Champions League

Spalletti "droht" eigenen Fans - und nimmt Elmas in Schutz

"Es war nicht leicht ohne eine echte Neun"

Spalletti "droht" eigenen Fans - und nimmt Elmas in Schutz

Er glaubt noch ans CL-Halbfinale: Napoli-Coach Luciano Spalletti.

Er glaubt noch ans CL-Halbfinale: Napoli-Coach Luciano Spalletti. imago images

Die Fans in San Siro staunten am Mittwochabend in den ersten Minuten des rein italienischen Viertelfinals nicht schlecht: Der Gast aus Süditalien dominierte die Anfangsphase, erspielte sich Chance um Chance - und hätte eigentlich bereits vor Ablauf der ersten 60 Sekunden in Führung gehen müssen. Nach einem völlig misslungenen Klärungsversuch von Rade Krunic bot sich Khvicha Kvaratskhelia die Riesenchance zum 1:0, doch der Ball wurde auf der Linie geklärt.

Ohne seinen verletzten Torjäger Victor Osimhen ging Neapel einmal mehr die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ab. Und auch Napoli-Kapitän Giovanni di Lorenzo musste hinterher anerkennen: "Maignan ist ein fantastischer Torhüter." Der Franzose war über die vollen 90 Minuten nicht zu bezwingen und damit Garant für Milans Hinspielsieg.

Es war nicht leicht ohne eine echte Neun.

Giovanni di Lorenzo

Eigentlich alle sprachen hinterher deswegen auch über Osimhen, dessen 30 Scorerpunkte (25 Tore, fünf Assists) aus 29 Spielen Neapel aktuell doch arg abgehen. "Es war nicht leicht ohne eine echte Neun", gab di Lorenzo zu, schob aber hinterher: "Mit Elmas haben wir trotzdem etliche Chancen kreiert." Doch irgendwie wollte der Ball nicht ins Tor.

Kritik an Eljif Elmas wollte Coach Luciano Spalletti erst gar keine aufkommen lassen, der Nordmazedonier hatte in Mailand als hängende Spitze agiert. "Elmas hat defensiv extrem hart gearbeitet und Milan das Leben schwer gemacht. Natürlich hätte Osimhen vielleicht mehr Möglichkeiten gehabt als jemand, der es nicht gewohnt ist, diese Position zu bekleiden, aber Elmas war wichtig für uns", so der 64-Jährige.

Spalletti: "Ich möchte meinen Spielern zu ihrer Leistung gratulieren"

Mit 16 Punkten Vorsprung führt Neapel die Serie A an - und lässt sich auch deswegen von seinem Weg offenbar nicht abbringen. "Wir gehen selbstbewusst ins Rückspiel", stellte di Lorenzo klar. Auch Spalletti lobte: "Wir hatten eine fantastische Einstellung und ich möchte meinen Spielern zu ihrer Leistung gratulieren. Sie haben das gebracht, was ich erwartet hatte."

Die harte zweite Gelbe Karte für André-Frank Zambo Anguissa traf Spalletti dagegen durchaus unerwartet. Die Ampelkarte für den kamerunischen Antreiber zwingt Neapels Trainer im Rückspiel zum Rotieren. "Es ist ein Jammer, dass wir Anguissa im Rückspiel nicht dabei haben, weil es meiner Meinung nach eine unfaire Entscheidung war", so Spalletti: "Zu diesem Zeitpunkt ist jeder Ausfall für uns ein Rückschlag, aber wir werden jemanden finden, der ihn ersetzt. Das haben wir schon die ganze Saison geschafft, sonst hätten wir nicht derartige Ergebnisse eingefahren."

Mit neuem Mut - und Torjäger Osimhen - will Napoli das Rückspiel angehen. "Er wird am Dienstag dabei sein", kündigte Spalletti bereits an. Eine Oberschenkelverletzung hatte den Nigerianer jüngst ausgebremst. "Ohne Osimhen verliert Neapel an Kraft, Fantasie und Durchsetzungsfähigkeit", titelte deswegen auch Tuttosport.

Wüsten Prügeleien der "Curva B"

Das Fan-Thema beschäftigt Spalletti derweil noch immer. Ausgerechnet beim jüngsten 0:4 gegen Milan in der Liga war es zu schweren körperlichen Auseinandersetzungen unter Napoli-Ultras der "Curva B" gekommen. Verbale Proteste gegen den umstrittenen Präsidenten Aurelio De Laurentiis hatten zu Misstönen und dann auch wüsten Prügeleien innerhalb der Fanszene geführt. In der Folge hörte man nur noch die Gästefans.

Wir wurden als Geiseln genommen.

Luciano Spalletti

"Ich bin mir nicht sicher, welche Stimmung wir nächste Woche erwarten dürfen", erklärte Spalletti am späten Mittwochabend: "Es tat mir sehr weh, unser Stadion beim Spiel gegen Milan so zu sehen. Wir gewinnen seit 33 Jahren mal wieder die Meisterschaft, hatten ein wichtiges Spiel und dann ist 'Jeder gegen jeden' - das werde ich nie verstehen."

Um seiner Mannschaft die nötige Unterstützung "zuzusichern", schickte der italienische Coach sogar eine "Drohung" in Richtung der Fans hinterher. "Wenn im Rückspiel das gleiche passiert, werde ich die Bank verlassen und nach Hause fahren. Weil das sind unerklärliche Dinge. Meine Spieler sind sensibel, was um sie herum passiert und diese Stimmung gegen Milan war absurd. Wir wurden als Geiseln genommen."

msc