht mit Kazmierczak mit und erneut hatte es nach einem Standard eingeschlagen, diesmal zum 3:3 (61.). Es blieb in der Folge ein unterhaltsames Match, das lange offen blieb. 96 meldete sich wieder zu Wort: Ya Konans Schuss wurde von Kowalczyk vor der Linie aufgehalten (69.), Schlaudraffs Versuch bereitete Gikiewicz einige Mühe (70.). Und auch auf der Gegenseite kam es zu brenzligen Momenten. Etwa als Schmiedebach im Strafraum mit der Hand zum Ball ging, der Schiedsrichter das aber nicht ahndete (75.).
Die Entscheidung: Andreasens Hammer und Schmiedebachs Fernschuss
In der Schlussphase fiel dann die Entscheidung durch einen Doppelschlag. Den ersten Teil übernahm Andreasen, der einen Freistoß direkt aus knapp 25 Metern Tordistanz verwandelte (81.), den zweiten verantwortete der eingewechselte Schmiedebach, der ebenfalls aus der Distanz Ginkiewicz überlistete (85.). Damit stand der Sieger im Torspektakel von Breslau fest und Hannovers Chancen, erneut die Gruppenphase der Europa-League zu erreichen, sind nach dem deutlichen Auswärtssieg nicht gerade gering.
Slask Wroclaw spielt am kommenden Samstag in der heimischen Liga gegen Korona Kielce und ist dort auf der Suche nach dem ersten Saisonsieg. Hannover 96 empfängt zum Bundesligaauftakt am Sonntag (17.30 Uhr) den FC Schalke an der Leine. Das Rückspiel gegen Slask steigt am kommenden Donnerstag.